Zum weißen Elefanten
Mann zahlen?«
Der Ehemann tat etwas Erstaunliches. Er angelte in seiner Tasche nach seiner Geldbörse. »Niemand anders zahlt für meine Frau. Sie hat sich zwar wie eine Dirne benommen, aber sie ist meine Frau. Was kostet ihre Pension, Fräulein? Natürlich nicht seine, verstehen Sie mich recht. Aber ich zahle für meine Frau.«
Am erstaunlichsten war, wie ruhig und widerspruchslos diese Abreise vonstatten ging. »Man hätte meinen können, sie sei ein Kind, das in der Schule ausgerissen war und wußte, daß es zurück mußte«, sagte Jane später, »und ob du es glaubst oder nicht, als er nach seiner Geldbörse suchte, lächelte sie mir zu und sagte: >Vielen Dank für den herrlichen Urlaub. Ich hatte ihn nötig. Schade, daß er uns so schnell gefunden hat<.«
Gegen ihr besseres Wissen hörte Jane sich selbst murmeln: »Sie waren uns liebe Gäste. Sind Sie sicher, daß er Sie anständig behandeln wird?«
»Oh, machen Sie sich um mich keine Sorgen. Er schlägt gerne Krach, aber ich weiß ihn zu nehmen«, das waren ihre Abschiedsworte.
Ronald Noles reiste später ab. Er blieb in seinem Zimmer, bis er sicher war, daß sich die anderen Pensionsgäste zurückgezogen hatten. Als Jane ihm erzählte, daß die Rechnung der Dame bezahlt sei, freute er sich ganz offen und wurde vertrauensselig. »Sehr anständig von ihm. Wissen Sie, wir haben uns nur zum Tanzen und im Kino getroffen. Ich hatte keine Ahnung, daß Kinder da waren. Fünf. Denken Sie nur, was für einen Schaden man da anrichtet. Das beweist doch, daß ein Mann nicht vorsichtig genug sein kann, oder nicht?«
Jane stimmte ihm von ganzem Herzen zu. Zu Katherine sagte sie noch: »Und auch Leute, die Pensionen führen, können nicht vorsichtig genug sein.« Als sie die Geschichte am nächsten Tag Miriam erzählte, hörte die alte Frau mit gespitztem Mund und gluckernden Lauten der Mißbilligung zu. Nachdem Jane geschlossen hatte, sagte sie: »Sie haben mitgenommen? Gezahlt und mitgenommen? Gut. Werden sie gut in sein kainga einsperren.«
»O nein, Miriam, ich bin sicher, daß er das nicht tun wird. Das war nicht der Typ dazu.«
Miriam verdaute das einen Augenblick mit enttäuschtem Schweigen und sagte dann: »Die Maoris machen anders. Gute Frau, Maori geben viel Geld, viel Kleider, viel picanini. Schlechte Frau«, hier zuckte sie zusammen, um dramatisch das Schicksal einer schlechten Frau zu zeigen, und Jane, die ein Lächeln unter drückte, sagte: »Schlechte Frau kein Geld, keine Kleider, keine picanini, ist es so, Miriam?«
Aber die alte Frau schüttelte entschieden den Kopf. »Schlechte Frau kein Geld, kein kai, aber viele picanini«, verbesserte sie.
Das schien Jane eine einfache, wenn auch primitive Lösung ehelicher Probleme zu sein.
7
Endlich war es überstanden; der lange heiße Januar, von dem Jane geglaubt hatte, er würde nie vorübergehen, war unter glühender Sonne und flimmernder Hitze zu Ende gegangen und ließ sie völlig erschöpft zurück. In vier Tagen begann die Schule wieder, und der letzte Schub Pensionsgäste hatte gepackt, die Rechnung bezahlt und reiste ab. Jane verabschiedete sich freundlich aber kurz und kehrte zu einer Menge schmutzigen Frühstückgeschirrs zurück. Katharine stand auf der Treppe zur Veranda und winkte anmutig und liebevoll allen einen Abschiedsgruß nach.
Ihr letzter Eindruck von dem >Weißen Elefanten< war ein hingestrecktes weißes Haus mit einer freundlichen Fassade, das sich von dem ruhigen blauen Meer abhob, und eine schlanke Gestalt mit goldenem Haar und Augen, die in Tränen zu schwimmen schienen. »So ein nettes Mädchen«, sagte eine Hausfrau, als sie es sich auf ihrem Sitz bequem machte. »Sie ist wirklich ziemlich traurig, daß wir abfahren. Hast du für das nächste Jahr vorbestellt, John? Sie sind zwar etwas unerfahren, aber im großen und ganzen hätten wir es nicht besser haben können.«
»Ein himmlisches Geschöpf«, sagte ein sentimentaler alter Herr, »und so ein gutes Herz. Gar nicht der moderne Mädchentyp. Ich werde bestimmt wiederkommen.«
»Alles in allem eine feine Sache«, sagte eine burschikose junge Frau zu ihrer Freundin. »Das hübsche Mädchen hat mir gut gefallen, obwohl sie manchmal nicht sehr geistreich war, und dann kochte die Kleine, die in der Küche zu leben schien, wirklich gut. Trotzdem, ein komisches kleines Ding. Sie schien nie etwas zu sagen zu haben.«
»Es kam ja schließlich auf ihre Mahlzeiten an«, erwiderte die praktische Freundin. »Aber natürlich
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