Zum weißen Elefanten
Liebe zur Schönheit bei Katherine aufblühte, und daß sich sein ziemlich ausgefallener Sinn für Humor an ihren Gesprächen labte. Weiter würde es nicht gehen. Er war viel zu vernünftig, als daß er sich an so ein nichtssagendes Mädchen gebunden hätte. »Und außerdem«, sagte sie ihm, »will sich Katherine nicht mit einem kleinstädtischen Buchhalter einlassen. Es wird noch jahrelang dauern, bis sie heiratet, erst, wenn sie sich genügend vergnügt hat und ein winziges Fältchen neben ihren lieblichen Augen entdeckt. Und dann wird sie sehr, sehr sorgfältig wählen — viel Geld und nicht zu viel Verstand. Aber natürlich wird sie sich einreden, daß sie die wahre Liebe gefunden habe.«
Er lachte. »Eine kluge Diagnose, wenn auch etwas bösartig. Sie ist sehr schön und sehr bequem. Sie winkt einem bei der Begrüßung genauso liebenswürdig zu wie beim Abschied. Keine tiefen Gefühle bei beidem.«
Trotz ihrer Selbständigkeit und ihrer gerühmten Gleichgültigkeit wanderten Janes Gedanken häufig zu Philip. Eigenartig, daß er nicht wiedergekommen war. Sie hatte geglaubt, ihm habe dieser Samstag wirklich gefallen. Er war wohl sehr unberechenbar und launisch. Nun gut, jetzt war sie an der Reihe, ihn spüren zu lassen, daß er kommen und gehen konnte, ohne die ruhige Oberfläche ihrer Seele aufzuwühlen. (Eine feine Metapher, die sich Jane in schlaflosen Nachtstunden ausgedacht hatte und anzubringen hoffte, wenn Philipp kam.)
Er jedoch kam zu dem Schluß, daß Jane etwas zu überheblich war. Und er hatte nicht die Absicht, sich von ihr gegen ihre jungen Bewunderer vom Land ausspielen zu lassen. Sie wurde offensichtlich hochmütig. Das kam wohl daher, daß sie in dem Büro eines kleinstädtischen Rechtsanwalts ganz guten Erfolg gehabt hatte und sich für den Star einer ländlichen Schauspieltruppe hielt. Es war höchste Zeit, daß sie wieder zur Vernunft kam und sie selbst wurde.
Wenn sich zwei Menschen mit dem bedauerlichen Gedanken aufmachen, dem anderen eine Lektion zu erteilen, geraten sie mit der größten Wahrscheinlichkeit in eine Sackgasse, und die nächste Nachricht, die Jane von Philip erhielt, war ein kurzes Schreiben, mit dem er anfragte, ob während der offiziellen Urlaubszeit noch eine Unterkunft zu haben sei. Es bereitete ihr das größte Vergnügen, zumindest redete sie es sich ein, mit einem freundlich gehaltenen Schreiben (auf einem Geschäftsbogen getippt und jedes Wort sorgfältig geprüft) zu antworten, daß das bedauerlicherweise nicht der Fall sei.
Die letzten Wochen des Lebens in Condon gingen schnell vorüber, und zu ihrem Erstaunen stellte Jane fest, daß sie nur ungerne Abschied nahm. Eine Woche bevor sie abreisten, verkündete Thelma Cook errötend ihre Verlobung mit dem Lebensmittelhändler an der Ecke.
»Herrlich. Jetzt müssen wir eine Party auf die Beine bringen, um das zu feiern«, sagte Jane.
»Aber doch keine Party für eine Witwe, meine Lieben, und Mr. Ross ist doch nicht mehr so jung wie einst.«
»Sie werden ihn jeden Tag jünger machen, und zur Verlobung gehört immer eine Party. Wir bleiben an diesem letzten Samstag hier, feiern an diesem Abend die Party und gehen am Sonntag nach Hause.«
So kam es, daß Philip Park, als er am Samstagmorgen mit seinem Wagen vor dem >Weißen Elefanten< hielt, vor verschlossenen Türen stand. Das ärgerte ihn erheblich. Er hatte sich vier Wochenenden ferngehalten und meinte nun, Jane sei genug gestraft. Und jetzt schien sie sich woanders zu vergnügen. Langsam fuhr er nach Condon zurück und machte sich Gedanken über seine Gemütsverfassung; konnte er sich wirklich in dieses Mädchen verlieben, das er in seinem eigenen Büro verspottet hatte? Was reizte ihn an ihr? Er kannte viele hübschere Mädchen, viele klügere und sogar noch mehr, die richtig schreiben konnten. Warum wollte ihm jetzt Jane nicht mehr aus dem Kopf gehen, selbst, wenn er sich auf irgendeiner Party mit viel eleganteren, und temperamentvolleren Mädchen vergnügte?
Diskrete Nachforschungen in Condon führten ihn schließlich zu Mrs. Cooks Haus, aber es war jetzt schon früher Nachmittag, und die Türe wurde von einer erregten und verschmierten Jane geöffnet, die einen schwarzen Streifen auf ihrer kleinen Nase und etwas Mehl auf der Stirn hatte. Offensichtlich kochte dieses seltsame Mädchen schon wieder.
»Oh, Guten Tag«, sagte sie ohne merkliches Erstaunen. »Wie haben Sie uns gefunden?«
»Ich bin zu dem >Weißen Elefanten< gefahren, und er war
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