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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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glänzte offensichtlich: es war herrlich, sie so fröhlich und verführerisch zu sehen. Sie legte den Arm um ihre Taille und sagte: »Du hast dich verändert, meine Gute. Das kommt natürlich durch das lustige Leben in Condon, und weil du auf der Bühne so viel Erfolg gehabt hast und dann auch in der Praxis. Und auch durch deinen netten Chef. Ein so himmelweiter Unterschied zu unserem Leben in der Großstadt.«
    Jane lachte. »Das hätte man auch anders ausdrücken können.«
    »Ich meine nur«, sagte Katherine ernst und getroffen, daß sie vielleicht die Gefühle eines Menschen verletzt hatte, auch wenn sie ihn nicht mochte, »daß es so schrecklich war, als wir unsere Stellen verloren und zehn oder zwanzig Pfennig zu zweit hatten.«
    Philip sah Jane kurz an. War das wirklich so gewesen? War sie erhobenen Hauptes aus seiner Praxis marschiert und wußte, daß sie kaum leben konnte? Aber das würde ihr ähnlich sehen.
    Tony machte die Sache durch seinen Kommentar auch nicht besser: »Scheußlich für euch beide. Kann ich verstehen. Der alte Duncan meint, du bist ein Geschenk des Himmels für einen Rechtsanwalt.«
    »Für einen in der Kleinstadt«, lachte Jane, dann sagte sie ernst zu Katherine: »Kit, mach keine rührselige Geschichte daraus. Als wären wir Waisenkinder im Schnee. Du weißt, daß wir auf der Bank massenhaft Geld hatten. Wir haben nie am Hungertuch nagen müssen.«
    »Ja, aber du hast deiner Mutter versprochen, es nur in Krisenzeiten anzubrechen. Sehen Sie«, sagte sie unnötigerweise zu Philip, »sie hatte eine Versicherung von sechstausend Mark, aber es sollte nur in einer schrecklichen Notlage verwendet werden. Wenn das keine wirkliche Notlage war, was war es dann?«
    Aber Jane schüttelte gutmütig, keineswegs tadelnd den Kopf: »Es hat überhaupt keinen Zweck, dem kleinen Dummerchen zu erklären, daß es einen Unterschied zwischen Kapital und Einkommen gibt — aber daß das Kapital da war. Außerdem Tony, wenn wir noch reiten wollen, müssen wir jetzt gehen. Ihr zwei könnt für das Abendessen sorgen«, rief sie über die Schulter, als sie sich anmutig auf ihr Pony schwang. »Die Pension ist geschlossen, und die Köchin geht ihrem Vergnügen nach.«
    Das Abendessen war bereit, als sie zurückkamen, weil Philip, wie er sagte, sehr gut Büchsen öffnen konnte. Als sie gegessen hatten, bummelten sie alle im Sternenschein an den Strand. Tony fühlte sich wohl, denn Jane ließ sich in keine Zweisamkeit hineinziehen; sie ging neben ihm, Philip an ihrer Seite, und auch als Tonys Hand die ihre fand und sie demonstrativ festhielt, ließ sie sie ruhig in der seinen und schwenkte sie ihn und her wie ein Kind.
    »Ich nehme an, Condon hat ein paar anständige Hotels«, sagte Philip, als Jane erklärte, es sei Bettzeit.
    »Ganz gute. Viel besser als das >gute Hotel etwas weiter<...«
    »Dann verbringe ich die Nacht dort, und morgen können wir alle zusammen mit meinem Wagen zum Picknick die Küste hinunterfahren.«
    »Oh, können wir das?« Jane war über den selbstverständlichen Ton verärgert. »Rechnen Sie nicht mit mir. Ich bin morgen für kein Picknick zu haben.«
    »Auch nicht, wenn Sie keinen Finger für die Vorbereitung zu rühren brauchen? Ich habe einen Picknickkorb in meinem Wagen, und ich will sehen, daß das Hotel uns ein Mittagessen zusammenstellt.«
    »Auch dann nicht. Ich möchte einen Tag für uns alleine, nur Kit und ich, und ich möchte in der Sonne schlafen und nicht einmal reiten gehen, mein lieber Tony. Am Montag erwartet mich eine Menge Arbeit.«
    »Harte und verantwortungsvolle Arbeit«, zog er sie auf, aber sie ließ sich nicht überreden und sagte ohne weitere Erklärungen >Gute Nacht<.
    Jane ging mit einem stolzen Gefühl ins Bett. Sie, um die sich nie jemand gekümmert hatte, kommandierte nun zwei stattliche Männer herum, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, war etwa schwierig und wählerisch. Wie schön, Philip zu zeigen, daß er sie nicht zurückpfeifen konnte, wenn er wollte, und außerdem würde er am nächsten oder übernächsten Wochenende ohnehin wiederkommen.
    Aber das tat er nicht, und Jane mußte sich mit langen Ritten mit Tony und einigen fröhlichen Besuchen von Miriam und Hua begnügen. Katherine verbrachte jeden Sonntag in der angenehmen ungezwungenen Gesellschaft von Martin Wild. »Bitten Sie Monica, auch zu kommen«, sagte sie, aber dafür war Monica viel zu vernünftig. Diese Zuneigung ihres Bruders freute und amüsierte sie. Sie wußte, daß seine ästhetische

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