Zum weißen Elefanten
ihr dieser Erfolg zu Kopf, und Jane sah sich gezwungen, sie zu einer weiteren Versteigerung zu begleiten. Inzwischen gelang es ihr, einen reellen Glückskauf zu tätigen, als der Männerklub seine Kartentische ‘rauswarf, um sie durch neue, mit Flanell überzogene, zu ersetzen. Sie kaufte vier davon zu einem Spottpreis, und Katherine stürzte sich darauf. Jane ließ ihr freie Hand und gab zu, daß sie, in verschiedenen Pastelltönen bemalt, sehr reizvoll aussahen und allen zukünftigen Pensionsgästen des >Weißen Elefanten< gefallen würden. Damit und mit dem langen Büfett, das schon immer dagewesen war, sowie mit dem großen Tisch, der, unter die Durchreiche zur Küche geschoben, als Anrichte dienen konnte, war zumindest das Eßzimmer möbliert.
»Aber der Aufenthaltsraum«, sagte Jane traurig. »Ja, ich weiß, daß du dir mit den Sesseln und dem alten Sofa unheimlich Mühe gegeben hast, aber es sieht so nackt und armselig aus.«
»Könnten wir das nicht als den letzten Schrei der modernen Kunst ausgeben?«
»Die Gäste einer Pension wollen keine Kunst. Sie wollen Gemütlichkeit.«
»Tja, findest du es nicht vielleicht besser, wenn wir es Halle nennen? Hallen sind immer sehr geräumig, und wenn es leer ist, wird es geräumig aussehen.«
Jane lachte. Sie fand Kits Argumentationskraft zu schön.
Und dann hatten sie eine erstaunliche Glückssträhne. Ihr Gewissen hatte Jane gezwungen, ihrer Mutter per Luftpost sofort zu schreiben, nachdem sie beschlossen hatten, den >Weißen Elefanten< zu behalten. Jetzt war ein Antwortbrief per Luftpost gekommen: »Natürlich halte ich es für reinen Wahnsinn. Stell Dir nur vor, daß Du den ganzen Tag kochen mußt, wenn Katherine sich wirklich dazu aufrafft, Betten zu machen und Zimmer zu putzen. Aber wie immer habe ich erst etwas erfahren, als es schon zu spät war, um irgend etwas zu unternehmen, und außerdem hätte ich Euch doch nicht davon abhalten können. Du bist so eigensinnig, und Katherine ist mit allem einverstanden. Matthew sagt daher, ich müßte mich in die ganze Sache schicken und mir keine Sorgen machen. Er schlägt vor, ich solle Euch meine Möbel für die Zeit meines Aufenthalts leihen, wie er sich ausdrückt. Das Einlagern ist sehr teuer, und bei Euch werden sie besser aufgehoben sein, denn es hat den Anschein, daß ich, solange bei Euch alles relativ gut geht, auf unbestimmte Zeit hierbleiben werde. Ich liebe Cambridge, und Matthew sagt, er möchte, daß ich bleibe. Deshalb habe ich die Gesellschaft angewiesen, die Möbel zu Euch zu transportieren, und Matthew besteht darauf, die Frachtkosten zu übernehmen, als seinen Beitrag zu einem Unternehmen, das er anscheinend ganz lustig findet. Ihr tätet gut daran, die Lieferanten anzuweisen, auch Eure Möbel mitzunehmen, damit Ihr Geld spart. Ich bitte Euch nur inständig, dafür zu sorgen, daß meine Möbel rechtzeitig weggebracht werden, wenn Ihr bankrott macht, denn so wird es ganz bestimmt enden.«
Vielleicht nicht gerade ein ermutigender Brief, aber die Mädchen brachen in Freudenschreie aus, als sie ihn lasen. Mrs. Lee hatte sehr gute Möbel und vor allem sehr viele.
Damit konnten ihr Aufenthaltsraum und mehrere Schlafzimmer möbliert werden. Ein Kühlschrank war auch dabei, zwar nicht groß genug für die Erfordernisse einer Pension in einem heißen Klima, aber ein wertvoller Behelf. All das war Jane so zu Kopf gestiegen, daß sie nicht protestierte, als Katherine ihre Absicht ankündigte, mit Hugh auf seiner nächsten Fahrt nach Condon mitzufahren. An diesem Tag fand glücklicherweise keine Versteigerung statt, und Kit sagte unbestimmt, daß sie nur ein paar Kleinigkeiten suche, wie Schürzen und Hausschuhe.
Selbstverständlich kam sie auch damit zurück, aber auch mit einer so gewichtigen und geheimnisvollen Miene, daß ihre Kusine ziemlich beunruhigt war. Des Rätsels Lösung traf später in Form eines riesigen Kühlschranks ein, der bestimmt den Ansprüchen jedes amtlichen Prüfers genügen würde.
»Oh, Kit, warum hast du nicht gewartet, bis ich mitkomme? Er muß irrsinnig teuer gewesen sein.«
»Aber gar nicht, mein Schatz, denn ich habe schon tausend Mark angezahlt.«
»Du hast tausend Mark gezahlt?«
»Ich habe dir doch immer wieder gesagt, du mußt an meine zwölfhundert Mark denken, und du hast dich immer so angestellt, daß es am besten schien, sofort zu handeln. Und die Raten werden dadurch soviel kleiner. Außerdem war der Mann so freundlich, er hat sie auf eine Ewigkeit
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