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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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auf den Bootsschläuchen möglichst klein machten. Es war weder ein Licht noch ein Stern zu sehen. Nur in unserem Kielwasser gab es einen ganz schwachen, durch Biolumineszenz hervorgerufenen Schimmer. Ich hielt den Kurs und versuchte, mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen.
    Nach etwa anderthalb Stunden kam die Küstenlinie in Sicht. Sie war jedoch kaum zu sehen. Das flache Gelände war nur ein kleiner Strich am Horizont. Wenn ich nicht meine Position durch Koppelpeilung ermittelt hätte, hätte ich keine Ahnung gehabt, dass wir ihr uns überhaupt näherten. Steuerbord war die Küste wohl in einen dünnen, niedrigen Nebel eingehüllt. Nirgendwo war ein Licht sehen. Die Miskitoküste war – und ist bis heute – eine verlassene, arme Gegend. Es gab kein einziges Leuchtfeuer oder die Lichter irgendwelcher Behausungen, die uns den Eingang zur Lagune gewiesen hätten. Nachdem ich über 30 Kilometer einer Kompasspeilung gefolgt war, hoffte ich trotzdem, am richtigen Ort zu sein.
    Ich schaltete den Motor in den Leerlauf und lauschte. Vom Ufer drang ein ständiges Geräusch herüber, das wie ein tiefes, ununterbrochenes Donnern klang. Gelegentlich kam noch ein lauteres Geräusch hinzu, ein hohles Dröhnen, das sich mit dem allgemeinen Getöse mischte. Ich wusste, dass dies das Brausen der Brandung war, einer gewaltigen Brandung, die sich in der Mündung des Kanals brach, der in die Lagune führte.
    Selbst hier draußen, 300 bis 400 Meter vor der Küste, waren die Wellen haushoch. Als wir auf den Kamm einer solchen Woge emporgehoben wurden, konnte ich in mittlerer Entfernung das Ufer erkennen. Auf dem Kamm einer zweiten Riesenwelle erblickte ich eine Lücke in der Baumlinie. Das war die Lagunenmündung. Ein 360 Meter langer und 280 Meter breiter Kanal verband die Laguna de Caratasca mit dem Meer. Irgendwo innerhalb der Brandungszone lag die Nehrung und der Eingang in die Bucht.
    Wieder erklang dieses kurze, aber gewaltige Dröhnen, das sich wie ein gar nicht so weit entfernter Kanonenschuss anhörte. Die Wellen in der Nachbarschaft der Nehrung prallten gegen den Gezeitenstrom, der aus dem Kanalende herausströmte. Es war ein gewaltiges Schauspiel. Aber ich war nicht allzu sehr besorgt – noch nicht. Ich hatte Sichtverbindung zur Kanalmündung. Ich musste jetzt nur noch dafür sorgen, dass keine Welle über uns zusammenbrach und dass ich den Eingang erwischte.
    Plötzlich tauchte ein neues Problem auf. Wieder begann es wie aus Kübeln zu schütten. Innerhalb von Sekunden sank die Sicht auf unter 90 Meter. Ich wies Bubba an, sich umzudrehen und das Meer im Auge zu behalten, während wir unseren Weg zum Kanal suchten. Er hielt nach der »Big Kahuna« Ausschau, der Killerwelle, die sich weit vor den restlichen Wellen brach. Wenn uns eine solche Welle von hinten erwischte, kämen wir in große Schwierigkeiten. Obwohl der Zodiac auf keinen Fall sinken würde, könnte er doch kentern oder sich überschlagen und dabei uns und unsere Ausrüstung herausschleudern und unser Funkgerät unter Wasser und damit außer Gefecht setzen. So desolat wollte ich auf keinen Fall in Honduras ankommen.
    Unsere Aufgabe war es jetzt, den Rand der Brandungszone zu finden. Dort würden wir warten, bis wir die zeitliche Abfolge mehrerer Wellenreihen festgestellt hatten. Danach mussten wir das Ende einer niedrigeren Wellenreihe erwischen und versuchen, in einer Wellenpause die Brandungszone zu passieren. Das klang leicht. Aber die schlechte Sicht war nicht unser einziges Problem. Es herrschte Ebbe und ein etwa 5 Knoten schneller Wasserstrom floss den Kanal hinunter. Die Laguna de Caratasca ist mehr als 40 Kilometer lang und 8 Kilometer breit. Diese ganze Wasserfläche ergoss sich jetzt bei Ebbe durch eine 280 Meter breite Öffnung ins offene Meer. Sich gegen diesen Gezeitenstrom von der Nehrung fernzuhalten, würde ein gerüttelt Maß an Bootssteuerkünsten erfordern.
    Und es galt noch etwas zu beachten. Wenn die Brandungswellen auf die Ebbeströmung prallten, konnten sie zu etwas werden, das Surfer als »Close-out-Welle« bezeichnen. Die meisten Wellen brechen auf vorhersehbare Weise, während die Close-outs fast ohne Warnung und Ansatz brechen. 200 Meter breite Wellensektionen knickten um und überschlugen sich gleichzeitig in ihrer gesamten Länge. Dabei sandten sie eine Wand aus weißer Gischt durch den ganzen Kanal. Das kurze Dröhnen, das wir immer wieder hörten, war das Geräusch, das diese monströsen Wasserfluten verursachten.
    Ich

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