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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sie, während sie ihm Küsse auf den Hals drückte, »... solange - ich - etwas schulde.«
    »Tut mir leid«, sagte er fest und entzog sich ihr. »Ich bin nicht in Stimmung.«
    Sie zuckte die Schultern, wickelte die Brillantnadeln aus und steckte sich damit das Haar hoch. »Bestimmt wirst du es später bereuen.«
    »Vermutlich hast du recht.« Er seufzte tief. »Aber das ist mein Problem. Ich entbinde dich von deiner Verpflichtung. Wir sind quitt. Ich erinnere mich vergangener Zeiten, als du noch ungezwungen geben konntest.« Um nichts auf der Welt wollte er ihr weh tun. Und er wollte sich nicht vor ihr entblößen. Und aus diesen beiden Gründen hatte er keine andere Wahl. Er setzte sie vor die Tür. Weil es für sie und für ihn das Beste war, war er so unerbittlich wie er nur konnte. Und dann brüllte er hinunter, weshalb er nicht bedient würde.
    Als er später in der kalten Nachtluft die Treppe hinunterstieg, erschreckte ihn eine Bewegung hinter dem Apfelschimmel.
    »Ich bin es, Nachtschatten.«
    Mit abgewandtem Gesicht schwang Tempus sich von der verkehrten Seite in den Sattel, worüber das Pferd sich mit ungehaltenem Wiehern beschwerte. »Was gibt es, Hanse?«
    Als Wolken den Mond verbargen, schien Tempus alle Schatten der Nacht an sich zu ziehen. Hanse mochte zwar den Namen tragen, aber Tempus besaß die Fähigkeit dazu. Unwillkürlich erschauderte der Dieb. Es gab keine Schattengötter mehr ... »Ich bewunderte Euer Pferd. Einige Falkenmasken ritten herbei, die sich sehr dafür zu interessieren schienen. Ich schaute sie finster an, und das Pferd blickte ebenfalls böse. Da ritten die Burschen weiter. Ich dachte, vielleicht kommt Ihr bald, und beschloß eine Weile zu warten, um es Euch zu sagen.«
    Aus dem Augenwinkel nahm Tempus eine Bewegung wahr, gerade, als des Schimmels Ohren beim Klicken von Eisen auf Stein zuckten. »Sieht so aus, als hättest du lieber gleich verschwinden sollen«, murmelte Tempus, als die erste Falkenmaske sich von der Kreuzung her näherte und andere ihr folgten. Zwei. Drei. Vier. Und noch zwei.
    »Mütter!« wisperte der ehemalige Gesell des seligen Klauer Eidschwörer, und schämte sich, weil er nicht bemerkt hatte, daß er nicht der einzige war, der auf Tempus gewartet hatte.
    »Das ist nicht dein Kampf, Hanse.«
    »Das ist mir klar. Wollen mal schauen, ob sie das auch so sehen.«
    Blaue Nacht, blaue Falkenmasken, funkensprühendes Klappern von sechsmal vier Hufen, die auf sie zustürmten. Wiehern. Das Glänzen von feuchten Zähnen und blanken Waffen; klirrendes Eisen zwischen zitternden, angespannten Pferden. Die Herausforderung des zum Töten ausgebildeten Apfelschimmels an einen anderen Hengst; auf Fleisch schlagende Hufe, aufgerissene und zuschnappende Mäuler; der Todesschrei eines Pferdes mit durchgebissener Kehle. Ständiges Aufpassen auf den Dieb; immer den Schimmel zwischen den Falkenmasken und dem jungen Mann, der nur durch Zufall in die Sache verwickelt wurde, der aber gerade zwei der Angreifer mit Wurfmessern tötete - eines ragte aus einem Auge, das andere aus einem Hals. Tempus würde sich sogar an die Schreie der Dirnen erinnern, Schreie, die gleichzeitig Erregung, Schrecken, Begeisterung und Abscheu verrieten. Er hatte viel Zeit, alles aufzunehmen:
    Zeit, sein Schwert zu ziehen, sich einen der Reiter auszuwählen, zu spüren, wie der Griff in der Hand warm wurde und vibrierte. Er nutzte nur ungern einen unfairen Vorteil. Das eiserne Schwert glühte rosig wie die Haut eines Säuglings oder die Sonne eines neuen Tages. Dann begann es in seinem Griff zu handeln. Die Zügel des Schimmels, um den Sattelknauf geschlungen, flatterten lose. Mit den Zähnen knirschend, sagte er dem Tier, was es tun sollte, mit den Knien bedeutete er es ihm, durch die Verlagerung seines Gewichts. Eine Falkenmaske leuchtete grünlich: Zauberschutz. Das hinderte Tempus' Klinge nicht, sie glitt durch Amulette wie durch Butter, durch Rüstungen wie durch Seide. Eine blaue Schwinge pfiff über seinen Kopf, von einem Kameraden des Mannes geworfen, der unendlich langsam starb. Und während das Pferd dieser Falkenmaske zwischen zwei Schritten in der Luft zu schweben schien, schoß Tempus' Schwert hoch und änderte die Farbe des feindsuchenden Bumerangs. Rosa jetzt, nicht mehr blau. Es genügte, den Tod zu jenem zurückkehren zu lassen, der die Schwinge geworfen hatte. So gab es nur noch zwei.
    Einer kämpfte gerade mit dem Dieb. Nachtschatten hatte seinen gefährlichen Ilbarsidolch gezogen, der

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