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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Bord der Fairfax County würde ich eine hydrografische Karte der Landungsstelle vorlegen.
    Der Commodore teilte uns mit, dass die Boulder vorerst weit draußen im offenen Meer bleiben und erst am Morgen der tatsächlichen Landeoperation mit ihren Truppen und Landungsfahrzeugen vor der Küste erscheinen werde. Dies sei vielleicht keine große Überraschung für die Nicaraguaner, aber vielleicht doch eine kleine.
    Wir flogen mit dem Hubschrauber zurück zur Fairfax County , und ich brachte meine Jungs auf den neuesten Stand. Am nächsten Morgen überprüfte ich Waffen und Ausrüstung und konsultierte noch einmal die Karten. Um genau 14.00 Uhr war Befehlsausgabe. Dabei machte ich die Männer mit allen Einzelheiten unserer Operation bekannt, was insgesamt fast zwei Stunden dauerte. Die SEALs neigen dazu, in ihren Briefings auch noch die kleinste Kleinigkeit zu erwähnen. Wir planen deshalb so gründlich, weil die Operationen kaum jemals so verlaufen, wie wir es erwarten.
    Diese hier sollte keine Ausnahme werden.
    Eine Stunde nach Sonnenuntergang näherte sich die Fairfax County bis auf 30 Seemeilen der Küste und nahm dann Kurs nach Südosten. Dabei blieb sie stets innerhalb der üblichen Schifffahrtsrouten. Auf jeden, der sie auf dem Radarschirm beobachtete, würde die Fairfax County wie ein langsam fahrender Küstenfrachter wirken und nicht wie ein Kriegsschiff der US-Navy, das gerade einen Aufklärungstrupp absetzte. Das hofften wir zumindest.
    Um 20.30 Uhr verließen wir unsere Bereitschaftsräume und zogen unser F-470-Zodiac-Gefechtsschlauchboot zu dem riesigen Tor am Achterende des flutbaren Welldecks hinüber. Als sich das Tor geöffnet hatte, schwappte Wasser in das Welldeck hinein und das hohle Stahltor dröhnte, als die hohen Wellen dagegenschlugen. Wir zogen unser Boot die Rampe hinunter, wobei wir unsere Bewegungen mit den heranbrandenden Wellen koordinierten.
    Die Bugleine des Zodiac war an einer Klampe festgemacht. Aus diesem Grund wurden wir noch eine gewisse Strecke von der Fairfax County in ihrem Kielwasser mitgezogen, während wir unsere Ausrüstung und Waffen festzurrten und den Außenbordmotor testeten. Unsere Nachtsichtbrillen, Markierungsbojen, Funkgeräte, Rucksäcke sowie unsere persönlichen Waffen sicherten wir mit Karabinerhaken. Wir arbeiteten, ohne zu sprechen. Das einzige Geräusch war das Wasser, das an den Stahlflanken des riesigen Schiffes vorbeizischte.
    Die Nacht war stürmisch und von Westen fegten heftige Böen über das Wasser. Nur ganz selten riss die Wolkendecke auf. Dann ließ sich kurz ein heller Viertelmond sehen. Dabei war ein gleißender, hoch stehender Mond ganz und gar nicht in unserem Sinn. Gelegentlich beleuchtete er uns und das Schiff, aber wir waren für den Sturm und die Böen dankbar. Angeblich sollte das Wetter die ganze Nacht so anhalten, was uns durchaus recht sein konnte. Die Sicht in diesem Regen betrug oft kaum 90 Meter. Das waren perfekte Verhältnisse, wenn wir unser Ziel unentdeckt erreichen wollten.
    Schließlich nickte ich dem Welldeck-Offizier zu: Wir waren bereit zum Ablegen. Wir lösten die Bugleine, und unser Zodiac fiel in das silbrige Kielwasser des Schiffes zurück. Ich zog das Ruder zu mir herüber, wir bogen nach Westen ab und durchpflügten die Spitze einer riesigen, rollenden Woge. Das Heck des Schiffs verloren wir aus den Augen, als sich die Welle zwischen ihm und uns erhob. In wenigen Augenblicken war das LST in Regen und Dunkelheit verschwunden. Ich wusste, dass die Fairfax County weiterhin so tun würde, als sei sie nur ein unschuldiger Küstenfrachter. Ich hielt strikt den Kurs 170 ein. Irgendwo jenseits des dunklen Horizonts lagen die honduranische Küste, die Barra de Caratasca und unser Operationsgebiet.
    Wir waren immer noch 20 Seemeilen von der Küste entfernt und deshalb vom Ufer aus unsichtbar. Wir waren nur ein kleiner schwarzer Fleck auf einem unendlich großen und dunklen Ozean. Wir hatten elf Stunden Zeit, um zu unserem Zielort zu gelangen, unsere Aufklärungsmission durchzuführen, wieder abzuziehen und uns vor der Küste an einer festgelegten Stelle im Meer mit der Fairfax County zu treffen.
    Bis dahin waren wir auf uns allein gestellt.
    Wir pflügten nach Südosten und tuckerten dabei die riesigen Wellen hinauf und hinunter. Zeitweise fuhren wir durch helles Mondlicht, dann wurden wir wieder von kalten, dunklen Regengüssen durchnässt. Ich saß im Heck und bediente den Außenbordmotor, während Dave, Bubba, Stan und Tim sich

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