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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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aber in der Regel sagte Wilson: »Damit wollen wir uns nicht abgeben. Bestimmt finden wir irgendwo ein anständiges Restaurant«, und Katherine glühte vor Freude und antwortete: »Herrlich... Ich esse so gerne ausgefallene Gerichte in unbekannten Hotels«, dann wandte sie sich mit ihrer üblichen Liebenswürdigkeit zu Jane und fügte hinzu: »Nicht, daß irgend jemand besser kochen würde als du, mein Schatz, aber es ist eine Abwechslung.«
    Jane hatte das Gefühl, ihr könnte eine Abwechslung auch nicht schaden. Sie war abgearbeitet, gelangweilt und einsam. Wie immer zu dieser Zeit mußte Tony arbeiten, und Philip hatte sie seit dem unglücklichen Neujahrstag nicht wiedergesehen. Ihre eigene Schuld, sagte sie sich jetzt, nachdem ihr Ärger verschwunden war und sie wieder klarsehen konnte. Sie hatte sich albern, billig und kindisch benommen und schämte sich nun vor sich selbst. In Wirklichkeit war sie von Klagen und Selbstmitleid erfüllt. Innerlich wuchs jetzt eine Befürchtung, die sie nicht zugeben und mit der sie sich nicht abfinden wollte. War es möglich, daß Kit sie im Stich ließ? Hatte Philip Park schließlich doch recht gehabt? Diesen Gedanken wies sie sofort von sich. Kit würde immer zu ihr zurückkehren, wie sie es getan hatte, als sie Kenneth Rosman leid war. Kein Mann würde jemals ständig zwischen ihnen stehen, natürlich nur so lange, bis Kit sich zum Heiraten entschloß. Und sie würde bestimmt nicht diesen ältlichen Geoffrey Wilson heiraten.
    Aber ein Trost blieb ihr. Sie hatte jetzt Zeit, das Pony zu holen, das in den letzten Wochen ständig in ihrer Koppel gegrast hatte, und die Straße hinaufzureiten, um Nora und ihr Patenkind zu besuchen. Während der arbeitsreichen Zeit hatten sie ihr sehr gefehlt.
    »Und du hast mir auch gefehlt, Jane. Aber ich weiß ja, wie es ist, und wenn alles vorbei ist, braucht man einfach eine Verschnaufpause.«
    Es war erholsam und beruhigend, wieder mit Nora zusammen zu sein. Sie war nicht wie Philip: sie würde einem ihren Rat oder ihre Meinung nicht einfach ins Gesicht schleudern. Sie war die beste Freundin, die man sich vorstellen konnte, aber sie respektierte das Band der Verwandtschaft. Trotz ihrer Fröhlichkeit und ihrer scheinbaren Hilflosigkeit war sie ein kluger Mensch.
    Jane blieb zum Mittagessen, und bei dieser Gelegenheit brachte Hugh das Thema ins Gespräch, das Nora den ganzen Morgen so sorgfältig gemieden harte. »Schön, dich wiederzusehen, Jane. Katherine hat in den letzten Tagen das sinkende Schilf verlassen, oder? Ich habe sie heute morgen wieder in dem feudalen Wagen von Wilson vorbeifahren sehen. Wie findest du ihre letzte Errungenschaft?«
    Nora zielte mit ihrem Fuß bösartig nach dem Bein ihres Mannes, erwischte aber nur Malcom, der vor Wut fauchend aus dein Zimmer raste. Sie sagte schnell: »Sei nicht albern, Hugh. Du kennst Kits Errungenschaften. Heute hier, morgen dort. Jane nimmt sie doch nicht ernst.«
    »Sieht mir ganz so aus, als wäre es mehr«, fuhr Hugh gelassen fort; sein Blick war auf seinen Teller geheftet, und er bemerkte Noras bedenklich gerunzelte Stirn nicht. »Er ist offensichtlich sehr gut gestellt, und dann ist er älter, und das zieht ein Mädchen manchmal an.«
    »Älter?« wiederholte Nora mit einem leichtfertigen, wenig überzeugenden Lachen. »Mein Guter, er ist günstigstenfalls fünfzig. Natürlich ist es nichts Ernstes. Er geht sowieso nach England zurück.«
    »Tja, das ist kein Hindernis. Vielleicht will Kit mitgehen.«
    Diese Worte trafen Jane wie eine Ohrfeige. Kit könnte weggehen und sie alleine lassen, das Band all dieser Jahre wegen eines mittelalterlichen Mannes zerreißen? Das war unvorstellbar.
    Aber sie merkte, daß sie an nichts anderes denken konnte, als sie langsam zu dem leeren Haus ritt. Es war ein glücklicher Tag gewesen, sie hatte sich mit Nora unterhalten, mit ihrem Patenkind gespielt, das jetzt schon eine kleine Persönlichkeit war, die immer Streiche im Sinn hatte, sie hatte die Hunde gefüttert und sogar im Laden geholfen, als Hugh wegfahren mußte. Aber jetzt stand sie einem einsamen Mahl und ihren einsamen bangen Gedanken gegenüber.
    Es war unerklärlich. Warum nannte Kit diesen offensichtlich verliebten Mann noch immer »Mr. Wilson«? Warum gab es kein Zeichen für einen liebenswerten harmlosen Flirt wie bei allen ihren anderen Bekanntschaften? Statt dessen war diese Freundschaft von einer seltsamen Förmlichkeit umgeben, beinahe, als ob Geoffrey Wilson, auch wenn er sie gerne

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