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Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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die Polly an einen See im Winter erinnerten – kalt und wenig einladend. Die Adlernase und das kantige Kinn deuteten daraufhin, daß dieser Mann das Leben mit britischer Gelassenheit betrachtete. Ein ziemlich prächtiger Hals, mit einem genau richtig großen Adamsapfel, wuchs aus dem blendenden Kragen des weißen Hemds. Sein Mund wirkte beunruhigend unverbindlich: entweder er hatte überhaupt keinen Sinn für Humor, oder sein Humor war so trocken, so subtil, daß nur echte Intelligenz ihn zum Lachen bringen konnte. Die Krawatte hätte die Farben einer »alten und sehr spartanischen Privatschule« haben müssen, um zum Rest zu passen, sie bewies jedoch mehr den Einfluß von Sir John Harvey-Jones als den von einer Alma Mater.
    Polly kam sich vor wie ein zottiges Shetlandpony, das man dazu gebracht hatte, bei einem Rennen am Derby Day einzuspringen, und ihre Chancen, David für die vom Anstand erforderten zehn Minuten zu unterhalten, standen ungefähr so wie die des Ponys, mit einem Siegerkranz davonzukommen. Da sie von Natur aus nicht wettbewerbsfähig war, beschloß sie, sich zurückzulehnen und den Anblick zu genießen.
    Etwas an Davids offenkundiger Reinlichkeit war relativ reizvoll. Die meisten ungebundenen Männer, die Polly in die Quere kamen, waren Künstler oder Handwerker. Bärtige Jungs mit Pferdeschwanz und Ohrring, die rechts dachten und links wählten, denen der Geruch von ehrlicher Arbeit und Mühe anhaftete und die ebenso bedrückend sein konnten wie ihre pessimistischen Zukunftsprognosen für diesen gebeutelten Planeten. Offensichtlich konnte man David zutrauen, daß er sich in gemischter Gesellschaft nicht über das Ozonloch ausließ.
    »Die Frau, mit der Sie sich vorhin unterhalten haben, ist sehr schön«, sagte Polly schließlich.
    »Ausgesprochen schön«, stimmte er zu.
    Polly war nicht wirklich überrascht, daß er nicht hinzufügte, Thalia sei dafür ein Schafskopf und dreimal geschieden oder daß ihre Brüste seltsamerweise auch dann noch aufrecht stünden, wenn sie flach auf dem Rücken lag, aber im Grunde war sie dennoch ein wenig enttäuscht. Natürlich war David zu sehr Gentleman, um sich in solchen Gehässigkeiten zu ergehen, und Polly hätte sich eigentlich schämen müssen, weil ihr diese Niedertracht jede weitere Idee für ein anderes Gesprächsthema unmöglich machte. Glücklicherweise war er nicht in gleicher Weise gehandikapt.
    »Woher kennen Sie Melissa?« Er schaffte es sogar, aufrichtig interessiert zu klingen – dem Mann gebührte ein Verdienstorden.
    Polly trank ein Schlückchen von ihrem lauwarmen Perrier.
    »Wir waren zusammen in der Schule und hatten lange überhaupt keinen Kontakt, aber vor kurzem sind wir uns zufällig über den Weg gelaufen.«
    »Ach, und wo?«
    »Im Supermarkt.« Das war nicht gerade der aufregendste Ort der Welt, aber es entsprach der Wahrheit.
    »Oh?«
    »Hmm. Wir haben beide nach essigsaurer Tonerde gesucht.« Sie hatte nicht die Energie, die schauerlichen Schreie des Wiedererkennens, die eifrige Suche nach Anzeichen des Alterns im Gesicht der jeweils anderen und den temperamentvollen Austausch der wichtigen persönlichen Ereignisse in den letzten fünfzehn Jahren zu schildern, deshalb setzte sie lahm hinzu »Aber sie hatten dort keine essigsaure Tonerde.«
    Davids Blick glitt an seiner gebogenen Nase entlang und auf sie herab. »Wie interessant.«
    Nichts in seinem Tonfall und nicht einmal das leiseste Augenbrauen- oder Mundwinkelzucken verriet den Sarkasmus, aber trotzdem konnte Polly ihn unmöglich überhören.
    Sie schloß kurz die Augen. Es war vollkommen verständlich – er plante vermutlich, Melissa unter Anklage zu stellen und ihr ein für allemal das Einkaufen in Supermärkten verbieten zu lassen. Und recht hatte er.
    Es war genauso wenig seine Schuld, daß sie aufeinander losgehetzt worden waren, wie die ihre. Kein Zweifel, sie war die vorläufig letzte einer langen Reihe von alleinstehenden Frauen, die ihm als zweite Besetzung für die wundervolle Angela angeboten worden waren. Es wäre nur fair, wenn sie ihn wenigstens bis zum Dinner einigermaßen unterhalten würde. Besonders weil man ihn ihretwegen von der Seite der attraktivsten Frau in diesem Raum gerissen hatte.
    Sie vollzog vage eine verächtliche Geste mit der Hand. »Eigentlich nicht, aber es war lustig, Melissa wiederzusehen.
    Sie hat mir erzählt, daß sie und Sheldon vor einem Jahr von London weggegangen und wieder in diese Gegend gezogen sind. Wir haben unsere Telefonnummern

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