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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Holzsplittern und Fischschuppen. Hickmans Kalaschnikows gingen mit ihm unter.
    Bis heute habe ich keine Ahnung, was mit den Männern passierte, die wir gefangen nahmen. Die Möglichkeiten reichen von Einkerkerung und Folter bis zur standrechtlichen Hinrichtung. Wenn sie Einheimische waren, wurden sie wahrscheinlich eher von ihren Familien freigekauft. Es ist unwahrscheinlich, dass irgendetwas, das einen Wert hat, in diesem Land nicht genutzt wird.
    Sie waren entweder Terroristen oder feindliche Militärs gewesen. Wenn sie Terroristen waren, war ihre Aktion meines Wissens die erste und einzige, bei der Terroristen Kampfschwimmer einsetzten. Kampfschwimmen ist eine Kunst, für die man viel Übung braucht. Übung kostet Geld. Kampfschwimmer werden von Staaten ausgebildet, nicht von finanzschwachen Tangos.
    Warum sie meinten, dass sie die Operation am helllichten Tag durchführen könnten, kann ich bis heute nicht begreifen. Vielleicht trauten sie sich nicht, es nachts zu machen. Vielleicht dachten sie, wir würden auf ihre Tarnung als einheimische Fischer hereinfallen. Viele Fragen und viel, was man nie wissen wird.
    Jedenfalls waren sie nicht mehr mein Problem. Sie waren weg, wahrscheinlich am falschen Ende von einem Stück Klavierdraht. Obwohl sie einheimischen Folterknechten übergeben worden waren, fühlte ich mich kein bisschen verantwortlich für ihr Schicksal. Sie hatten noch geatmet, als ich sie zuletzt sah.
    Texas Pete und die Landungsfahrzeuge waren in Sicherheit und ich würde keine schlaflose Nacht verbringen, weil ich über das Schicksal der vier Feinde nachgrübelte. Wer den Froschmann spielt, geht eben ein Risiko ein.
    Als wir wieder auf das Schiff kamen, ließ ich mich über eine sichere Frequenz mit dem Flaggschiff verbinden. Ich berichtete über die Festnahme und die Übergabe der Gefangenen. Ich fügte hinzu, dass wir das Boot versenkt hätten, weil wir nicht gewusst hätten, was wir sonst damit anfangen sollten. Der Verbindungsoffizier der Flugzeugträgerkampfgruppe schrieb für den Admiral einen Bericht über den Zwischenfall. Ich bekam weder Bericht noch die Funkprotokolle über das Ereignis je zu Gesicht. Ich schrieb ehrenvolle Erwähnungen für Cheese, Rudi und Dave, aber es bewirkte nichts. Sie bekamen keine offizielle Anerkennung. Wie alles andere bei diesem Zwischenfall wurde auch mein Lob unter den Teppich gekehrt.
    Fünf Monate später bekam ich eine Navy Achievement Medal. In der beigefügten Urkunde hieß es im Wesentlichen, ich sei ein ernsthafter und sorgfältiger junger Offizier und hätte meine Aufgabe, für die Sicherheit der Kampfgruppe zu sorgen, gewissenhaft erfüllt. Weder die Männer, die wir gefangen genommen hatten, noch das Boot, die Waffen oder die Minen wurden erwähnt.
    Die Medaille kam in einer mit blauem Kunstleder überzogenen Schachtel, komplett mit Reversnadel, damit ich sie auch mit Zivilkleidung tragen konnte. Ich fragte mich, ob sie der Richtige bekommen hatte.

Übergang
    Ich lag seit ein paar Minuten im Graben und der Regen trommelte auf mein Gesicht. Das Letzte, woran ich mich klar erinnern konnte, war, wie ich auf der Hecktreppe der 727 gestanden hatte. Ich erinnerte mich an die anderen Springer vor mir, an das Donnern der Triebwerke und an die Stimme in meinem Kopfhörer, die »GO! GO! GO!« schrie.
    Dann fiel mir alles wieder ein: der Sprung von dem Passagierflugzeug und der wilde Sturz durch die Luft. Ich erinnerte mich, wie ich mit dem Kopf voraus fiel und sich unter mir Virginia Beach drehte. Die Straßenlampen waren weiß und ockergelb und die Straßen glänzten nass vom Regen. Verschwommen kam mir meine Fallschirmfehlfunktion ins Gedächtnis. Seltsam: Als ich mich daran erinnerte, sah ich mich fallen, sah, wie ich strampelnd an den Leinen hing und mich rasend schnell drehte, als sich nur der halbe Schirm öffnete. Ich erinnerte mich daran, als hätte ich es von einem festen Punkt außerhalb meines Körpers aus gesehen. Es war wie ein Film: Szenen aus dem Leben einer anderen Person. Ich beobachte mich selbst, wie ich hinabfiel, durch brodelnde graue Wolken immer weiter auf die Landungszone zu. Die Erinnerung an meinen Fall schimmerte wie ein Trugbild in meinem Hirn.
    Ich lag ausgestreckt im Graben, das rechte Bein zurückgebogen, Wade und Fuß unter den linken Schenkel gedreht und vom Gewicht meines Rucksacks an den Boden gepresst. Ich versuchte, mich aufzusetzen, und spürte einen stechenden Schmerz in den Rippen. Ich zog die Schnellentriegelung, die den

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