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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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in kühlem Ton an die Beine: »Es tut mir leid, aber ich bin im Bett.«
    »Für immer?«
    »Seien Sie nicht albern. Ich mache mir einen gemütlichen Tag und sehe keinen Grund, runterzukommen.«
    »Auch nicht, um einen Wochenendgast zu empfangen?«
    »Zu dieser Jahreszeit nehmen wir keine Wochenendgäste.«
    Unglücklicherweise war sie so damit beschäftigt, diesen unerträglichen Menschen in seine Schranken zu weisen, daß sie am offenen Fenster geblieben war. Die Beine drehten sich nun plötzlich um, und bevor sie sich zurückziehen konnte, sah sie Philip Park mit unverhohlener Belustigung an.
    »Sie waren also wirklich im Bett und haben sich nicht nur versteckt. Sie sehen noch ganz verschlafen aus.«
    »Natürlich habe ich mich nicht versteckt. Warum sollte ich? Aber ich bin der Meinung, daß ich ein Recht auf meine Wochenenden habe.«
    »Sie haben mir einmal gesagt, daß die Wochenenden einträglich seien.«
    »Wir haben bis Anfang Dezember geschlossen. Ich kann unmöglich die ganze Woche in Condon arbeiten — eine sehr verantwortungsvolle Arbeit — und dann für rücksichtslose Menschen kochen, die am Wochenende auftauchen.«
    »War ich rücksichtslos? Dann will ich es weiter sein und hierbleiben, bis Sie sich entschließen, aufzustehen. Lassen Sie sich nur Zeit. Im Wohnzimmer ist es sehr gemütlich, und ich kann mir immer noch etwas zu essen holen, wenn ich Hunger habe.«
    Janes Laune verschlechterte sich bedrohlich. Wer glaubte er eigentlich zu sein, fragte sie sich wütend? Zum Glück stellte sie diese Frage Philip nicht, sondern versuchte sich krampfhaft zu beherrschen und sagte kühl: »Ich werde herunterkommen, wenn ich angezogen bin. Wie Sie schon sagten, können Sie im Wohnzimmer warten.«
    Sie ließ sich Zeit. Es war ärgerlich, Aufregung und eine leichte Verwirrung zu spüren. Das kam natürlich nur durch ihre Übermüdung, und weil sie so rücksichtslos geweckt worden war. Aber Jane konnte sich nicht gut selbst täuschen, und als sie sich schließlich frisiert hatte, war sie gewillt, zuzugeben, daß sie das plötzliche Erscheinen dieses Mannes, den sie einmal gehaßt und dann gerne gemocht hatte, so aus der Fassung brachte.
    Sie zog ein Baumwollkleidchen an, ein besseres, als das sonst für den Wochenendgebrauch bestimmte, machte ihr Gesicht zurecht und betrachtete traurig die tiefen Ränder der Müdigkeit unter ihren Augen und ihre vorstehenden Backenknochen. Das war wieder die einfache Jane. Kein Wunder, daß Tony sein Schicksal langsam fröhlich resignierend akzeptierte. Hätte Philip sie doch nur an dem Abend der Aufführung gesehen...
    Er saß gemütlich in einem Sessel, rauchte und las eine Zeitung, als Jane frisch hereinkam, ihrer Meinung nach völlig Herr der Lage.
    »Nun, was hat Sie hierher zurückgeführt? Ist die >Pension etwas weiter< doch nicht so gut?«
    »Sie wissen ganz genau, daß es ein gräßlicher alter Schuppen ist und ich dort nicht hingegangen bin.«
    »Ich bin über Ihre Unternehmen nicht informiert und sie sind mir auch egal.«
    »Möchten Sie wissen, warum ich gekommen bin?«
    »Eigentlich nicht, aber wenn Sie es mir unbedingt sagen wollen...«
    »Das will ich.« Er zog einen Brief aus seiner Tasche und reichte ihn ihr.
    »Das war es.« Erstaunt sah sie, daß es der Brief war, den sie am Wochenende zuvor so eilig geschrieben hatte, um die Samstagspost noch zu erwischen.
    »Aber das ist nicht Ihr Brief.«
    »Sie haben ihn geschrieben, nicht wahr?«
    »Sicher. Warum nicht? Aber woher wissen Sie das? Ich habe den Bürostempel benutzt und nur die Anfangsbuchstaben meines Namens daruntergesetzt.«
    »Die haben meinen Verdacht natürlich bestätigt.«
    »Verdacht? Was meinen Sie?«
    Er verzog seinen Mund und sagte: »Ihre alten Feinde haben Sie verraten. Diese unangenehmen juristischen Ausdrücke, die Sie so hassen. Annullierung und justiziabel und Kapitaleinkünfte. Ein komischer Zufall, aber nicht so außergewöhnlich, wie Sie denken. Sie kommen in vielen Rechtsanwaltsbriefen vor.«
    »Aber dieser Brief war nicht an Sie gerichtet«, brüllte sie; ihr Gesicht glühte verärgert und gedemütigt. »Er ging an einen Mann, der mit unserem Klienten im Streit lag.«
    »Und der mein Klient wurde, als er Ihren Brief bekam. Er gab ihn mir, und die Intuition besorgte den Rest.«
    Das konnte nur ihr passieren, dachte sie verbittert. Sie hatte für dieses Büro dutzendweise Briefe geschrieben, und das war das einzige Mal, daß sie nicht jedes schwierige Wort im Wörterbuch nachgesehen oder

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