Zum weißen Elefanten
Januar besetzt sein würde. Das sollte genügen, um sie durch die Sommermonate zu bringen, denn für die Hochsaison hatten sie einen ganz anständigen Preis verlangt, wobei sie sich nach dem Rat des Inspektors gerichtet hatten.
»Ja, scheint ziemlich hoch«, hatte er zugegeben, »aber wenn Sie sich umhören, werden Sie entdecken, daß das noch ganz bescheiden ist. Ich würde es für gut halten, wenn Sie damit anfingen. Sie sind nicht sehr erfahren, und deshalb...«
»Sie meinen, man sollte sich nicht mehr zumuten, als man leisten kann«, sagte Jane fröhlich, wenn auch nicht sehr elegant, und Mr. Ford blickte sie zustimmend an. Die Kleine schien eine ganze Menge gesunden Menschenverstand zu besitzen.
Als sie den Bewerbern ihre Bedingungen mitteilten, bekamen sie nur ganz wenige Absagen. In Wirklichkeit waren Ferienunterkünfte am Meer dieses Jahr sehr gesucht. Die Schecks trafen jetzt regelmäßig ein, und alle paar Tage rief Jane Nora an, um den neuen Stand ihrer Finanzen bekanntzugeben. »Aber so wird es natürlich nicht weitergehen«, sagte sie. »Denk nur an die ganzen Wintermonate, in denen nichts los sein wird.«
»Aber meine Liebe, sei doch nicht so pessimistisch. Dein zweiter Vorname wäre am besten Jeremia«, antwortete Nora. »Jane Jeremia Lee — klingt genau richtig. Aber ganz im Ernst, mach dir keine Sorgen.«
»Einer muß es ja tun. Siehst du, Kit...«
»Wenn du die Kleine reden hörst«, sagte Nora später zu Hugh, »könntest du meinen, sie wäre Katherines Gouvernante.«
»Ist sie ja auch. Natürlich selbst ernannt — und ich hoffe nur, daß Jane sie nicht immer am Hals haben wird«, sagte er so finster wie Jane in ihren schlimmsten Augenblicken.
Dann kamen Briefe von Leuten, die wegen einer Unterkunft »zu herabgesetzten Preisen« für die zwei Wochen vor Weihnachten anfragten. Katherine sah nicht sehr überzeugt aus. Es war so herrlich, alleine zu sein; sollten sie sich nicht besser für den richtigen Ansturm ausruhen? Aber Jane sagte, es wäre eine gute Übung und sie dürften nichts ausschlagen, was Geld brachte.
»Liebling, wirst du nicht ein bißchen geldgierig?« fragte Kit traurig, und Jane lachte. »Wie der >Fürst< sagen würde: >Achte den Pfennig<, usw. usw.«, sagte sie.
Hugh wies sie vorsichtig darauf hin, daß sie wohl nicht vorhätten, selbst zu schlafen, da sie an zehn Personen vermietet hatten und damit alle Schlafzimmer ausgebucht waren. Zwei Doppelzimmer und sechs Einzelzimmer; wo wollten sie bleiben?
Wie hatte ihnen dieser Fehler unterlaufen können? Janes ganze Berechnungen, ihr ganzer Haushalt ging von zehn Pensionsgästen aus. Das schien eine so sichere Zahl zu sein.
»Und so leicht zu multiplizieren, man hängt nur eine Null an«, jammerte Katherine. »Aber irgendwo müssen wir wohl schlafen, mein Schatz.«
Da kam George Enderby als rettender Engel und bot ihnen ein großes Zelt an. »Hab’ es für so ein paar Burschen gekauft, die für mich gearbeitet haben, aber dann haben sie mich sitzenlassen, und ich blieb mit dem fast neuen Ding zurück.«
Als Mrs. Carr nachher mit ihm alleine war, sagte sie: »So eine Schwindelei. Wieviel Zeit hast du gebraucht, um den Dreck ‘reinzureiben und das verdächtig Neue ‘runterzukriegen?« Aber George sagte nur: »Die armen Kinder, müssen um jeden Pfennig kämpfen. Nur schade, daß die Kleine sich nicht helfen lassen will. Katherine dagegen...»
»Katherine ist reizend, aber unvernünftig«, sagte Mrs. Carr, ohne es böse zu meinen. »Sie verläßt sich nur auf andere und übernimmt keine Verantwortung. Sie ist nämlich eine ganz schöne Belastung, und Jane weiß es. Natürlich würde sie für ihre Kusine durchs Feuer gehen, aber sie ist sich bewußt, daß Katherine eine Arbeit finden muß, wenn das hier schiefgeht, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was sie, außer schön auszusehen und leichte Hausarbeit zu verrichten, noch leisten könnte.«
Ihr Bruder brummte nur und sagte, daß Frauen immer Vorurteile gegen Mädchen wie Katherine hätten, und daß es ihr an Hilfe und Unterstützung bestimmt nie fehlen werde.
»Das ist ja genau das, was ich meine — Janes Hilfe und Unterstützung«, schloß Mollie Carr triumphierend.
Hua brachte natürlich das Zelt und baute es auf, und sie möblierten es schäbig und spärlich mit den Kleinigkeiten, die sogar Katherine abgeschrieben hatte. »Aber das macht nichts«, sagte Jane tapfer. »Abends werden wir so müde sein, daß wir überall schlafen, und wir merken
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