Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
richtig.
Ein volles Missionsprofil
In einer Welt, in der Terrorattentate zu etwas ganz Alltäglichem geworden waren, brüstete sich Muhammad Zaidan, er werde auch auf diesem Gebiet neue Wege finden. Der unter seinem Kampfnamen Abu Abbas bekannte Zaidan war Mitglied des Exekutivrats der PLO, Vertrauter Jassir Arafats und Gründer und Führer der Palestine Liberation Front PLF. Abu Abbas inszenierte Gleitseglerattacken auf Israel und kam auf die Idee, mit bewaffneten Schnellbooten Schwimmer und Badegäste an den Stränden von Tel Aviv anzugreifen. Er war auf seinem Gebiet also höchst kreativ. Mit Arafats Zustimmung wählte Abu Abbas vier Männer aus seiner Organisation aus, die den ehrgeizigsten Terrorakt seiner Karriere durchführen sollten.
Zum Anführer dieser Operation bestimmte er Youssef Magied al-Molqi. Dieser Mann war nicht besonders helle, aber brutal und diensteifrig. Wie bei den Angriffen mit Gleitseglern und Schnellbooten litt auch dieser neue Plan bereits im Ansatz unter dem unterentwickelten Taktikverständnis, das Abu Abbas trotz all seiner Prahlerei kennzeichnete. Schlecht geplant und chaotisch ausgeführt, war Abbas’ Operation von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Wahrscheinlich war das al-Molqi in keiner Weise bewusst, und Abu Abbas konnte das ohnehin egal sein. Als Führer der Palästinensischen Befreiungsfront leitete er den ganzen Einsatz von seiner sicheren Hotelsuite aus.
Ziel des Anschlags war das italienische Kreuzfahrtschiff Achille Lauro .
Das Schiff war in einem fast so traurigen Zustand wie die Männer, die es zu kapern gedachten. Hätten Sie damals nach einem Schiff Ausschau gehalten, das seit seinem Stapellauf unter einem schlechten Stern gestanden hatte, dann hätten Sie sich zweifellos für die Achille Lauro entschieden. Der 192 Meter lange Dampfer war seit 1947 unter dem Namen Willem Ruys für die niederländische Koninklijke Rotterdamsche Lloyd unterwegs gewesen. Zuerst verkehrte er zwischen Rotterdam und Jakarta, später dann im Transatlantikdienst, beide Male jedoch mit mäßigem Erfolg. Im Jahr 1965 kaufte der italienische Schiffahrtsmagnat Achille Lauro das Schiff, das daraufhin den Namen seines neuen Eigners bekam. Angeblich bringt das Umtaufen eines Schiffs Unglück. Man hatte wohl vergessen, dies Signor Lauro mitzuteilen. Wenig später brach auf der Achille Lauro nach einer Explosion ein Brand aus. Das war jedoch nur der erste in einer ganzen Reihe von Unglücksfällen und Schicksalsschlägen. Im Jahr 1975 kollidierte die Achille Lauro in den Dardanellen mit dem libanesischen Viehfrachter Yousset , der daraufhin sank. Nicht alle Probleme des Schiffes waren jedoch nautisch bedingt. Die Lauro-Linie geriet bald in finanzielle Schwierigkeiten. Im Jahr 1982 wurde die Achille Lauro auf Teneriffa beschlagnahmt, weil die Eigentümer die fälligen Hafengebühren nicht bezahlt hatten. Mitte der 1980er-Jahre was das Schiff endgültig eine alte Dame, die nur noch für billige Kreuzfahrten im Mittelmeer eingesetzt wurde.
Am 7. Oktober 1985 kamen Youssef al-Molqi und seine drei Komplizen Ibrahim Abdel Atif, Ahmed al-Hassani und Bassam al-Asker im ägyptischen Alexandria an Bord der Achille Lauro . Der Großteil der 670 Kreuzfahrtpassagiere hatte das Schiff in Alexandria verlassen, um einen Tagesausflug zu den Pyramiden zu machen. Am späten Vormittag lichtete die Achille Lauro den Anker und fuhr ein Stück aufs Mittelmeer hinaus, um ein paar Stunden vor der Küste Ägyptens zu kreuzen. Am Abend wollte sie dann zurückkehren, um die Ausflügler wieder an Bord zu nehmen. Als das Schiff aus dem Hafen von Alexandria hinausdampfte, zogen sich al-Molqi und seine Kumpane in ihre Kabinen in der zweiten Klasse zurück und warteten.
Am Bord des Kreuzfahrtschiffes befanden sich zu dieser Zeit noch 90 Passagiere und 340 hauptsächlich italienische und portugiesische Besatzungsmitglieder. Zehn Passagiere waren US-Amerikaner, darunter der 69-jährige Leon Klinghoffer und seine Frau Marilyn. Während die Achille Lauro noch vor der ägyptischen Küste dümpelte, stürmten al-Molqi und seine Komplizen in den Hauptspeiseraum und schossen mit ihren Maschinenpistolen in die Decke. Sofort wurde der Brücke gemeldet, dass bewaffnete Männer die Kontrolle über das Schiff übernommen hätten.
So begann al-Malqis kurze Piratenkarriere.
Zum ersten Mal erfuhr die Welt von diesem Ereignis durch einen Notruf, der von einer Küstenfunkstation im schwedischen Göteborg aufgefangen wurde. Bevor die
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