Zum weißen Elefanten
schweigen von Ihrem Theaterspielen, dann wollen sie es auch selbst ausprobieren.«
»Ich wette, Sie haben für uns Reklame gemacht«, sagte Jane. »Sie waren so gut zu uns. Unser Aufenthalt hier hat uns so sehr geholfen.«
»Ich habe es gerne getan. Ich werde euch beide vermissen. Ich glaube, es ist nicht gut für eine Frau, alleine zu leben.«
»Wird sie auch gar nicht«, sagte Jane hinterher zu Katherine. »Der kleine Mr. Ross hat ein Auge auf sie geworfen. Als ich neulich in dem Laden war, sagte er zu mir, das Junggesellendasein wäre auf die Dauer kein Vergnügen. Wenn wir nächsten Winter nach Condon zurückkommen, müssen wir wohl woanders wohnen.«
Inzwischen konnten sie sich auf ein anderes Leben freuen. Vor dreizehn Monaten hatten sie den >Weißen Elefanten< zum ersten Mal gesehen. Diese Gedanken teilte sie George Enderby auf der Fahrt mit.
»Ich werde diesen ersten Tag und Monat nie vergessen«, sagte Katherine. »Es war so schrecklich, als Mr. Enderby wegfuhr und uns einfach sitzenließ.«
»Aber, aber, meine Liebe, wir wollen doch keine alten Geschichten aufwärmen. Man hat gut reden, wenn alles vorbei ist, aber wie sollte ich denn wissen, was für zwei herrliche junge Damen ihr wart?«
»Bei mir hätten Sie es eigentlich merken müssen«, erwiderte Jane barsch. »Ich war völlig sichtbar. Natürlich konnten Sie bei Kit nur nach den Beinen gehen, und danach kann man immer nur schwer urteilen.«
Etwas schmerzlich berührt von dieser Darstellungsweise bemerkte der >Fürst<, daß Sehen letzten Endes Glauben hieß, und dann guckte er etwas verlegen.
»Ich bin gespannt, wie dieser Sommer wird«, fuhr Katherine fort. »Natürlich werden einige von den alten Gästen wiederkommen, aber Gott sei Dank nicht die Noles’ oder Miss Olds.«
»Dafür wird es andere geben«, sagte Jane geduldig, und George bemerkte mit gewagter Originalität, daß auf Gottes lieber Erde alles vertreten sei. Sie hielten bei dem Laden, aber nur kurz, denn obwohl der >Fürst< bei den Stevensons eine Ausnahme machte (»Der Junge hat für sein Land gekämpft und das Fliegerkreuz bekommen, alle Achtung«), fühlte er sich in dem kleinen Haus hinter dem Laden doch nicht so recht wohl. Nora fand das immer herrlich.
»Es ist nicht leicht für ihn«, flüsterte sie, als sie im Gehen waren, »daß ihr darauf besteht, mit einfachen Händlern befreundet zu sein. Ein vornehmer Mann weiß nicht, wie er sich bei solchen Leuten verhalten soll.«
Er setzte sie vor dem >Weißen Elefanten< ab und ging zu seiner Schwester. »Am besten schlaft ihr euch richtig aus«, sagte er voller Mitgefühl. »Das beste Heilmittel für die Unbill dieser Welt. Und dann legt Euch morgen in die Sonne.«
Als er gegangen war, sagte Jane, er sei einmalig und könnte leicht Material für hundert kluge Bücher liefern.
Sie befolgten seinen Rat. Jane schlief zehn Stunden und erwachte mit dem herrlichen Plätschern der herankommenden Flut und einem Tuiruf von einem Baum neben dem Haus. Sie stand widerwillig auf, machte für sie beide eine Tasse Tee und stimmte Katherines Vorschlag zu, sie solle wieder ins Bett gehen. »Mein Schatz, du siehst so schlecht aus. Ich gehe an den Strand, aber du solltest noch ein bißchen schlafen. Das Mittag essen lassen wir ausfallen, oder?«
Jane döste, las und döste wieder, dann wachte sie plötzlich auf, sah, daß es halb elf war und jemand an der Haustür klopfte. »Wer ist da?« fragte sie müde von ihrem Bett aus. »Bist du es, Hugh? Wenn ja, dann komm rein.«
Dann stieg sie aus dem Bett und steckte ihren Kopf aus dem Fenster, um zu sehen, wer unten auf der Treppe stand. Sie sah Beine, die sie wiederzuerkennen glaubte. »Ach, du bist’s, Tony. Bringst du was Neues? Dann sag es mir so. Ich bin im Bett, und Kit ist am Strand.«
Eine Stimme, die weder Hugh noch Tony gehörte, sagte deutlich: »Ich bin weder Tony noch der bevorzugte Hugh. Könnten Sie vielleicht runterkommen? Da ich nicht Hugh bin, will ich nicht gerne reinkommen.«
Jane schwieg. Er war also wieder aufgetaucht. Mit einer unglaublichen Frechheit war er vor ihrer Türe erschienen, wollte reingelassen werden und machte sich gleichzeitig noch über Hugh lustig. Sie würde natürlich nicht runtergehen. Warum sollte sie? Sie wollte noch einmal einschlafen. Außerdem wußte sie, daß sie schrecklich aussah, verschlafen und ohne Make-up. Jane war mit ihrem Aussehen in letzter Zeit ziemlich zufrieden und hatte nicht die Absicht, sich ungünstig zu zeigen. Sie wandte sich
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