Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
die Briefe jemand anders gezeigt hatte. Aber sie sagte nur ganz ruhig: »Warum diese Geheimnistuerei? Warum sollte ich während des Winters nicht in einer Rechtsanwaltspraxis in Condon arbeiten? Genauer gesagt, sie leiten.«
    Diesmal konnte er sein Lächeln nicht zurückhalten. »Gut«, sagte er, aber machte alles zunichte, indem er hinzufügte: »Ihre Briefe haben bestimmt die Langeweile in vielen Großstadtfirmen aufgelockert.«
    Sie flüchtete sich in Erklärungen und Selbstverteidigung. »Ich kann Ihnen versichern, das war das einzige Mal, daß ich irgendetwas falsch geschrieben habe. Ich habe immer alles nachgeschlagen, dort gab es keine gräßliche Hetze wie in Ihrem Büro. Und wenn irgend etwas schief ging, haben Mr. Duncan oder Mr. Matthews es mir gesagt. Freundlich und rücksichtsvoll. Aber an dem Tag waren sie krank, und ich mußte mich beeilen, um die Post nicht zu verpassen.«
    Schon im nächsten Augenblick war sie wütend über sich selbst; warum machte sie sich die Mühe, diesem unangenehmen Men sehen Erklärungen abzugeben?
    »Und Sie haben entschlossen durchgehalten, wie man es von Ihnen erwarten darf. Mr. Duncan kann sich glücklich schätzen, trotz der Rechtschreibung.« In seinem Ton lag die alte Freundlichkeit.
    »Ich kann mich glücklich schätzen. Er war so neu — so geduldig und verständnisvoll«, sagte sie spitz. Er lachte.
    »Sie haben gewonnen, Jane. Wie viele Stellen haben Sie in letzter Zeit angenommen? Und was haben Sie an dem einen Tag in dem Laden gemeint?«
    »Gemeint? Was ich gesagt habe natürlich. Es war keine Stelle, weil ich nur Hugh ausgeholfen habe, bis Nora zurückkam. Jetzt ist sie wieder da.«
    »Das weiß ich. Ich habe dort hereingeschaut, um Ihr neuestes Abenteuer zu erfahren, den Grund für diese neue Stelle, und was Sie mit einem perfekten Ehemann gemacht hatten.«
    »Ein perfekter was? Wovon sprechen Sie eigentlich?«
    »Von Ihnen und dem gutaussehenden Hugh und den zwei Tassen Kaffee und den Hunden. Ganz zu schweigen von dem Hochzeitskuchen.«
    Sie starrte ihn an; langsam dämmerte es ihr, und plötzlich hob sich ein Gewicht von ihr. Von ihr? Nicht von ihrem Herzen, sondern von ihrem Verstand. Jetzt begriff sie das Problem, das sie monatelang beschäftigt hatte. »Sie meinen — Sie dachten, ich wäre Nora gewesen? Was für eine verrückte Idee!«
    »Warum? Die äußeren Anzeichen waren irreführend. Und jedesmal, wenn ich Sie nach Hugh fragte, sind Sie immer ausgewichen. Da war meine falsche Reaktion gar nicht so abwegig. Wie Nora sagte — die übrigens ein sehr nettes Mädchen ist und viel freundlicher zu Leuten, die plötzlich auftauchen, als manch andere — >Ganz klar, natürlich mußte es scheinen, als wäre Jane ich, aber sie war es nicht.<« Er fügte nicht hinzu, daß Nora fortgefahren war; »Ich hatte mir gedacht, daß Sie das meinen. Aber was konnte ich tun? Sie kennen doch Jane«, und dem hatte er vollauf zugestimmt.
    Plötzlich brach sie in schallendes Gelächter aus. Es war ein herrlicher Frühlingstag, und alles war in Sonnenschein getaucht. Sie sagte; »So was Dummes. Als ob ich das tun würde. Als ob ich das tun würde, und Hugh auch nicht — guter alter Hugh. Machen wir Kaffee. Ich sterbe vor Hunger.«
     

14
     
    Aber trotz seiner Einwände ließ sie ihn nicht über Nacht bleiben.
    »Pensionen sind entweder geöffnet oder geschlossen. Sie machen keine Ausnahmen. Vor kurzem habe ich einem Herrn gesagt, wir würden bis Anfang Dezember niemanden aufnehmen.«
    »Ich sehe, Sie sind die übliche Gasthausinhaberin geworden, nichts als Vorschriften und Bestimmungen. Ich vermute, das kommt daher, weil Sie jetzt eine angesehene Persönlichkeit sind.«
    Sie verbrachten einen glücklichen, unbeschwerten Tag, obwohl er harmonischer hätte sein können, wenn Tony nicht am späten Nachmittag mit dem Pony erschienen wäre, das Jane normaler — weise ritt. Er war böse, als er Philip sah. Da war er also wieder aufgetaucht, dieser Rüpel, der so vornehm tat und Jane aus seinem Büro rausgeworfen hatte. Tony konnte nicht verstehen, warum Jane ihm das offensichtlich verziehen hatte.
    »Sie wollen doch nicht sagen, daß Sie jetzt reiten gehen, wo ich nur einen Tag bleiben darf? Das finde ich einem Gast gegenüber unhöflich.«
    »Wenn sich ein Gast monatelang nicht blicken läßt und dann unaufgefordert zurückkommt, kann er keine Rücksicht erwarten.«
    Jane sah strahlend von einem Mann zum anderen, und Katherine betrachtete sie voller Bewunderung. Die liebe Jane.

Weitere Kostenlose Bücher