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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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vorderen Ende einer Würgezange im Feuer um.
    »Ich sehe, Sie haben auch eine Kaffeedose dabei, oder so, Mr Pfarrer«, sagte er.
    »Jawohl, Senior Chief.«
    »Wofür werden Sie die denn benutzen?«, fragte er.
    »Um Wasser heiß zu machen«, antwortete ich.
    »Oh.«
    Erst jetzt bemerkte ich, dass das obere Ende der Kaffeedose des Senior Chiefs mit Aluminiumfolie verschlossen war. Während ich darauf wartete, dass mein Wasser endlich kochte, drang mir ein köstlicher Geruch in die Nase. In meiner Dose kochte Wasser, aber die des Senior Chiefs war eine Art Schmortopf. Tatsächlich sotten zwei Wachteln darin, die mit wilden Zwiebeln und frisch gesammelten Morcheln gefüllt waren. In einer Plastikschüssel neben seinem Bein wartete ein Salat, den er aus wilder Brunnenkresse und Rohrkolbenwurzeln zubereitet hatte. Jaeger wusste, wie man sich hervorragend und schmackhaft von den Produkten ernährt, die einem Land und Natur boten. Man hätte ihn im guten Sinne einen Naturschnorrer nennen können. Später konnte ich beobachten, wie er in jedem Ozean und jeder Umgebung der Welt Delikatessen, kleine Köstlichkeiten und manchmal auch ziemlich verrückte Dinge einfach so sammelte oder pflückte. Dazu gehörten Seetang, Muscheln, winzige wilde Erdbeeren, Sassafraswurzeln, Yucca-Pflanzen, Fische, Vögel und Schnecken, Hickory-Nüsse und wilde Ananas. All das landete in seinem Topf und wurde zu einem Wunder an Camp-Haute-Cuisine. Für mich war er wie Euell Gibbons, der Biokost-Guru aus dem TV, nur mit einem Sturmgewehr …
    Ich stocherte in meinen Bohnen und Dosenwürstchen herum, während der Senior Chief Wachteln aß und Bier trank. Das Feuer knisterte und knackte.
    »Wie hat Ihnen der heutige Ausflug gefallen?«, fragte er.
    »Ganz angenehm«, sagte ich.
    »Wenn Sie das heute mochten, Sir, dann werden Sie das morgen noch viel mehr mögen, oder so« Ich sah, wie er sich die Finger ableckte.
    Er hatte recht. Ich mochte den morgigen Tag und auch den nächsten. Jaeger mochte zwar immer noch keine FNGs und es dauerte eine ganze Weile, bis er mich akzeptierte. In meiner AOT-Abteilung gab es noch einen anderen Offizier, einen Typen, den wir »Dwight Light« nannten. Dwight war ein flachsblonder, einsatzfreudiger und sympathischer Ensign, der eine Klasse hinter mir, in der 115, das BUD/S bestanden hatte. Dwights Haar war fast so hell wie Schnee, was in seinem Job nicht unbedingt von Vorteil war. Während ein Kopftuch genügte, um meine rötlichen Locken bei einem Einsatz zu verbergen, leuchtete Dwight aufgrund seiner Haare in der Dunkelheit wie eine Taschenlampe. Wenn man ihn durch ein Nachtsichtgerät beobachtete, glühte Dwight wie ein Licht. So kam er zu seinem Spitznamen Dwight Light .
    Dwight Light und mir wurde allmählich bewusst, dass es nur eine Sache gab, die der Senior Chief noch mehr verabscheute als frischgebackene Offiziere, und das waren schnieke Absolventen von einem Elite-College. Und wenn man in einem Film einen solchen zu besetzen gehabt hätte, wäre Dwight Light der ideale Kandidat gewesen. Er war in Darien, Connecticut, aufgewachsen, sprach mit einem leicht affektierten »elitären« Akzent und hatte es während seiner Studienzeit an der Penn State University in die US-Auswahl der besten Squash-Spieler geschafft. Dwight bekam bald den ganzen Druck ab, der nun ausnahmsweise nicht mir galt. Am Ende konzentrierte sich Jaegers gesamter Groll auf ihn. Bei Kompass-Orientierungsmärschen mussten wir die weitesten Entfernungen zurücklegen und auch die schwierigsten Sprengungen und längsten Schwimmstrecken wurden uns aufgebrummt. Wir schimpften, jammerten oder beklagten uns jedoch nie. Wir taten es einfach. Dwight Light bewies bereits während diesem AOT seine körperliche und mentale Stärke. Nach seiner Navy-Zeit sollte Dwight Collins, wie sein bürgerlicher Name lautete, dann die ganze Welt überraschen, als er den Weltrekord für die Atlantiküberquerung allein mit menschlicher Körperkraft aufstellte und dabei die fast 4800 Kilometer von New London, Connecticut, nach Irland mit einem Tretboot zurücklegte.
    Mit Dwight sollte der Senior Chief nie richtig warm werden, aber ich konnte sein Missfallen schließlich doch noch überwinden. John Jaeger wurde sogar mein Sea Daddy. Ein Sea Daddy ist ein Mentor, der dich mit allem Nötigen vertraut macht und dich alles lehrt, was man in einem SEAL-Team von dir erwartet. Man hätte ihn jedoch kaum mit Yoda verwechseln können, und ich war ganz bestimmt kein Luke Skywalker. Seine

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