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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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unkrautüberwucherte Grundstück humpelte. Verfluchter Winder!
    Als der rundliche Eunuch davoneilte, überlegte Tempus, daß das Wilde Einhorn nicht schlechter als jeder andere Ort wäre, um sich hinzusetzen, Krrf zu schnupfen und auf die Heilung seines Beines zu warten. In einer Stunde mußte es wieder ganz in Ordnung sein - außer Vashanka war wütender auf ihn, als er annahm. Dann allerdings könnte es zwei Tage dauern, bis sein Bein ganz ausgeheilt war.
    Diesen unerfreulichen Gedanken verdrängend, hing er anderen nach, nur waren sie auch nicht angenehmer. Er wußte nicht, wo er wieder ein Pferd wie das verlorene herbekommen sollte, genauso wenig, wie er sich an den genauen Augenblick erinnern konnte, an dem die letzten Nebelstreifen von Vashankas Waffenladen sich im Morgendunst verloren hatten.

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    Sie war mehr als anziehend, und sie schritt hocherhobenen Kopfes einher, sich der Reize ihrer Weiblichkeit vollkommen bewußt. Das Armband um ihr Handgelenk blitzte und schien in dem Feuer zu glühen, das die Götter nur poliertem, neuem Gold verleihen. Zwischen den heften Lichtern um einen sprudelnden Springbrunnen hätte sie wandeln sollen, einem Brunnen, dessen Wasser die Lichter in Millionen glitzernde Brillanten verwandelten.
    Aber hier am Fischmarkt gab es keinen Springbrunnen, und die paar Lichter waren gedämpft. Die Frau gehörte nicht hierher, und es war dumm von ihr, zu dieser späten Stunde ohne Begleitung hier zu sein. Sie war dumm. Dummheit hat Folgen, sie macht sich nicht bezahlt.
    Der lauernde Dieb jedoch wußte die Dummheit anderer zu schätzen. Für ihn machte sie sich bezahlt. Er lebte von seiner eigenen Schlauheit und der Dummheit anderer. Er war gerade dabei, sich an die Arbeit zu machen. Selbst bei einem tief heruntergehandelten Preis, wie er es von seinem Hehler gewöhnt war, würde die kunstvolle Goldschmiedearbeit - das Armband hatte die Form einer Schlange -ihm genug einbringen. Genug, um - nun, etwa einen Monat lang - leben zu können, ohne wie jetzt gezwungen zu sein, endlos auf der Lauer zu liegen.
    Obgleich sie die Art Frau war, nach der die Männer sich zweimal umdrehen, war der Dieb nicht an ihr persönlich interessiert. Er sah in ihr kaum die Frau.
    Der wartende Dieb war kein Lüstling. Er verstand sich als Geschäftsmann. Er tötete nicht gern, und er sah sich auch selten dazu gezwungen. Sie kam an dem Türbogen vorüber, in dessen Schatten er lauerte, an der Nordseite der Straße.
    »... Nacht, Praxy, und noch mal danke für all das Bier«, rief er zum Schein, und trat auf den hölzernen Bürgersteig. Er befand sich zehn Schritte hinter seinem Opfer. Zwölf. »Nur gut, daß ich mein Pferd nicht dabei habe, ich wäre jetzt nicht imstande zu reiten.« Vierzehn Schritte.
    Lachend folgte er ihr, seiner Beute.
    Sie erreichte die Ecke der leeren Straße und bog nordwärts in die Straße der Gerüche ab. Sie war dumm! Sie war das schöne Armband wirklich nicht wert! Wußte es ja nicht einmal richtig zu würdigen! Verstand nicht, darauf aufzupassen! In dem Augenblick als sie abbog, trat der Dieb vom Bürgersteig auf die ungepflasterte Straße, bückte sich, um die Schuhe auszuziehen, sie sogleich aufzuheben, und fing zu rennen an.
    An der Kreuzung hielt er an, als wäre er gegen eine Wand gelaufen, und schlüpfte wieder in die Schuhe. Nickte scheinbar beschwipst dem Pärchen freundlich zu, das von der Straße der Gerüche kam - Lumpenpack mit Kleidung, die höchstens drei Kupferstücke wert war, und der vermeintlich zierende Tand vielleicht vier. Er stieg auf den Bürgersteig und bemerkte, daß die beiden kaum etwas anderes als sich selbst wahrnahmen. Wie schön. Soweit er sehen konnte, war die Straße der Gerüche leer - von seinem Opfer abgesehen.
    »Uhh«, stöhnte er kläglich. »Lady«, rief er, nicht zu laut. »Meine Lady?« Er stammelte ein wenig, doch nicht übertrieben. Fünf Schritte vor ihm blieb sie stehen und blickte zurück. »Hihiilfe«, ächzte er und drückte die Rechte auf den Bauch.
    Sie war wahrhaftig zu dumm, in dieser nächtlichen Stunde hier zu sein. Sie kam zurück! Voll Mitleid war sie. Seine Hand bewegte sich ein wenig nach links und brachte ein Messer mit schmaler Klinge zum Vorschein, während seine Linke ihr rechtes Handgelenk umklammerte, das ohne Armband. Die Messerspitze drückte ganz leicht auf den Knoten ihrer teuren himmelblauen Schärpe.
    »Schreit nicht. Das hier ist ein Wurfmesser. Ich kann sehr gut damit

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