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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Abschnitt war damit gespickt, und sie schlug alles gewissenhaft nach und war wieder einmal erstaunt über die Eigenarten der juristischen Sprache. Dann sah sie auf ihre Uhr. Es blieb einfach keine Zeit mehr, um viele Umstände zu machen. Sie hatte eine Anmerkung gemacht, daß der Brief telefonisch diktiert worden sei, so daß Mr. Duncan für die Schreibweise nicht verantwortlich gemacht werden konnte. Man würde sie für ein dummes, nachlässiges Mädchen halten und nicht für eine sehr fähige und gewissenhafte Sekretärin, die alle möglichen schwierigen Geschäfte erledigte. Sie schrieb den letzten Abschnitt hastig herunter und hatte gerade noch Zeit, mit dem Brief zum Postamt zu laufen, bevor geschlossen wurde.
    Katherine kam am Montagmorgen sehr viel erholter aussehend zurück. Es war ein sonniges Frühlingswochenende gewesen, und die letzten Spuren ihrer Krankheit waren verschwunden. Sie hatte eine ziemlich eigenartige Geschichte zu erzählen.
    »Ich habe nie gedacht, daß ich irgendwo Angst haben würde, aber ich hatte das Gefühl, daß irgend jemand herumlungerte. Nicht abends, so schlimm war es nicht. Aber ich schlief am Strand in der Sonne ein, wachte plötzlich auf und fühlte, daß mich jemand beobachtete. Ich brauchte eine Minute, bis ich zu mir kam, und als ich mich aufsetzte, sah ich gerade noch, wie ein Mann hinter dem Felsen verschwand. Ich bin sicher, er hat mich angestarrt, während ich schlief.«
    »Kann man ihm nicht verübeln. Auch ich starre dich manchmal an. So wenige Leute sehen hübsch aus, wenn sie schlafen. Sie schlafen mit offenem Mund, und einige sabbern sogar, aber du siehst immer gleich aus.«
    »Trotzdem finde ich es nicht sehr nett, daß jemand sich einfach anschleicht und einen anstarrt. Ich bin die Straße entlangspaziert, weil es ohne dich so schrecklich langweilig war, mein Schatz, und da parkte ein Wagen um die Ecke, und ich sah ganz genau einen Mann zwischen den Bäumen in Mr. Carrs Koppel.«
    »Ich glaube kaum, daß es derselbe war. Wahrscheinlich war der Späher jemand, der den Tag am Meer verbringen wollte und begeistert war, eine schlafende Schönheit im Sand zu entdecken. Ich bin so froh, daß du im Haus warst. Ich lasse es gar nicht gerne so lange alleine.«
    »Es war so langweilig, aber ich habe mich herrlich ausgeruht. Ich bin erst um zehn Uhr aufgestanden. Aber was hast du getan, Jane? Du siehst müde aus.«
    »Ach ja, es war eine Hetze, aber Mr. Duncan kommt am Montag zurück, und dann nimmt alles wieder seinen gewohnten Lauf. Es wird himmlisch sein, am Freitagabend ans Meer zu fahren.«
    Das gelang ihnen, obwohl Jane Gewissensbisse hatte.
    »Unsinn«, sagte Alexander Duncan bestimmt. »Sie haben Wunder gewirkt. Das sinkende Schiff gerettet. Aber dafür sehen Sie auch schlecht aus, und wir können es uns nicht leisten, daß Sie sich auch noch anstecken. Fahren Sie zu Ihrem alten Haus, schlafen Sie und sonnen Sie sich.«
    Sie fuhr dankbar weg, aber nicht mit dem Bus. George Enderby kam an, angeblich, um Mr. Duncan zu sprechen, aber in Wirklichkeit, um Jane zu sagen, daß er sie beide am Abend mitnehmen würde.
    »Sie scheinen eine kleine Heldin gewesen zu sein. Der alte Alex singt ein Loblied auf Sie, aber er sagt, Sie seien erschöpft, und dann hat es keinen Zweck, sich in einem schweren Bus durchschütteln zu lassen. Man darf niemandem zuviel zumuten, wissen Sie. Nur keine Widerworte, meine Liebe.«
    Der >Fürst< war stolz und erfreut, daß sein Schützling so gut eingeschlagen hatte; er hatte schon immer gesagt, daß das Mädchen tüchtig war. Es war ein herrlicher Oktoberabend, und Jane war mit sich und der Welt zufrieden. Sie hatte das gute Gefühl, etwas geleistet zu haben, und vor ihr lagen noch weitere fünf Wochen in Condon und dann die freudige Erregung, den >Weißen Elefanten< wieder zu öffnen und bessere Erfolge denn je zu erzielen. Dieses Jahr wurden sie nicht mehr durch die Abzahlung des Kühlschranks behindert. Das hatte sie alles in Ordnung gebracht und genug für einen guten Start gespart. Es waren schon Schreiben eingegangen, um Zimmer für Dezember vorzubestellen, und sie wußte, daß sie in der Ferienzeit ausgebucht sein würde.
    »Und ihr müßtet auch mehr machen können, wenn die Saison vorbei ist«, sagte Thelma Cook zu ihr. »Farmer und solche Leute, die in den stillen Monaten ans Meer fahren wollen. Ich habe schon mehrere davon sprechen hören. Sie meinen, wenn Sie eine Pension genausogut betreiben können wie eine Anwaltspraxis, ganz zu

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