Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
links und rechts von uns Strände, Wälder und Mangroven sehen. Ich wusste, dass die Welle irgendwann auslaufen musste. Und zwar bald.
Tatsächlich begann die weiße Wasserwand hinter uns nachzugeben und immer niedriger zu werden, bis sie unter uns völlig verschwand.
Auf dem rechten Ufer standen ein paar roh zusammengezimmerte Fischerhütten. Auf meiner Karte hieß der Ort Barra de Caratasca. Es war keine Stadt, nur eine Ansammlung von Hütten. Nirgends brannte Licht, aber ich wollte auch nicht gesehen werden – von niemandem. Ich steuerte den Zodiac auf die linke Kanalseite hinüber und verringerte die Geschwindigkeit. Wir verließen endgültig die Brandungszone und tuckerten in die Dunkelheit des Mangrovenwaldes hinein.
Wir hatten es geschafft.
Ich schaute mich im Boot um. Bubba hatte seine Kappe nach hinten geklappt wie Gabby Hayes. Dave wusste als alter Surfer, wie knapp es gerade gewesen war.
Er rollte die Augen. »Cowabunga«, ließ er den bekannten Surferruf hören.
Keiner lachte. Jeder wusste, dass wir die Brandungszone noch einmal durchqueren mussten, wenn wir heimkehren wollten.
Ich befahl Dave, der Fairfax County über Funk mitzuteilen, dass wir in unserem Operationsgebiet angekommen waren. Ich hörte, wie er ins Mikrofon sprach: »Long Bow, hier ist Garfish. Susan, over.« Dave hielt den Daumen nach oben, als das Schiff unsere Botschaft bestätigte.
Wir steuerten ein Stück nach Südwesten auf die Mitte der Lagune zu. Nach 5 Kilometern kamen die zerstreuten Lichter von Puerto Lempira in Sicht, das weitere 3 Kilometer südlich jenseits des Wassers lag. Der Regen kam und ging, aber die Nacht blieb weiterhin stockdunkel. Da wir bestimmt vom Ufer aus nicht sichtbar waren, bogen wir in der Mitte der Bucht nach Südosten ab und nahmen Kurs auf die vorgesehene Landungsstelle.
Während wir langsam über die Lagune fuhren, befestigte Dave eine Lotleine am Bug unseres Bootes, um die Wassertiefe festzustellen. Wir überquerten eine Zeit lang eine äußerst seichte Stelle, bis wir nach Süden abbogen und schließlich in tieferes Wasser gelangten. Wir wussten jetzt, welcher Route unser Landungsschiff bis zu seiner Uferstelle folgen würde.
Wir setzten eine Boje ab, die an einem 22 Kilogramm schweren Anker hing. Die Boje war ein durchsichtiger Plastikmilchkrug, in den wir fünf Infrarot-Leuchtstäbe steckten. Letztere waren nur mit Nachtsichtgeräten zu sehen. Morgen bei Tageslicht war die Boje jedoch vom Landungsboot aus gut sichtbar. Von jetzt an folgten wir dem tieferen Wasserkanal.
Obwohl wir die Zugangsroute lokalisiert hatten, war es äußerst schwierig, die Landungsstelle selbst zu finden. Ich musste dazu dicht am Ufer vorbeifahren und die beiden Buchtöffnungen zählen, von denen ich wusste, dass sie westlich unseres Strandes lagen. Mithilfe unserer Nachtsichtgeräte orteten wir schließlich das kleine, niedrige Stück Land, das an die Landungsstelle angrenzte. Wir warfen eine zweite Boje aus.
Ich schaltete den Motor in den Leerlauf, und Dave und Tim ließen sich ins Wasser gleiten und schwammen so leise wie möglich aufs Ufer zu. Sie waren »Schwimmer-Scouts« und sollten sicherstellen, dass sich im Gebiet, das wir inspizieren sollten, niemand aufhielt, bevor das Boot oder der Rest des Teams sich dem Land nähern würden. Aus Sicherheitsgründen war unsere Erkundungsmission nicht mit der honduranischen Infanterieeinheit abgestimmt worden, die in Puerto Lempira stationiert war. Diese besaß keine Funkgeräte, die verschlüsselte Funksprüche empfangen konnten. Man hatte deshalb beschlossen, alle Landungsvorbereitungsoperationen ohne Funkverbindung durchzuführen, anstatt den Funkverkehr über offene Frequenzen laufen zu lassen. Das war keine schlechte Idee, wenn man bedachte, dass wir uns dicht an der nicaraguanischen Grenze aufhielten.
Auch das mit den Schwimmer-Scouts war eine gute Idee. Obwohl die Honduraner höchstwahrscheinlich ruhig in ihren Kasernen hockten, könnte eine unerwartete Begegnung mit einer unserer Patrouillen doch zu einem ernsten Missverständnis führen.
Während der nächsten halben Stunde warteten wir in unserem Boot und machten uns dabei so klein wie möglich. Ich beobachtete die ganze Zeit die Küstenlinie mit meiner Nachtsichtbrille. Schließlich kam das Signal, fünf Blitze aus einem Infrarot-Blitzgerät. Ich kuppelte den Motor wieder ein und fuhr möglichst leise zum Strand hinüber.
Das Wasser in der kleinen Bucht war flach und ruhig und wir glitten fast
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