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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Rucksack von seinen Befestigungspunkten löste, und schob ihn von meinen Beinen herunter. Dann drehte ich mich auf den Bauch und kam langsam auf Hände und Knie. Ich machte ein paar tiefe Atemzüge. Meine Rippen brachten mich fast um, aber alles andere schien zu funktionieren.
    Jetzt spürte ich das nasse Gras und den Dreck unter den Händen. Meine Finger pochten und ich zuckte zusammen, als mich ein Regentropfen direkt auf ein Nagelbett mit abgerissenem Fingernagel traf. Ich schnippte das schwarze Blut von meinen Fingerkuppen. Der Schmerz war mir völlig egal. Ich war am Boden, und ich war am Leben.
    Ich raffte meinen Schirm zusammen und hinkte zur Straße. Irgendwo hinter mir grollte der Donner. Unwillkürlich schaute ich in den Himmel hinauf. Die Wolken waren schwer und niedrig und trieben schnell dahin. Ich schaute hinauf zu dem Ort, wo ich gewesen war, einem Ort unmittelbar über dem grauen, wirbelnden Nebel. Ich hatte das Gefühl, von einer Leiter gefallen zu sein.
    Scheinwerfer tauchten im Regen auf und erfassten mich kurz. Es war einer der Suburbans von der Landungszone. Die Reifen des schweren Wagens zischten über den nassen Asphalt, als er eine Vollbremsung machte. Das Fenster war offen. Am Steuer saß Hoser. Er hatte immer noch seinen Jumpsuit an. Seine Dreadlocks waren nass und er sah ganz verstört aus.
    »Lieber Gott, Chuck«, er sah mich verächtlich an. Ich stand an der Straße, fast 1 Kilometer von der Stelle entfernt, an der ich hätte landen sollen. »Steig ein«, grollte er, »jemand hatte einen Totalversager und ist in die Bucht gestürzt.«
    Ich grinste, als ich zur Hecktür des schweren Geländewagens ging.
    »Entspann dich«, sagte ich. »Das war ich.«
    Die anderen Springer hatten mich an der Formation vorbeifallen sehen. Sie sahen, dass mein Schirm nicht aufging, weil sich seine Tasche nicht öffnete. Sie riefen einander die Information zu, als ich in der Wolkendecke verschwand. Niemand hatte gesehen wie sich mein Schirm doch noch geöffnet hatte, und niemand hatte gesehen, wie ich mit dem Wind auf den Strand geknallt und über die Straße gezogen worden war. Sie hatten sich in der Landungszone versammelt und festgestellt, dass Coyote und ich fehlten. Coyote wurde gesund und munter auf dem Weg zurück zur Zone gefunden. Er war etwas zu weit geflogen und hinter dem Picknickplatz gelandet, der neben einem der Fußballfelder lag.
    Damit fehlte nur noch einer, und ich war jetzt auch da, ziemlich ramponiert, aber froh, am Leben zu sein.
    Hoser musterte mein Fallschirmsystem, als ich den Klumpen hinten ins Auto warf. Der Twinkie baumelte frei neben seinem Klettverschluss, ein stummer Zeuge, wie knapp ich mit dem Leben davongekommen war.
    »Hast du deine Reißleine weggeworfen?«, fragte er.
    Ja, das hatte ich. Im Notfall der erste Schritt. Wenn mein Sprung gut gegangen wäre, hätte ich die Reißleine, nachdem sich der Schirm geöffnet hatte, um ihren Griff gewickelt und sie in meinem Anzug verstaut, während ich herunterkam. Nun jedoch lag sie irgendwo auf dem Grund der Little Creek Cove. Es war nach mehr als 300 Sprüngen das erste Mal, dass ich meine verloren hatte. Wenn einem Teammitglied das passierte, musste es einen Kasten Bier zahlen. Das würde ich an diesem Abend im Raven gerne tun.
    Nach einer wilden Abschiedsparty, die man bei der Navy »Hells and Farewells« nennt wurde ich am folgenden Tag offiziell entlassen. Ich leerte meinen Käfig und meinen Schreibtisch. Dann machte ich einen Rundgang durch die Gebäude und verabschiedete mich von meinen Freunden. Sie wünschten mir herzlich alles Gute, aber sie sahen mich irgendwie schief an. Ich war kein Schütze mehr; ich gehörte nicht mehr zum Stamm. Ich war draußen. Ich hatte das eine getan, was ein SEAL nie tun darf. Ich hatte aufgegeben. Und jetzt war ich schon eine Erinnerung, obwohl sie mir noch die Hand gaben, Witze rissen und mir auf die Schultern klopften. Ich hatte mich selbst von ihnen entfernt.
    Lenny und Dougie machten die Nachbesprechung mit mir, etwas ernster als sonst, weil ich in die wirkliche Welt zurückkehrte. Ich ging raus und würde draußen bleiben. Ich übergab ihnen meine militärischen Ausweise und mehrere Pässe. Einen durfte ich behalten, ein einfaches ziviles Exemplar. Mit den »sauberen« Papieren war ich nicht gereist. Ich sah zu, wie die anderen Papiere »UNGÜLTIG« gestempelt wurden. Schließlich ging ich in das Büro des Captains. Ich las und unterzeichnete meinen Fitnessreport, den Bericht über meine

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