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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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täuscht, aber nur, weil seine Tiefen verborgen sind. Quecksilber wird dich dieses Gekritzel in etwas verwandeln lassen, was dir besser gefällt.« Nun war sie wieder ganz S'danzo und ließ ihn teilhaben an ihrer Weisheit. Doch ohne die grellen Farben und die Schminke waren ihre Worte noch ehrlicher und drängender.
    »Derselbe Fluch lastet auch auf dir! Du liegst mit deinem Mann und hast doch keine Kinder.«
    Illyra wich mit großen Augen vor ihm zurück. »Ich - ich benutze die S'danzo-Gabe, ich muß an ihre Macht glauben. Du aber suchst die Macht des Stahles und des Krieges. Du brauchst nicht an das zu glauben, was S'danzo verkörpert. Du brauchst die S'danzo nicht zu fürchten. Du bist davongelaufen - bist entkommen! Der einzige Fluch, der auf dir lastet, ist der deiner eigenen Schuld.«
    Sie vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen und sammelte ihre Karten ein, ganz vorsichtig, damit ihre zitternden Finger nur ja keine auf den rauhen Holzboden fallenließen. Dann schüttelte sie ihren Umhang aus und fand im Peitschen des schweren Stoffes ein wenig Erleichterung von ihrem Zorn. »Ich habe deine Fragen beantwortet, und nun hätte ich gern meine Bezahlung, wenn ich bitten darf.« Sie streckte die Hand aus, immer noch ohne ihm ins Gesicht zu sehen.
    Walegrin löste den Wildlederbeutel vom Gürtel und legte ihn auf den Tisch. »Ich hole die Fackel und bringe dich zum Basar zurück.«
    »Nein. Ich nehme die Fackel und gehe allein.«
    »Für eine Frau sind die Straßen nachts nicht sicher.«
    »Ich bin nicht das erste Mal im Dunkeln unterwegs.«
    »Ich werde dich von einem meiner Leute begleiten lassen.«
    »Na gut«, gab Illyra nach, innerlich erleichtert über den Kompromiß.
    Aus der Schnelligkeit, mit der der Soldat herbeikam, schloß Illyra, daß er die ganze Zeit vor der Tür gestanden und alles mitangehört hatte, was sie gesprochen hatten. Aber was machte das schon? Der Mann nahm die Fackel und ging dicht vor ihr, wachsam und pflichtbewußt, und versuchte nicht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Am Basartor ging Illyra voraus, da sie, im Gegensatz zu ihm, den Weg durch das Labyrinth der Buden und Stände kannte.
    Ohne ein Lebewohl schlüpfte sie in die Dunkelheit der Schmiede. Sie brauchte hier kein Licht, um sich zurechtzufinden. Flink und leise zog sie sich aus, faltete die Kleidung ordentlich zusammen, und legte den Wildlederbeutel zu ihren anderen Habseligkeiten, an denen ihr Herz hing, ehe sie sich ins warme Bett kuschelte.
    »Wie gut, daß du zurück bist. Ich war schon soweit, nach dir zu sehen. Hat er dir alles gegeben, was er versprach?« fragte Dubro.
    »Ja, und ich beantwortete alle seine Fragen. Er hat jetzt die Formel für den Enlibar-Stahl, was immer das ist, und wenn er es ehrlich meint, kann er viel daraus machen.« Ihre Spannung löste sich in einer Reihe schwacher Zuckungen, und Dubro drückte sie an sich.
    »Enlibar-Stahl«, murmelte er. »Die Schwerter der Sagen waren aus Enlibar-Stahl. Der Mann, der jetzt solchen Stahl hätte, wäre keiner, den man übergehen könnte - auch nicht, wenn er nur ein Schmied wäre.«
    Illyra zog die Decke über die Ohren und tat, als hörte sie nicht.
    »Naschwerk! Leckereien! Die besten im Basar! Die besten in ganz Freistatt!«
    Haakon schob seinen Karren durch die Gassen zwischen den Ständen, ehe die Käufermenge in den Basar kam. Die eine Gesichtshälfte geschminkt, die andere noch jugendlich rosig, rannte Illyra aus ihrem Haus, um die Frühstücksleckerbissen für Dubro und sich zu kaufen.
    »Es gibt Neuigkeiten in der Stadt«, sagte Haakon, während er drei Pastetchen auf Illyras Teller schob. »Gleich zwei. Der Garnisonstrupp, der Nachtwache hatte, verließ einfach die Stadt. Und der verkrüppelte Schreiber aus der Rüstmeisterstraße wurde unter viel Geschrei davongeschleppt. Natürlich war keine Wache da, die ihm zu Hilfe hätte eilen können. Und die Höllenhunde erachten es unter ihrer Würde, durch die ruhigeren Viertel zu patrouillieren«, ereiferte sich Haakon. Sein Ärger rührte, zumindest zum Teil, daher, daß er selbst in den oberen Stockwerken eines Hauses in der Rüstmeisterstraße wohnte.
    Illyra blickte Dubro an, der bedächtig nickte.
    »Ob beides zusammenhängt?«
    »Pah! Was könnten fliehende Garnisonssoldaten von einem Mann wollen, der fünfzehn tote Sprachen beherrscht, aber nicht einmal ein Glas an den Mund heben kann, ohne daß ihm jemand dabei hilft«, sagte Haakon abfällig. Ja, was wohl?
    Dubro kehrte in seine Schmiede zurück, und

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