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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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rotgekleideten Seeleute auf Landurlaub von einem cleeanischen Schiff. Da und dort sah er auch S'danzo, die ihn in ihren unförmigen Röcken an Illyra erinnerten. Auch Menschen anderer Rassen und in anderer Kleidung sah er genügend. Sie waren alle etwa von der gleichen Art: die zerlumpten Armen, die Diebe, die Bettler - einander zu ähnlich, um sie ohne weiteres auseinanderhalten zu können.
    Eine kurze Weile, während er so dastand, vergaß Stulwig sein Problem. Ein großes Staunen löste es ab, wie er es nicht zum erstenmal empfand.
    Ich! Hier in dieser phantastischen Welt!
    Alle diese Leute! Diese Straße mit ihren alten Häusern, Türmen und Tempeln. Und die Bedeutung von all dem, die bis weit in eine sagenhafte Geschichte zurückreichte.
    So dastehend, vergaß Stulwig fast, wohin er wollte. Und als er wieder daran dachte, hatte die Erinnerung eine andere Form angenommen.
    Eine praktischere. Als wäre das, was er beabsichtigte, ein erster Schritt von mehreren, die ihn schließlich - wohin führen würden?
    Eine Gedankenpause.
    Es war der erste noch verschwommene Hinweis, wie ihm da bewußt wurde, daß er noch ein Ziel hatte, außer dem, sich lediglich Information zu beschaffen. Aber zunächst, natürlich, die Tatsachen. Ohne sie ging es nicht.
    Irgendwie war alles plötzlich klarer. Während er weiterging, war ihm fast, als stecke in seinem Vorhaben gleichzeitig die Lösung.
    Bald kam er an Illyras Bude vorbei. Unwillkürlich war er enttäuscht, als er sah, daß die schwarzen Vorhänge zugezogen waren.
    Stulwig ging in Richtung Westen weiter, aus der Stadt hinaus, über die Brücke des Schimmelfohlenflusses. Er achtete nicht auf die stumpfen Blicke der Abwinder, während er an ihren armseligen Hütten vorüberkam, und er verlangsamte den Schritt erst, als er sein Ziel erreicht hatte: ein mauerumzäuntes Landhaus. Ein Söldner hielt Wache in dem riesigen Hof. Stulwig war mit der Sprache seinesgleichen vertraut. Er holte zwei Kupferstücke hervor und streckte sie dem Mann entgegen.
    »Sag Jubal, daß Alten Stulwig ihn gern sprechen möchte.«
    Die Kupferstücke wechselten den Besitzer und fanden einen neuen Platz in der Schlitztasche eines engen Wamses. Mit Baritonstimme meldete der Wächter den Besucher ...
    Stulwig betrat den Thronsaal und sah den Mann mit der glänzend schwarzen Haut auf dem Thron sitzen. Höfisch verbeugte er sich in Richtung des Throns, woraufhin Jubal seinen Besucher näherwinkte. Und dann hörte der Schwarze sich stirnrunzelnd seine Geschichte an.
    Trotz der finsteren Miene sprach keine Ablehnung oder gar Feindseligkeit aus den schlauen Augen, nur Interesse. Schließlich, als Stulwig geendet hatte, sagte der Kaufmann. »Wenn ich richtig verstehe, glaubt Ihr, einer meiner zahllosen Spitzel könnte vielleicht zur Zeit des Todes Eures Vaters etwas gehört haben, das Euch einen Hinweis böte. Kurz gesagt, eine Information, die nicht einmal Eurer Zauberin bekannt ist.«
    »Ich hoffe es zumindest«, bestätigte Stulwig.
    »Und wieviel seid Ihr zu zahlen bereit, wenn ich mich an etwas Nützliches erinnere, das mir beiläufig vor mehr als drei Jahren berichtet wurde?«
    Stulwig zögerte und hoffte, daß sein sonnenverbranntes Gesicht seine Verzweiflung verbarg. Dazu war die rauhe, sonnengedörrte Haut gut geeignet, sie half ihm hin und wieder, seine Gefühle zu verbergen. Er ahnte, daß Jubal viel verlangen würde, und dem entgegenzuwirken, war, glaubhaft so zu tun, als beschäftige ihn lediglich Neugier. »Nun«, antwortete er in seinem vertrauenerweckendsten Heilerton, »Ihr braucht nichts für Eure nächsten beiden Besuche bei mir zu bezahlen ...«
    »Der Preis für das, woran ich mich erinnere«, sagte der kräftige Schwarze, »ist ein mittleres rankanisches Goldstück und die beiden freien Behandlungen.«
    Eine lange, drückende Pause folgte. All diese Umstände und Kosten für einen Mann, der sich selbst nichts zu schulden hatte kommen lassen. Es erschien Stulwig unfair.
    »Vielleicht, wenn Ihr mir die Auskunft gebt«, schlug er vor, »könnte ich entscheiden, ob der Preis gerechtfertigt ist.«
    Er war überrascht, als Jubal nickte. »Durchaus vernünftig. Wir sind beide Männer von Wort.« Der gewichtige Mann schürzte die Lippen, als dächte er nach. Schließlich sagte er: »Am Morgen, nachdem Euer Vater starb, sah einer der Leute, die des Nachts für mich unterwegs sind, Vashanka aus der Tür Eures Hauses kommen - wohlgemerkt, nicht durch die Türöffnung, sondern aus der Tür selbst. Mein

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