Zum weißen Elefanten
des >Weißen Elefanten<.
Sie leistete jedoch erstaunlich gute Arbeit. Das begann mit der obligaten ersten Tasse Tee am Morgen, die Jane vorbereitet hatte und Katherine um sieben Uhr herumtrug. Nie schwappte der Tee in die Untertasse, nie platzte Katherine unangekündigt in ein Schlafzimmer, nie vergaß sie zu lächeln und einen nervösen Gast zu fragen, wie er geschlafen habe. Sie war die ideale Serviererin, die Teller wurden beim Mittagessen schnell herumgereicht, und nie irrte sie sich in der Sitzordnung. Aber natürlich hatte sie die weitaus leichtere Aufgabe.
Der Nebelschleier, der diese Wochen umgab, wurde von einigen Episoden zerrissen. Zum Beispiel war da der eine Abend, fünf Tage vor Weihnachten, an dem Hugh ihnen sieben frisch, geschlachtete Hühner lieferte, »mit Federn, Innereien und allem Drum und Dran«, wie Jane sagte. Sie sollten als »Hähnchen « für das Weihnachtsessen ausgegeben werden, aber die Köchin hatte noch nie zuvor Geflügel gerupft oder ausgenommen. Katherine lief es beim Anblick der warmen Leichen kalt über den Rücken, und zunächst weigerte sie sich, sie anzufassen. Aber Jane blieb dieses Mal unbarmherzig.
»Komm schon. Sie müssen heute abend fertig sein. Wir schließen die Küche zu und decken den Boden mit Zeitungen ab. Wie das gemacht wird? Natürlich kannst du es. Es hilft dir gar nichts, wenn du die Augen schließt und meinst, es müßte dir schlecht werden. Du brauchst nur die Federn auszurupfen.«
Eine halbe Stunde später rief sie Nora an. »Diese gräßlichen Hühner. Die Federn haben wir jetzt bei zwei Stück ‘runter, aber was macht man um Himmels willen danach?«
Nora gab kurze aber klare Anweisungen, wenig später erfolgte jedoch ein zweiter, noch aufgeregterer Anruf. »Nora, irgend etwas ist schiefgegangen. Es ist völlig auseinandergefallen. Einfach schrecklich. Wie kannst du nur darüber lachen?«
»Du nimmst es zu tragisch. Macht doch nichts, das eine Huhn. Ihr habt ja sieben. Du kannst es hinterher noch immer schmoren oder sonst was. Wir kommen gleich vorbei, und Hugh wird euch zeigen, wie man es macht. Die Hunde freuen sich, wenn sie Auto fahren dürfen, aber ich werde sie im Wagen lassen, denn die Federn machen sie ganz wild.«
Sie traten in ein Federmeer ein, und sogar Hugh lachte belustigt. Katherine nahm ihre Chance wahr und floh vom Schauplatz des Geschehens, aber Jane ließ sich belehren, denn sie sagte, Geflügel ungewissen Alters von dieser Farm sei billig und würde im Sommer häufig auf ihrem Speisezettel stehen.
»Du mußt sie lange genug dämpfen und dann leicht rösten, dann kannst du sie von ihren eigenen Enkeln nicht mehr unterscheiden«, sagte sie fröhlich. »Jetzt habe ich’s begriffen, Hugh. Guck mal zu, wenn ich das nächste fertigmache. Ich hoffe nur, daß die Pensionsgäste noch etwas heißes Wasser übriggelassen haben. Ich rieche nicht gerade nach Veilchen.«
Aber noch Schlimmeres stand bevor. Am nächsten Morgen erschien Tony strahlend mit einem großen Karton an der Tür. »Ein Geschenk für ein hübsches Mädchen«, sagte er mit einem verlegenen Lachen, drückte Katherine das Paket in die Arme und zog sich stillschweigend zurück, bevor Katherine dazu kam, es zu öffnen.
Tief bewegt trug sie es triumphierend in die Küche. »Natürlich Blumen. Der liebe Tony. Das ist ja himmlisch für Weihnachten.« Dann öffnete sie den Deckel und stieß einen kurzen Schrei aus. Die Schachtel enthielt einen dicken Truthahn mit Federn und noch ganz warm.
»Das Scheusal«, sagte Katherine, indem sie sich abwandte. »Wie kommt er dazu, uns so einen Streich zu spielen?«
»Das ist kein Streich. Das ist äußerst praktisch. Ein Truthahn für Weihnachten. Er hat mir neulich erzählt, sie hätten ein paar wilde Truthähne hinter dem Haus. Damit wird unser Festessen wirklich großartig.«
»Das bedeutet aber, daß wir die ganze Abscheulichkeit noch einmal durchstehen müssen.«
»Ist doch eine Kleinigkeit. Ich weiß jetzt, wie man es macht, aber du mußt beim Rupfen helfen. Schließlich ist es dein Geschenk — und ich muß es kochen.«
Es gelang ihr hervorragend, und sogar die etwas älteren Hühner erhielten durch ihre Bearbeitung die Zartheit der Jugend zurück. Das Weihnachtsessen war ein großer Erfolg. Hugh und Nora kamen zu diesem Anlaß und blieben auch, denn Hugh war der Meinung, daß die Anwesenheit eines Mannes eine dämpfende Wirkung auf die ziemlich laut werdende Party haben könnte. »Das stärkere Geschlecht, wie der >Fürst<
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