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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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studierte die Wellen und wartete auf eine Öffnung.
    »Das kann heiter werden«, sagte Dave in ruhigem Ton.
    Ich drehte mich um und schaute nach hinten. Ein halbes Dutzend turmhohe Wellen rollten auf uns zu, ohne dass man vorerst etwas hören konnte. Je näher sie uns kamen, desto höher wurden sie. Ich drehte das Boot um 180 Grad, ließ den Motor aufheulen und fuhr seewärts. Der Zodiac stand fast senkrecht, als uns die erste Welle hob. Sie war ein wahres Monster. Ich drehte das Ruder nach Backbord und steuerte auf die niedrige Schulter der nächsten Welle zu, als der erste Brecher an der Nehrung wie eine Unterwasserbombe explodierte.
    Heilige Scheiße. Ich schaute Bubba an. Für einen Jungen aus den Wäldern von Tennessee schienen ihn die Wellenberge nicht allzu sehr zu beeindrucken, die uns beinahe zum Kentern gebracht hatten. Dabei war mir der Gedanke kein großer Trost, dass er womöglich die Gefahr nicht erkannte.
    Ich stand auf und starrte in die Dunkelheit hinaus. Die gewaltige Wellenfront war an uns vorbeigeschäumt. Wenigstens hoffte ich das. Ich musste in der relativen Ruhe zwischen zwei Fronten die Brandungszone durchqueren. Aber welche von diesen Fronten? Und wie sollte ich erkennen, wann ich ohne größere Gefahr losfahren konnte?
    Plötzlich hörte der Regen auf, als ob jemand den Wasserhahn zugedreht hätte. Der Mond kam heraus und beleuchtete die Lagune jenseits der Nehrung. Der Weg vor uns war frei. Das hinter uns liegende Meer war jetzt ebenfalls beleuchtet.
    »Mein lieber Herr Gesangsverein«, rief Bubba.
    Dieses Mal war er beeindruckt. Hinter uns türmte sich an dem am weitesten vorgeschobenen Teil der Nehrung eine riesige Wellenreihe auf. Das waren sie, Big Kahuna und ihre Kumpel. Wir waren noch 100 Meter von der Kanalmündung entfernt. Diese Wellen waren die höchsten, die wir in der ganzen Nacht gesehen hatten. Dieses Mal konnten wir uns nicht seewärts drehen und auf diese Weise über sie hinwegsteuern. Ob wir wollten oder nicht, wir mussten den Kanal erreichen. Und zwar gleich.
    »Okay, packen wir’s«, sagte ich. Als ob wir eine Wahl gehabt hätten. Ich steuerte mit dem Zodiac direkt auf die Küste zu.
    Als wir in die Brandungszone hineinfuhren, gab ich Vollgas. Ich hielt das Boot, so gut es ging, in dem flachen Bereich zwischen der letzten Welle der ersten und der ersten Welle der neuen Front. Eine 30 Zentimeter dicke Gischtschicht tanzte auf dem Wasser um das Boot herum. Hinter uns traf die erste riesige Wellenwand auf Grund und türmte sich in die Höhe.
    Die Welle brach wie in Zeitlupe. Der vorderste Rand der herunterbrechenden Woge war 60 Zentimeter dick und zog beim Fallen eine ganze Gischtwolke hinter sich her. Als die Welle auf die Nehrung prallte, konnten wir das Donnern in unserer Brust spüren. Direkt dahinter brach eine weitere Welle. Und dann noch eine. Diese Wellen brachen bereits 230 Meter vor der Uferlinie und rollten uns als 3 Meter hohe schneeweiße Wasserwälle entgegen. Die Brecher rasten so schnell auf uns zu, dass sie den Abstand zwischen den Reihen schneller schlossen, als ich es für möglich gehalten hatte.
    Ich gab wieder Vollgas und überholte die Weißwassergischt direkt vor uns, die die letzte Welle der ersten Front zurückgelassen hatte. Der Zodiac bäumte sich kurz auf und fiel dann wieder 1,50 Meter nach unten, als wir auf der Auslaufwelle aufsaßen. Wir surften jetzt, allerdings leider nicht auf einem Surfbrett. Stattdessen saßen wir in einem Schlauchboot, das mit Männern und Ausrüstung mindestens 500 Kilogramm wog. Es war also so wenig wie ein Kipplaster mit vier platten Reifen.
    Die gute Nachricht lautete, dass wir genau in der Mitte des Kanals surften. Die schlechte, das die Big Kahuna immer noch näher kam, und zwar schnell. Ich hielt das Steuerruder so ruhig, wie ich konnte. Jede leichte Wendung nach rechts oder links konnte das Boot zum Kippen bringen und aufs Ufer schleudern. Ich steuerte und biss die Zähne zusammen.
    Die Welle holte stetig auf. Selbst gebrochen war sie höher und schneller als die Welle, auf der wir ritten. In meinen Tausenden von Surferstunden hatte ich gelernt, dass eine gebrochene Welle gewöhnlich eine andere nicht überholte. Ich wusste jedoch auch, dass sie es gelegentlich doch tat. Wenn das passierte, war die »verdoppelte Welle« größer und sogar noch unberechenbarer. Allerdings hatte ich weder Zeit noch Lust, irgendwelche Berechnungen anzustellen. Wir waren endgültig in der Kanalmündung angekommen, und ich konnte

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