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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Diese Kadermitglieder gaben uns nie einen Rat und begegneten uns mit keinerlei Sympathie. Sie waren nur da, um uns zu beobachten und sicherzustellen, dass wir bei der Einsatznachbesprechung nicht logen, dass sich die Balken bogen. Bei den SEALs kennt man den Spruch: »Betrüge, wenn du musst, aber lass dich nicht erwischen.« Die Lane Graders machten jeden Betrug unmöglich. Wenn zu der Operation ein Geländemarsch von über 10 Kilometern gehörte, gingen die Lane Graders die ganze Zeit neben uns her, um sicherzustellen, dass wir keine Lastwagen »stahlen«. Normalerweise wurden wir sogar ermutigt, uns mit allen Tricks einen Lastwagen zu beschaffen. Die Lane Graders sollten allerdings dafür sorgen, dass unsere unkonventionellen Einfälle nicht die Bodenhaftung verloren.
    Das Wichtigste, was ich vom Senior Chief lernte, war, was es heißt, ein Führer zu sein. Er lehrte mich, dass meine Männer zwar Sturmgewehre trugen, dass aber das gesamte Platoon meine Waffe war. John Jaeger brachte mir bei, wie ich für die Männer unter meinem Kommando Sorge tragen musste, aber gleichzeitig sicherstellte, dass das Team-Konzept immer an erster Stelle stand. Der Zug benötigte Munition, Funkgeräte, Batterien und Panzerabwehrwaffen. Die Männer brauchten jedoch auch Nahrung, Schlaf, Lob, Disziplin, Informationen und jemanden, der sich für sie verantwortlich fühlte. »Kümmere dich um die Jungs«, pflegte er zu sagen, »und sie werden sich um dich kümmern.« Gerade einfache, kleine Dinge waren entscheidend. Iss als Letzter und erst, wenn alle Männer etwas zu essen bekommen haben. Kauf ihnen ab und zu ein Bier. Lobe sie öffentlich, aber tadle sie unter vier Augen. Übernimm nach oben die Verantwortung, wenn etwas schiefläuft. Erkundige dich auch nach der Meinung der Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade, und vor allem: weise Einzelnen von ihnen bei einer Mission ganz bestimmte Teilaufgaben zu. Volle 50 Prozent der Offiziere in SEAL-Teams sind Mustangs, Männer, die zuerst als Unteroffiziere oder Mannschaftsdienstgrade dienten und sich ihren Führungsrang durch Leistung und Hingabe verdient haben. Dieser Prozentsatz ist höher als bei jeder anderen Teilstreitkraft des US-Militärs. Der Grund dafür ist einfach. Die Jungs sind höchst motiviert. Offiziere kommen und gehen, aber die Unteroffiziere und Mannschaften bilden das Rückgrat und die Erfahrungsgrundlage des Teams. Sie brauchen kein Mikromanagement, sie brauchen Führung. Oft ist es nur nötig, sie aufzumuntern und in die richtige Richtung zu lenken. John lehrte mich, dass meine Männer mir vertrauen würden, wenn ich ihnen vertraute.
    Gegen Ende des AOT wurden unsere Trainingsoperationen mit einer jährlichen Übung der Army-Spezialtruppen koordiniert, einem in mehreren US-Staaten stattfindenden Manöver, an dem auch andere Teilstreitkräfte teilnahmen und dessen Codename Robin Sage war. Die Army benutzte Robin Sage traditionell als Abschlussübung für ihre Green-Beret-Anwärter. Die Green Berets gelten als unsere Entsprechung bei der Army, dabei ergänzen sich unsere Aufgaben eher, als dass sie sich überschneiden.
    Die Green Berets sind auf die Organisation und das Training einheimischer Kräfte im jeweiligen Einsatzland spezialisiert. Sie springen über weglosen Dschungeln ab und bilden zum Beispiel einheimische Stammesangehörige wie die Montagnards im Vietnamkrieg zu Milizeinheiten aus. Die Special Forces der Army konzentrieren sich auf die Ausbildung anderer, denen sie alles von den Grundlagen der Schießkunst bis zu fortgeschrittenen Infanterietaktiken, Sabotageaktionen und Attentaten beibringen. Diesen Prozess bezeichnet man als »Kräftemultiplikation«. Ein einziger Green Beret trainiert ein Dutzend Männer und diese Dutzend Männer dann weitere zwölf Dutzend. Die Special Forces sind natürlich auch selbst zu direkten Einsätzen fähig. Selbstverständlich muss man die schwarzen Künste des Krieges beherrschen, um sie anderen beibringen zu können. Historisch gesehen lassen sich die Green Berets als Nachfolger des OSS im Zweiten Weltkrieg betrachten. Ihr Job ist es, Widerstandsgruppen auszubilden und zu organisieren und Partisanen hinter den feindlichen Linien zu unterweisen.
    Auch die SEALs wuchsen aus den Kampferfahrungen des Zweiten Weltkriegs heraus. Ihre Vorgänger waren die CDUs, die Combat Demolition Units, der Navy, die vor der Invasion die Strände der Normandie säuberten, und die Underwater Demolition Teams, deren Scouts und Raiders die Japaner

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