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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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verteilt.«
    »Aber Kit, das ist doch dein ganzes Geld.«
    »Nein, ist es nicht. Als ich diese Schuhe gekauft hatte — sind sie nicht wonnig? — hatte ich noch immer achtzig Mark — und die Schürzen sind so billig. Jane, mein Liebling, freust du dich? Ich dachte mir schon, daß du unheimlich überrascht sein würdest.«
    Was blieb ihr anderes übrig, als sich zu freuen? Der Kühlschrank war zwar viel größer, als sie ihn gekauft hätte, und die Vorstellung, daß Kit ohne einen Pfennig war, beunruhigte sie; aber sie umarmte ihre Kusine schnell und sagte: »Du warst viel, viel zu gut und selbstlos«; Katherine lachte und sagte: »Wenn dich nur Tante Edith hören könnte. Sie hat immer gesagt, ich wäre die egoistischste Person, die sie kennt — und du siehst, sie hatte unrecht. Du mußt es ihr erzählen, wenn du schreibst, nicht wahr? Ich möchte gerne, daß Matthew davon erfährt.«
    »Natürlich werde ich es ihr erzählen — und jetzt kann ich dem Besuch des Prüfers ohne ein schlechtes Gewissen entgegensehen.«
    »Oh, der Prüfer? Über ihn habe ich mir noch überhaupt keine Sorgen gemacht«.
    Das war auch nicht nötig. Mr. Ford kam mit der Absicht an, mit allem zufrieden zu sein, da der >Fürst< ihn über die Vorzüge der »beiden Damen« und die Notwendigkeit eines »Erstklassigen Hauses« auf der Halbinsel genau informiert hatte. Zum Glück machte er einen Besuch im Laden, und Nora rief sie an. »Er ist unterwegs. Hol’ schnell die Brille, Jane.«
    Sie setzte sie sofort auf und band sich eine große, unförmige Schürze um, die ihre hübsche und sehr jugendliche Figur verbarg. Katherine, die ganz bei der Sache war, kämmte ihr Haar straff zurück, so daß keine Locke entkommen konnte; dann zog sie ihr einfaches schwarzes Kleid an, das sie für ihre Arbeit in dem Blumenladen gekauft hatte. Der Prüfer war beeindruckt. Er hatte nicht erwartet, daß zwei so junge Damen .so ernsthaft und zuverlässig sein konnten.
    Außerdem waren sie ganz reizend. Die Kleine sagte nicht viel, aber die ältere — die trotz ihrer unglücklichen Frisur sehr gut aussah — war freundlich und verantwortungsbewußt. Das Haus war völlig in Ordnung, eigentlich besser, als er erwartet hatte, und die Kücheneinrichtung würde jedes Gesundheitsamt zufriedenstellen. Natürlich sagte er: »Sie scheinen beide für dieses Unternehmen etwas jung zu sein«, aber Katherine riß ihre blauen Augen weit auf und sagte: »Jung? Ist fünfundzwanzig jung, Inspektor? Natürlich fühle ich mich alt. Das Leben in der Stadt geht nicht spurlos an einem vorüber.«
    Jane wandte sich etwas erschrocken ab, aber Kit erklärte hinterher, sie hätte eigentlich nicht richtig gelogen. Sie hatte nicht gesagt, daß sie fünfundzwanzig sei, und außerdem fühle sie sich manchmal alt, wenn auch nicht allzuoft.
    Damit wurde die Konzession zu einer niedrigen Gebühr gewährt, und der Prüfer verabschiedete sich mit den besten Wünschen für die Zukunft und dem Versprechen, sie zu empfehlen, wenn sich eine Gelegenheit bot. Dann zündete Mrs. Carr eine kleine Bombe mit der Frage: »Was werden eure Pensionsgäste den ganzen Tag über mit sich anfangen?«
    Jane hatte sich darüber schon ein bißchen Sorgen gemacht, denn man konnte von den Leuten nicht erwarten, daß sie von morgens bis abends schwammen und Strandwanderungen machten. Wäre doch nur ein Tennisplatz oder ein Tanzlokal in der Nähe, oder ein Reitstall. Aber selbst Mona war unter dem größten persönlichen Einsatz von Jane und mit Noras Hilfestellung zurückgebracht worden.
    Jetzt saßen sie bei den Carrs auf der Veranda, genehmigten sich einen freien Nachmittag, und auch George Enderby war da, hörte sich ihre Pläne an und streute lustige, kleine, erheiternde Klischees ein. Mr. Carr, ein schweigsamer, humorvoller Mensch, den Jane seinem charmanten, aber oberflächlichen Sohn vorzog, sprang plötzlich auf, legte seine Pfeife hin und sagte: »Was haltet ihr von Pferden? Wir würden euch zwei oder drei leihen. Wir haben viel zu viele, die mehr fressen, als sie wert sind. Ihr könntet sie zeitweise in eurer Koppel und zeitweise in unserer kleinen auf der anderen Straßenseite lassen. Sättel sind auch genügend da. Ihr könnt sie für den ganzen Sommer haben. Ich bin froh, wenn sie weg sind. Ich weiß auch nicht, wieso es so viele geworden sind.«
    »Aber ich«, sagte seine Frau scharf. »Wie alle Schaffarmer liebst du die Tiere und kannst bei einem >günstigen Reitpferd< wie du es nennst, nicht nein sagen.

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