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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Mann sah ihn als Lichtgestalt - er schritt ein Stück die Straße entlang und verschwand plötzlich in einem Leuchten wie ein Blitz. Da dieses Blitzen die ganze Straße erhellte, wurde es auch noch von einigen anderen Personen gesehen, die den Grund dafür nicht kannten.«
    Jubal fuhr fort. »Ihr sollt wissen, daß nach einer alten Sage ein Gott nur dann durch etwas Festes wie eine Tür oder Mauer gehen kann, wenn ein zweiter Gott in der Nähe auf der anderen Seite ist. Also ist anzunehmen, daß Vashanka das Haus auf die beschriebene Weise verlassen konnte, weil eine andere Gottheit auf der Straße stand. Allerdings sahen meine Leute dieses zweite überirdische Wesen nicht.«
    »A-a-a-ber!« Stulwig hörte ein Stammeln. Und erst als dieser unsinnige Laut verstummte, wurde ihm klar, daß er selbst es gewesen war, der versucht hatte zu sprechen. Was er sagen wollte, vielmehr was er sich zu formulieren bemühte, war, daß Vashanka doch nur in das gut abgesicherte Treibhaus hatte gelangen können, wenn sich dort ebenfalls bereits ein Gott aufgehalten hatte, der irgendwie an den Schutzmaßnahmen seines Vaters gegen ungebetene nächtliche Besucher vorbeigekommen war.
    Die Worte, ihre Bedeutung wollten nicht heraus. Es war zu unwahrscheinlich, als daß Stulwig die Sache weiterverfolgen wollte.
    Schluckend fummelte er in seiner Tasche herum, holte die verlangte Münze heraus und legte sie auf die ausgestreckte Hand. Der Preis für diese Auskunft war billig - ihm war, als bestätige ihm das eine Stimme im Innern.
    Nachdem Stulwig Jubal verlassen hatte, war er überzeugt, daß er getan hatte, was getan werden konnte. Er hatte die ersehnte Auskunft. Was gab es sonst noch zu tun? Nach Hause zu gehen und -und ...
    In die Normalität zurückzukehren.
    Es wäre eine Rückkehr in das tägliche Leben, als wäre er nicht gewarnt worden. Das schreckliche Gefühl sagte ihm jedoch, daß mehr von ihm erwartet wurde. Aber was?
    Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte auf Stulwig herab. Sein ohnedies bereits entsetzlich sonnenverbranntes Gesicht juckte unerträglich, und er kratzte sich, obwohl er wußte, daß er das nicht sollte. Gerade er als Heiler war todunglücklich über seine empfindliche Haut, die einfach keine Sonne vertrug, und keine Kräuter, Salben oder Tinkturen konnten offenbar etwas daran ändern. Und nun mußte er auch noch durch die Mittagssonne marschieren.
    Sein Schritt war unsicher. Er war nicht nur von der Sonne geblendet, sondern auch von seinem inneren Aufruhr, und so achtete er nicht auf den Verkehr um ihn herum. Aber etwas lenkte ihn, bewahrte ihn vor Zusammenstößen, half ihm einen Weg durch die drängende Menge zu finden - und dieses Etwas machte ihn auch auf ein vertrautes Gesicht aufmerksam.
    Abrupt blieb Stulwig stehen. Doch schon war der Mann vorbei, seine Füße scharrten über die gleiche staubige Straße wie im Augenblick Dutzend andere und er atmete wie sie den aufgewirbelten Staub ein.
    Normalerweise hätte Stulwig sich nicht weiter um ihn gekümmert, aber für ihn war jetzt kein normaler Augenblick. Er drehte sich, stieß sich mit dem Stock ab, machte ein paar lange Sätze und streckte den Arm aus.
    Doch dann legten seine Finger sich sanft auf den Ärmel, und durch den Ärmel auf den Ellbogen des Mannes.
    »Cappen Varra«, sagte Stulwig.
    Der junge Mann mit dem schulterlangen schwarzen Haar drehte den Kopf. Er empfand Stulwigs Stimme offenbar nicht als drohend, denn er blieb stehen, ohne zusammenzuzucken oder hastig nach der Klinge an seiner Seite zu greifen.
    Es dauerte einige Augenblicke, ehe ihm klar zu werden schien, wer ihn da aufgehalten hatte. »Oh, der Heiler«, sagte er schließlich in fragendem Ton.
    Entschuldigend erklärte Stulwig: »Ich möchte gern mit Euch sprechen, mein Herr. Obgleich Ihr, wenn ich mich recht entsinne, nur einmal meine Dienste in Anspruch nahmt. Und ich glaube, jemand erwähnte, daß Ihr Freistatt erst kürzlich verlassen habt, um Eure ferne Heimat zu besuchen.«
    Der Spielmann antwortete nicht sofort. Er versuchte, rückwärtsgehend, aus dem endlosen Strom der Passanten zu gelangen, und fand schließlich ein freies Fleckchen zwischen einem Obststand und einem Tisch, auf dem ein Dutzend luftige Kisten aufgebaut waren, von denen jede ein halbes Dutzend kreischende, schlachtreife Vögel enthielt.
    Da Stulwig ihm gefolgt war, und jetzt dicht bei ihm stand, konnte Cappen sich ihm mit leiser Stimme verständlich machen. »Es war ein sehr bedeutender Augenblick meines

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