Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Beginn der Kampfhandlungen waren vier SEALs ertrunken, als sie sich von einem Hubschrauber auf ein Boot abseilen wollten. Dieser Verlust war wegen seiner Sinnlosigkeit besonders bitter. Die Befreiung und Rettung von Generalgouverneur Scoon und der Einsatz gegen die Sendeanlage von Radio Free Grenada waren inzwischen zu Heldengeschichten in den Annalen der Special Warfare geworden. Unter Gormly hatte das Six seinen Wert bewiesen.
Bob Gormly hatte der Einheit inzwischen zwar seinen Stempel aufgedrückt, aber Marcinkos Erbe wirkte immer noch fort und war auch nicht so leicht zu überwinden. Nach dem Green Team wurden Sean, Moose, Rick und ich verschiedenen Assault Groups zugewiesen. Jede Einheit hatte in Grenada eine unterschiedliche Rolle gespielt und jede hatte ihren ganz eigenen Charakter und ihr besonderes Ethos. Als dienstältester Offizier unseres Lehrgangs bekam Sean das Kommando über eine Assault Group. Dabei war diese Aufgabe für einen frischgebackenen Six keineswegs leicht. Sean war nicht in Grenada dabei gewesen und musste sich erst einmal die Anerkennung seiner Leute verdienen. Aber diese Anstrengung sollte sich auszahlen. Unter Seans entschlossener Führung sollte seine Group später eine wichtige Rolle bei der Ergreifung der Entführer der Achille Lauro spielen.
Moose und Rick wurden einer zweiten Assault Group zugeteilt, die sich selbst »die Piraten« nannte. In ihren Unterkünften und Büros hing tatsächlich stolz die Seeräuberflagge mit dem Totenkopf und zwei gekreuzten Knochen. Die Piraten waren wahrscheinlich die härteste und verschworenste Assault Group des ganzen SEAL Team Six. Sie hatten bereits mehrere Offiziere abgesägt, sich jedoch in Grenada als ausgesprochen tapfer erwiesen. Was die Operationsfähigkeiten anging, standen sie niemandem nach. Die Piraten wurden zu dieser Zeit von einem äußerst talentierten und engagierten Offizier namens Bo kommandiert. Bo war ein früherer Army Ranger, ein Mann, der durch sein eigenes Beispiel führte. Moose und Rick waren also in guter Gesellschaft.
Ich wurde einer dritten Assault Group zugewiesen, die unter dem Kommando eines knallharten Revolverhelden namens Johnny Kellerman stand. Johnny war zwar auch aus Mississippi, aber in Stil und Temperament hätten wir unterschiedlicher nicht sein können. Johnny stammte aus dem Norden des Staates, aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Tupelo, in der die milden Küstenwinde, die französischen Weine und Käsesorten der Golfküste unbekannt waren. Johnny war stur, kantig und eigensinnig. Der Ausdruck »störrischer Redneck« wäre für ihn vielleicht sogar noch zu milde gewesen. Als ich in sein Team eintrat, erteilte mir ein zukünftiges Mitglied meiner Boat-Crew auf Spanisch eine bezeichnende Warnung.
» Es un hombre duro «, sagte er. Er ist ein harter Mann.
Ich sollte bald merken, dass dies eine gewaltige Untertreibung war.
Johnny Kellerman mochte ein harter Hund sein, aber er war auch einer der tapfersten und besten Offiziere, unter denen ich je gedient habe. Johnny war ein Pedant und Ordnungsfanatiker. Seine Assault Group war wahrscheinlich die am besten vorbereitete Einheit im ganzen Team. Johnnys Welt war das SEAL Team Six, und sein Lebenszweck war die Mission dieses Teams.
»Junge, wir sind hier, um Tangos zu töten«, pflegte er zu sagen. Tango stand im NATO-Alphabet für den Buchstaben T, war jedoch auch eine abschätzige Bezeichnung für »Terrorist«.
Wenn Johnny es mit seinem weichen Südstaatenakzent aussprach, bestand das Wort »Tango« sogar aus drei Silben. Die Extrasilbe wurde dabei wohl in eine Art persönliches linguistisches Kontokorrentkonto eingezahlt, denn genauso oft ließ Johnny eine Silbe auch einfach weg. So sprach er »Hawaii« »Haiwai« und »Chinese« »Chineee« aus. Als er erfuhr, dass ich aus Biloxi stammte, sagte er: »Junge, was ist bloß mit deiner Sprache passiert?«
Der zweite Offizier in meiner Assault Group war Ed Summers. Er stammte aus Florida und war früher Vollkontakt-Kickbox-Meister der Professional Karate Association gewesen. Er war ein großartiger Bursche, äußerst direkt, manchmal sogar barsch und bärbeißig, und er war einer der besten Schützen und Sportler im Team. Ed hatte vor, sein gesamtes Berufsleben beim Special Warfare Command zu verbringen. Er war zuvor bereits Zugführer eines SEAL Platoons und SDV-Pilot gewesen, bevor er zum Six kam. Wie Johnny stand Ed eine glänzende Karriere im Special Warfare Command bevor, über die man sich
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