Zum weißen Elefanten
geltend zu machen.«
»Und wenn sie anders gewesen wäre? Nehmen Sie an, sie wäre häßlich oder verkrüppelt oder in irgendeiner Weise eine Schande für Sie gewesen? Dann hätten Sie sich vermutlich einfach aus dem Staub gemacht?«
Er sah sie ernst an, und als er sprach, klang seine Stimme völlig aufrichtig. »Nein, das nicht. Sie mögen mich nicht, Jane, und ich nehme es Ihnen nicht übel. Sie haben sich immer gefragt, worauf ich hinauswollte, nicht wahr? Trauen Sie mir trotzdem etwas Anstand zu. Wenn Kit so gewesen wäre, hätte ich für sie gesorgt, aber ich hätte sie nicht immer bei mir haben wollen.«
»Aber jetzt willst du es, oder nicht«, sagte Katherine und sah ihn bewundernd an.
»Eine sinnlose Frage. Natürlich will ich das jetzt, mein Liebling. Ich werde alt; vor wenigen Wochen habe ich nämlich die schreckliche Grenze der Fünfzig überschritten, und ich nehme nicht an, daß ich meine schöne Tochter für immer behalten kann. Aber bis dahin möchte ich meine Freude an ihr haben.«
»Aber das hätten Sie uns vor Weihnachten sagen können. Sie waren schrecklich verschwiegen.«
»Nennen wir es vorsichtig. Ich war einmal voreilig. Ich habe die arme Truda geheiratet, als wir uns vierzehn Tage kannten, weil ich von ihrem guten Aussehen und ihrem unbestreitbar glänzenden Verstand betört war. Ich wollte sicher sein, daß... daß…«
»Daß ich gut aussah, aber keinen glänzenden Verstand hatte«, schloß Kit vergnügt.
Plötzlich kam Jane ein Gedanke. »Haben Sie sich eigentlich hier eingeschlichen, und sich umgesehen, nachdem ich Sie hier getroffen hatte? Waren Sie der geheimnisvolle Mann, der Kit angestarrt hat, als sie schlief?«
Er lachte. »Wie froh ich bin, daß meine Tochter nicht ganz so klug ist wie ihre Kusine; ja, ich bekenne mich schuldig.«
»Oh, das hast du mir nie erzählt«, rief Katherine. »Wie gräßlich von dir.«
»Melodramatisch, fürchte ich. Aber ich dachte, wenn es... wenn es hoffnungslos wäre, würde ich es am besten sofort wissen und meine Vorkehrungen treffen.«
»Kaltblütig und berechnend sind Sie. Sie haben uns wochenlang getäuscht.«
»Das ist hart ausgedrückt. Sie kennen Kit, und Sie wissen ganz genau, wenn ich in der ersten Woche, bevor sie mich kennen und schätzen lernte, zu ihr gegangen wäre und gesagt hätte: >Sieh deinen Vater an<, dann hätte sie süß gelächelt und gesagt >Guten Tag. Wie schön. Wie lange kannst du bleiben?< Sie mußte das Gefühl haben, daß sie mich brauchte«, und etwas leiser fügte er hinzu: »Ich mußte sie etwas von Ihnen lösen.«
»Ich verstehe. Das war sehr klug. Sehr gut durchdacht. Und ich vermute, alle Ihre Zukunftspläne sind genauso gut ausgearbeitet?« Ihre Stimme war ruhig und fest, aber Geoffrey sah sie freundlich an und sagte: »Sie hängen noch in der Luft. Es ist noch nichts bestimmt. Ich habe keine Eile.«
»Aber — aber letzten Endes werden Sie Kit mit nach England nehmen?«
Er stand auf und zog seine Tochter hoch. »Letzten Endes ja, aber daran brauchen wir jetzt noch nicht zu denken. Sie haben jetzt erst einmal die Schlagzeile, morgen können wir die Einzelheiten einsetzen. So, ich finde, das muß gefeiert werden. Ich weiß, Jane, daß Sie in Ihrem Haus nicht gerne Alkohol sehen, aber heute abend müssen Sie eine Ausnahme machen. Ich möchte, daß Sie auf die Zukunft von Kit und ihrem Vater trinken-, und er verschwand, um mit einer teuer aussehenden Flasche und einigen Glasern zurückzukehren.
»Erzählen Sie nur nicht, daß Sie das in Condon gekauft haben«, sagte Jane- »Ich glaube, Sie kamen schon damit bewaffnet zurück und haben den heutigen Abend genau geplant. Wie sicher Sie waren.«
»Hoffnungsvoll, optimistisch, Jane, nie völlig sicher.«
Ihre Blicke traten sich, und dann sagte Katherine schnell: »Mein Schatz, du verstehst doch, daß ich sagte >Ich muß zu Jane fliegen<, sobald er es mir erzählt hatte. Und ich konnte nicht schnell genug nach Hause kommen, um dir die herrliche Neuigkeit zu erzählen, denn ich wußte, wie sehr du dich treuen würdest.«
»Freuen?« Sie lachte traurig, dann nahm sie sich schnell zusammen und sagte: »Natürlich ist es unheimlich aufregend, Kit. Wie im Märchen, und du bist die Prinzessin. Wissen Sie, Mr. Wilson — o du lieber Himmel, ich glaube, du bist Onkel Wilfrid, aber es klingt so albern. Jedenfalls dürfen wir heute abend nicht mehr weiterreden, denn ich bin nicht an Sekt gewöhnt, und ich glaube, ich bin wirklich ein bißchen beschwipst.«
Aber es
Weitere Kostenlose Bücher