Zum weißen Elefanten
Jane, das ist eine gute Idee. Jetzt halte es nicht wieder für unter deiner Würde und sage, du kannst dir nichts schenken lassen und so weiter. Die Pferde werden nicht gebraucht, und ihr könnt sie an eure unternehmungslustigeren Pensionsgäste vermieten.«
»Nur, wenn ihr das Geld nehmt. Sie gehören uns nicht.«
»Mein liebes Kind, sei nicht albern. Ich mag Menschen gerne, die etwas von ihren Freunden annehmen. Das ist ein schwacher Punkt bei dir. Natürlich wird John nicht seinen Hut aufhalten, um Mietgeld für die Pferde einzusammeln, die er nicht braucht. Setz es auf die Rechnung und betrachte es als unseren kleinen und völlig egoistischen Beitrag zu dem Gelingen des >Weißen Elefanten<.«
So dargestellt, konnte man unmöglich ablehnen. Pferde, sagte Jane fröhlich, würden den letzten Pfiff geben. Herrlich, jetzt konnte man noch »Reitpferde stehen bereit« auf die Anzeigen schreiben.
Inzwischen rutschte der >Fürst< unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Daran hätte er auch selbst denken können. Aber er wollte sich trotzdem nicht von John Carr in den Schatten stellen lassen. Seine Stimme klang rauh. »Wie wär’s mit einem Boot? Ihr müßt ein Boot haben. Die Leute wollen einfach damit herumfahren, der liebe Himmel weiß warum.«
»Ich weiß es«, sagte Katherine mit diesem unwiderstehlichen sehnsüchtigen Unterton in der Stimme, der Jane immer leicht verärgerte, »wir sollten wirklich eins haben. Wenn wir es uns nur leisten könnten...«
»Braucht ihr nicht zu kaufen. Ich will euch was sagen. Ich habe so ein Boot zu Hause, ziemlich groß, schwer und narrensicher. Ich kann nichts damit anfangen. Es sind noch zwei bessere Boote da, es versperrt nur den Strand und ist zu nichts nütze. Ich werde Hua sagen, er soll es anstreichen und auf den Anhänger laden. Dann könnt ihr auf eure Anzeige schreiben: >Reitpferde und Boote stehen bereit<.«
»Aber...«, setzte Jane an, und Katherine fiel ihr schnell ins Wort. »Oh, wie reizend von Ihnen. Das wird wunderbar. Wirklich das Tüpfelchen auf dem i. Wie gut ihr alle zu uns seid«, und sie schenkte ihnen einen liebevollen Blick, so daß es völlig sinnlos war, daß Jane ihren Satz zu Ende sprach. Schließlich wurde die Anzeige aufgesetzt, mit dem Zusatz »Schwimmen, Fischen, Reiten, Bootfahren und Sonnenbaden«. Es sah unwiderstehlich aus.
An demselben Abend kamen Hugh und Nora mit einem großen flachen Paket an. »Das ist unser Geschenk. Nur eine Kleinigkeit. Wir haben keine Boote und Pferde«, und er zeigte ihnen ein großes und wunderschön gestaltetes Schild mit der Aufschrift »Zum Weißen Elefanten«. Darunter stand »Exklusives Gasthaus«, und dann ganz unten in kleinen Buchstaben »Inhaber: Die Damen Lee.«
Er machte es an einem dicken Pfahl neben dem Tor fest, so daß es jedem Passanten ins Auge springen mußte, und die Mädchen saßen da und staunten es mit so großer Befriedigung an, daß Hugh restlos glücklich war. — » Das ist das Tüpfelchen auf dem i«, sagte Jane, ohne zu protestieren. Diese Art von Geschenken konnte sie dankbar annehmen.
»Ja«, stimmte Nora ihr zu. »Ich habe es mit hängender Zunge bepinselt, und Hugh hat die ganze Zeit gemeckert, ich solle vorsichtig sein. Ich bin so froh, daß es dir gefällt, Jane. Es soll euch Glück bringen.« Vielleicht brachte es wirklich Glück, denn bald darauf erhielten sie ihre erste Zimmerbestellung mit einem beigefügten Scheck. Das hatten sie Hugh zu verdanken, denn er hatte darauf bestanden, daß sie bei jeder Bestellung eine Woche Bezahlung im voraus verlangten.
»Aber das sieht doch so geldgierig aus und wird die Leute abschrecken«, wandte Jane ein.
»Könnte ihnen das nicht das unbeschwerte glückliche Gefühl des Wohlbehagens nehmen?« fragte Katherine.
Er sah sie mit belustigter Verärgerung an. »Seid ihr zwei hier um Geld zu verdienen, oder nur um die kleinen Sonnenscheinchen zu spielen? Ihr kennt das Publikum nicht, ich aber ganz genau. Es wird euch ausnutzen, wo es kann. Die Leute werden Zimmer bestellen, dann woanders hingehen, und ihr habt das Nachsehen. Ihr müßt euch absichern.«
Widerwillig erklärten sie sich einverstanden, und nun war der erste Scheck eingetroffen. Es war ungeheuer aufregend, und Jane konnte die ganze Nacht kaum schlafen.
Jetzt gingen noch mehr Antworten auf ihre Anzeige ein. Vielleicht nicht gerade eine Flut, wie Katherine sagte, aber ein stetes Tröpfeln, ein Brief nach dem anderen, bis sie schließlich sicher waren, daß das Haus bis Ende
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