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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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auf ihrem rutschigen Sitz.
    »Kommen Sie jetzt vielleicht ‘runter, oder wollen Sie lieber von mir auf die Erde befördert werden?«
    Als Antwort darauf rief sie »Kit! Kit! Komm schnell her«, und sagte dann: »Wenn Sie das tun, werde ich Sie wegen Körperverletzung verklagen.«
    »Wo ist Ihr Zeuge? Ich habe meinen.«
    »Und hier kommt meiner«, denn in diesem Augenblick erschien Katherine verschlafen und verstört in der Zelttür. »Kit komm her. Die Biester hauen ab, ohne zu zahlen. Aber wenn sie das tun, werden sie mich mitnehmen müssen.«
    Katherine starrte sie einen Moment an, griff dann schnell hinter sich nach einem Mantel. Sogar in ihrer mißlichen Lage war Jane froh darüber, denn ihre Kusine trug keine dicken Schlafanzüge, sondern Nylonnachthemden. Eine Sekunde später eilte sie heraus und humpelte über die spitzen Kieselsteine, die Jane ohne jede Rücksicht auf ihre armen Füße im Laufschritt genommen hatte.
    »Jane, mein Schatz, so kannst du doch nicht ‘rumlaufen. Ich meine...«
    Sie wußte offensichtlich nicht, was sie meinte, aber als sie von einem zum anderen guckte, dämmerte es ihr langsam. Diese reizenden jungen Männer, die so aufmerksam gewesen waren.
    »Du irrst dich bestimmt. Es ist ausgeschlossen, daß sie nicht zahlen wollten. Das stimmt doch, oder?« fragte sie flehentlich und ließ ihre erstaunten blauen Augen von einem Gesicht zum anderen gleiten. Ohne Erbitterung stellte Jane fest, daß sie zum erstenmal etwas beschämt aussahen.
    »Tja... hm...« begann der eine, aber der ältere hei ihm ins Wort. »Natürlich nicht. Wenn Sie Ihre Köchin dazu bringen, von unserem Auto zu steigen, kommen wir herein und werden dann alles sofort in Ordnung bringen. Ich weiß nicht, was im sie gefahren ist. Wir ließen nur den Motor warmlaufen.«
    Zu Janes Bestürzung begann Katherine nun freundlich und hilflos zu blicken. Sie redete verzweifelt. »Glaub ihnen kein Wort, Kit. Wenn ich ‘runterkomme, hauen sie ab. Warum sollten sie um fünf Uhr morgens ihren Motor warmlaufen lassen? Außerdem ist das kein Motor, bei dem das nötig ist. Sie wollten sich einfach davonschleichen. Sie sind Schwindler. Dazu noch so aalglatt. Ich bleibe jedenfalls hier sitzen, bis wir unser Geld haben. Wenn’s sein muß, den ganzen Tag lang.«
    »Aber Jane, du kannst doch nicht in diesem schrecklichen Schlafanzug hier sitzen bis alle Leute aufstehen«, sagte Katherine. »Sei vernünftig, mein Schatz, Ich bin sicher, sie werden sofort zahlen, wenn du ‘runterkommst.«
    »Das werden sie nicht tun. Wenn sie so etwas geplant haben, dann sind sie zu allem fähig. Mein Schlafanzug ist übrigens sehr anständig, und ich bin sicher, daß die Pensionsgäste sehr viel Verständnis für die Situation haben werden, denn niemand, der selbst gezahlt hat, sieht es gerne, wenn andere sich davor drücken. Und nimm bitte keinen Scheck an.«
    Sie gaben schließlich nach, zahlten mürrisch Zehnmarkscheine aus und versicherten bis zum Schluß ihre ehrlichen Absichten. Erst als die letzte Mark übergeben war, sprang Jane herunter. Sie hielt das kleine Bündel fest in einer Hand und winkte den beiden sehr mürrischen jungen Männern mit der anderen fröhlich zum Abschied zu.
    »Bitte geh hinein«, drängte Katherine kläglich. »Ich fände es schrecklich, wenn dich irgendjemand so sehen würde. Du solltest in dem Aufzug wirklich nicht herumlaufen.«
    »Es hat sich gelohnt«, sagte Jane gelassen. »Und jetzt haben wir wieder etwas dazugelernt. Vertraue niemandem.«
    Und dann war da noch die Sache mit Mr. und Mrs. Noles. Die Mädchen hatten die hübsche blonde Frau schon gerne gemocht, als das Paar angekommen war. Sie war zu jedermann zuvorkommend und eine Mustergattin. »Sie macht ihre Betten jeden Tag. Und sie hat sogar die Kehrmaschine genommen, als ich ans Telefon mußte, und hat das ganze Zimmer gemacht. Und er ist so nett.«
    »Ein ideales Paar«, murmelte eine sentimentale unverheiratete Dame. »Aber wie schade, daß sie keine Kinder haben. Sie hat mir erzählt, was für ein großer Kummer es für sie ist, daß sie ihm keinen Sohn schenken kann.«
    Ronald Noles war ein gutaussehender Mann mit einem Gesicht, dem, wie Katherine sagte — die das heimtückische Verhalten der beiden charmanten jungen Männer zutiefst erschüttert hatte —, jedermann ohne weiteres trauen konnte. Sie waren bald das beliebteste Paar in dem >Weißen Elefanten<, und sogar Jane sagte etwas vorschnell, sie wünschte, daß sie für immer bleiben könnten. Sie waren

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