Zum Lieben verfuehrt
Geld macht.“
„Von da haben Sie sich hochgearbeitet, bis Sie eine eigene Firma besaßen?“
„Auf Umwegen sozusagen. Zuerst einmal bin ich im Gefängnis gelandet, weil man mich fälschlicherweise beschuldigte, Baumaterialien gestohlen zu haben. Im Gefängnis lernte ich Kartenspielen und fand heraus, dass man damit auch Geld verdienen kann. Dieses Geld sparte ich, und nach meiner Entlassung ging ich wieder zurück auf den Bau und setzte um, was ich in der Zwischenzeit gelernt hatte.“
Ilios sollte man sich besser nicht zum Feind machen. Lizzie erschauerte leicht, als sie die Unerbittlichkeit hörte, die in seiner Stimme mitschwang.
Was ist los mit dir?, fragte sich Ilios. Warum erzählte er plötzlich Geschichten, über die er jahrelang geschwiegen hatte? Wahrscheinlich, weil er Lizzie Wareham zeigen wollte, dass sie nicht die Einzige war, die eine schwere Jugend gehabt hatte. Zufrieden mit seiner Antwort stieg Ilios aus, lief um den Bentley herum und hielt Lizzie die Tür auf.
Er wirkt makellos, dachte Lizzie, die sich nach dem langen Tag verschwitzt und schmuddelig fühlte. Während Ilios zum Kofferraum ging, nutzte sie die Gelegenheit, sich das Haar und die Jeans glattzustreichen, bevor sie sich ihm anschloss. Sie wollte ihm ihren Koffer abnehmen, aber Ilios schüttelte den Kopf.
„Der Aufzug ist dort“, sagte er und dirigierte sie zu einer Kabine aus Marmor und Glas. Nach Benutzung einer Codekarte öffneten sich die Türen des Lifts. Ilios trat einen Schritt zurück und ließ ihr den Vortritt.
Der Aufzug glitt so schnell nach oben, dass es Lizzie leicht flau wurde im Magen. Sie litt unter Höhenangst, was sich hier in dieser Glaskabine besonders unangenehm auswirkte.
Gleich darauf stoppte der Lift, bevor sich die Türen lautlos zu einer eindrucksvollen quadratischen Empfangshalle mit weißen Kalksteinwänden öffneten. Rechts und links vor der hohen zweiflügeligen Eingangstür stand je ein in indirektes Licht getauchter Tisch aus weißem Kalkstein, der mit einer ebenfalls indirekt beleuchteten Marmorbüste geschmückt war.
Als Ilios sah, dass ihr Blick an den Skulpturen hängenblieb, bemerkte er: „Die hat Alexandros Manos angeblich mit den Kopien von Palladios Bauplänen aus Italien mitgebracht. Wenn Sie die Villa Emo und ihre Geschichte etwas kennen, müssten Sie eigentlich wissen, dass die Familie Emo griechische Wurzeln hatte – deshalb auch die klassisch griechische Anmutung der Villa.“
„Mit seinem Handelshafen war Venedig damals so eine Art Schmelztiegel“, stimmte Lizzie zu.
Ilios nickte, er zog die Tür auf und ließ sie eintreten.
Ein Flur, der auf einer Seite mit schwarzem Marmor und auf der anderen mit Spiegeln verkleidet war, mündete in einen weiträumigen Wohnraum mit einer Glasfront, die sich über die gesamte Länge erstreckte. Davor konnte Lizzie den mit glitzernden Sternen übersäten Nachthimmel sehen.
Auf dem schwarz gekachelten Boden waren weiße Sofas um einen modernen Kamin in der Mitte des Raums gruppiert. Als Ilios eine Fernbedienung betätigte, glitt eine ebenfalls schwarze Glaswand zurück und gab einen großen Flachbildfernseher frei.
Alles hier war auf dem neuesten Stand der Technik und Sammlerstück zugleich, wie Lizzie sah. Beim Anblick der prestigeträchtigen Einrichtung schoss ihr prompt ein bekannter Name durch den Kopf.
„Walt Eickehoven.“ Unbeabsichtigt hatte sie es laut ausgesprochen.
Ilios wandte sich zu ihr um. „Kennen Sie ihn?“
„Nicht persönlich, aber sein Stil ist unverkennbar“, erwiderte Lizzie. „Diese Sofas und diese Unterhaltungseinheit sind typisch für ihn. Ich habe gehört, dass bei ihm die Kunden Schlange stehen und man Monate, wenn nicht gar Jahre warten muss.“
Ilios zuckte wegwerfend die Schultern. „Eine Schlange ist kein unüberwindliches Hindernis. Ich zeige Ihnen jetzt die Gästesuite, und dann möchten Sie bestimmt etwas essen. Ich werde uns etwas kommen lassen … was halten Sie von Moussaka? In ungefähr einer halben Stunde?“
Lizzie nickte. Sie war hungrig, aber auch müde.
„Hier entlang“, sagte Ilios.
Wieder ging es über einen langen mit Marmor und Spiegeln verkleideten fensterlosen Flur, diesmal mit Nischen, die mit raffiniert beleuchteten Kunstwerken ausgestaltet waren.
Das Apartment ist schon an sich ein Kunstwerk, dachte Lizzie bewundernd, aber irgendetwas irritierte sie. Wie mochte es sich für die beiden mutterlosen Söhne anfühlen, die Ilios Manos für sich eingeplant hatte, in so einer
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