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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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bestimmt nicht, ob die Kommode nur drei Beine hat und eine Schublade, oder ob die Stuhl, wackeln.«
    Ihre ersten Gäste kamen am 8. Dezember an, um bis zum Beginn des Hauptansturms und der höheren Preise zu bleiben. Mrs. Simpson war von Anfang an eine unangenehme Nörglerin; als sie später zurückblickten, kamen sie zu dem Schluß, daß sie so ziemlich ihr schlimmster Pensionsgast gewesen war. Sie war eine hysterische, nie zufriedene Frau mit einer sanftmütigen Tochter in den späten Dreißigern, die sie bediente und alle ihre Launen mit erstaunlicher Geduld ertrug. Die beiden anderen hatten sich als »Sekretärinnen« bezeichnet, die in einem Büro arbeiteten, dessen Personal seinen Urlaub im Turnus nehmen mußte. Sie waren sehr vernünftige junge Damen um dreißig, die überhaupt keine Schwierigkeiten machten. Kurz gesagt, meinte Jane traurig, sie verkörperten genau das, was ihr und Katherine nicht gelungen war.
    Später wurde ihnen klar, daß sie bei Mrs. Simpson Fehler gemacht hatten. Falsch war zunächst Katherines Art, ihre Gäste zu empfangen. Jane hatte darauf bestanden. »Aber, mein Schatz, sie werden mich für die Chefin statt für das Hausmädchen halten«, sagte Kit. »Und warum nicht? Du siehst nicht aus wie ein Hausmädchen, und ich sehe nicht aus wie die Chefin«, war die sehr vernünftige Antwort.
    So war Katherine zur Begrüßung in einem ärmellosen blauen Leinenkleidchen nach draußen geschwebt, wie eine Prinzessin, die Freunde in ihrem Schloß willkommen heißt. Als sie erfahrener wurden, war es Jane, die ohne Make-up, mit einer großen Schürze, die Pensionsgäste empfing. Aber auch dann bestand sie noch darauf, daß Katherine sich mit dem, was Hugh die GBG (»die Große Britische Gesellschaft, oder was ihr da aufnehmt«, erklärte er) nannte, befassen sollte. Kit hatte auch Spaß daran und behielt immer ihre gute Laune. Jane kochte, durfte aber nicht als der Seniorpartner erscheinen. »Kurz gesagt«, bemerkte Nora zu Hugh, »Jane macht die ganze grobe Arbeit, und Kit sieht hübsch aus. Nein, das ist vielleicht doch nicht ganz fair. Es würde bestimmt für Jane das Ende bedeuten, wenn gerade im dem Augenblick, in dem sie das Essen für zehn Personen aufträgt, jemand hereinkommen würde, um sich zu beschweren, daß die Toilette nicht funktioniert.« Aber sie hatten ganz sicher bei Mrs. Simpson danebengegriffen, die zunächst einen erstaunten Blick auf Katherines Kleid, einen weiteren auf ihr Gesicht warf, dann eine beleidigte Miene aufsetzte und nach den schwachen Punkten in diesem höchst eigenartigen Haus zu suchen begann. Jane sah das sofort und eilte mit einem zusätzlichen Tablett zu Hilfe; das war der zweite Fehler, denn bald sollte sie erfahren, daß die GBG (zumindest Mrs. Simpsons Sorte) immer mehr erwartete, je mehr man ihr gab.
    Der dritte Fehler wurde offenbar, als Katherine außergewöhnlich verwirrt das Tablett hinaustrug und Jane etwas zuflüsterte.
    »Schrecklich unangenehm. Natürlich haben wir keinen. Ich dachte, die Dinger wären mit Königin Viktoria untergegangen. Aber sie sagte, in allen erstklassigen Hotels wäre einer im Nachttisch, und sie müsse einfach einen haben. Warum kann sie ihn nicht mitbringen? In einer Hutschachtel würde es kein Mensch merken. Was soll ich denn tun?«
    Jane sah beunruhigt aus. »Ich werde Nora anrufen und herausfinden, ob sie vielleicht einen in ihrem Laden haben.«
    Als Antwort kam ein schallendes Gelächter. »Verdammt, ich hätte euch warnen sollen. Manche Leute fragen wirklich danach, und Ihr solltet für so alte Schachteln immer ein paar in Reserve haben. Warte mal einen Moment, Ich glaube, wir haben mit Mona und dem Laden einen übernommen. Ja, zwei so gar, beide ziemlich groß, einer mit blauen und einer mit rosa Rosen. Sehr hübsch. Welcher würde dir besser gefallen?«
    »Gar keiner, aber wir nehmen wohl besser beide, falls wir mal zwei so komische Leute auf einmal erwischen sollten. Aber wie bekommen wir sie? Kit hat natürlich gesagt, wir würden so fort einen besorgen. Könnte Hugh vielleicht...?«
    »Das würde er selbstverständlich tun, aber du hast vergessen, daß er heute seinen Tag in Condon hat. Ich bin alleine, und im Moment habe ich schrecklich viel Arbeit, aber später könnte ich den Laden schließen und ihn euch entgegenbringen, und schließlich braucht man das Ding ja hauptsächlich nachts. Nein, warte mal. Ich habe eine prima Idee. Bleib dran«, und sie stürzte vom Telefon, um in wenigen Sekunden zurückzukommen.

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