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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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zur Unkenntlichkeit geschminkt.
    Sie sagte: »Alten, ich habe von Euch geträumt.«
    Da war etwas in ihrem Ton, das nichts Erfreuliches ahnen ließ. Unwillkürlich schauderte Stulwig. Die Zauberin in ihr wollte ihm etwas mitteilen.
    Er verstand jetzt, weshalb sie allein gekommen war. Was sie ihm zu bieten hatte, machte das Verlangen eines Mannes nach einer Frau unbedeutend. Und sie erwartete, daß er das erkannte.
    In der offenen Tür stehend, wurde Stulwig bewußt, daß er zitterte. Ein Traum. Der Traum einer Zauberin!
    Er schluckte, fand seine Stimme, aber sie mußte sich tief in die Kehle zurückgezogen haben, denn sie klang rauh. »Was wollt Ihr?«
    »Ich brauche dreierlei Mittel von Euch. Stypia, Gernay und Dalin.«
    Jetzt war der richtige Augenblick, seine Chance zu nutzen. Zu einer Zeit wie dieser gab es nicht viele Opfer in Freistatt. Aus langer Erfahrung machte Stulwig sein Angebot: »Stypia und Gernay für den Traum. Für das Dalin eine Stunde in meinem Bett heute abend.«
    Schweigen. Die klaren Augen verloren ihren Glanz.
    »Na so etwas!« staunte Stulwig. »Ist es möglich, daß Ihr mit Eurer Sehergabe glaubt, es gäbe diesmal kein Ausweichen?«
    Zweimal bereits hatte sie sich notgedrungen zu einem Stelldichein mit ihm bereiterklärt. Doch beide Male hatte sich eine Reihe von Umständen ergeben, die ihre Hilfe erforderten, und dafür hatte sie die Entbindung aus ihrer Zusage verlangt.
    Stulwigs Stimme wurde sanfter. »Es ist wahrhaftig Zeit, meine Schöne, daß Ihr erfahrt, wieviel vergnüglicher es für eine Frau ist, das Gewicht eines normalen Mannes auf sich zu spüren, statt der gewaltigen Masse von Muskeln Eures Schmiedes, der Euch auf kaum erklärliche Weise eroberte, als Ihr noch zu jung wart, etwas davon zu verstehen. Also, wie ist es? Hand drauf?«
    Sie zögerte kurz, doch dann nickte sie.
    Der Handel war geschlossen. Das bedeutete, daß die Ware sofort zur Verfügung stehen mußte. »Wartet«, bat er.
    Er selbst ließ sich keine Zeit. Er eilte zum Treibhaus.
    Er nahm an, ihre Gabe habe ihr verraten, daß er ahnte, für wen sie das Dalin brauchte. Er war verständnisvoll. Dieser Prinz! dachte er. Obwohl man die Frauen oft genug darauf hingewiesen hatte, wann sie empfangen konnten und wann nicht, brachten seine Konkubinen es offenbar nicht fertig, den jugendlichen Statthalter in seiner Unersättlichkeit davon abzulenken, seine Gunst auch der Frau zuzuwenden, bei der - nach der Weisheit der Zauberin berechnet - gerade die Möglichkeit einer Empfängnis bestand.
    Und so war eine Abtreibung erforderlich, und dafür ein Mittel, das sie herbeiführte.
    In seiner freudigen Erregung hatte der Heiler seinen Alptraum fast vergessen. Er bemühte sich um einen klaren Kopf und suchte das Gewünschte zusammen. Das Stypia kam von einer blühenden Kletterpflanze, die sich am ganzen hinteren Ende des großen, hellen Treibhauses ausgebreitet hatte. Jemand würde das Mittel gegen hartnäckige Kopfschmerzen einnehmen. Das Gernay war eine Mischung aus zweierlei Wurzeln, einer Blume und einem Blatt, alles fein zerstampft. Es wurde mit kochendem Wasser überbrüht, mußte eine Weile ziehen und mehrmals am Tag ein Becher davon getrunken werden, wenn es wirken sollte. Es war ein Mittel gegen Verstopfung.
    Während er sich beeilte, die drei Mittel einzeln in winzige Beutel zu geben, malte er sich aus, wie Illyra ihre kleine Behausung verlassen hatte. In einem günstigen Augenblick war sie durch die schwarzen Vorhänge geschlüpft, die sie vor neugierigen Blicken schützten. Er stellte sich ihr Ein-Raum-Zuhause in einem düsteren Teil des Labyrinths vor. Sich zu dieser frühen Morgenstunde aus der armseligen Unterkunft zu wagen, war nicht unbedingt das Klügste, auch nicht für eine Seherin. Aber natürlich hatte sie ihre Gabe, die sie leitete, so daß sie von einer Deckung zur anderen huschen konnte, genau im rechten Augenblick, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Und dann, wenn sie erst die schmale Treppe zu seiner Dachwohnung erreicht hatte, brauchte sie sich bloß noch zu vergewissern, daß niemand auf der Treppe selbst lauerte.
    Er nahm die drei Beutelchen und kehrte damit zu Illyra zurück. Zwei drückte er in ihre schlanken Hände. Und da war er wieder, der Grund ihres Besuchs: der besondere Traum.
    Er wartete, wagte nicht, etwas zu sagen, denn plötzlich spürte er diese innere Anspannung wieder.
    Aber Illyra brauchte keine Aufforderung. Sie sagte: »In meinem Traum kam Ils in Gestalt eines zornigen jungen Mannes

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