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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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bestätigte der bleichere, geradezu erschreckend große Mann, der älter war, aber keineswegs alt wirkte. Es fehlte nicht viel und er hätte gelächelt. »Du weißt ja nicht, wie nahe du der Wahrheit kommst, Nachtschatten.«
    Im Halbdunkel um sie waren die anderen Gäste kaum zu hören und sie zu belauschen war schon gar nicht möglich. Der Trick war, in dem Stimmengewirr zu sprechen, daß nur die, für die die Worte bestimmt waren, sie verstehen konnten. Dafür, daß es eine schlechte Schenke, mit schlechtem Ruf in einem schlechten Stadtviertel eines Nichts von Stadt war, war das Wilde Einhorn ein erstaunlich ruhiger Ort.
    »Nennt mich Hanse und hört auf, rätselhaft und väterlich zu tun«, sagte der dunkelhaarige junge Mann. »Ich bin nicht auf der Suche nach einem Vater. Ich hatte einen - sagte man mir. Und ich hatte Klauer Eidschwörer. Klauer lehrte mich alles, was ich - alles, was er wußte.«
    Der Ältere verstand sehr gut. Mit »väterlich« hatte Hanse »herablassend« gemeint, und da er sich für hart und unabhängig hielt, vertrug der Kampfhahn keine wohlmeinende Freundlichkeit. Der Größere lächelte nicht. Wie sollte er dem Jungen sagen, wie viele seiner Art er in seinem langen Leben gekannt hatte?
    »Hört zu. Noch gar nicht so lange her, tötete ich in einer Nacht zwei Männer.« Hanse brauchte seine Stimme nicht zu senken, sie war ohnehin kaum mehr als ein Hauchen.
    »Keine Männer, Hanse. Falkenmasken. Jubals Schurken, die den Namen Männer wirklich nicht verdienen.«
    »Trotzdem Männer, Tempus. Es sind alles Männer, genau wie Hanse und sogar Kadaki ... - der PrinzStatthalter.«
    »Kittycat.«
    »Ich nenne ihn nicht so«, widersprach Hanse ernst.
    »Bei Euch bin ich mir nicht sicher, Tempus. Seid Ihr ein Mann - ein Mensch?«
    »Sowohl als auch«, versicherte Tempus ihm mit einem Seufzer, der die Last von Jahrzehnten und aber Jahrzehnten auszudrücken schien. »Heute abend bat ich dich, mich Thales zu nennen. Du hast zwei Menschen getötet, nachdem du auf mich gewartet hattest, um mich zu warnen. Wolltest du das überhaupt? Oder bist du bloß um mein Pferd herumgestrichen, in der Hoffnung, an etwas Krrf heranzukommen?«
    »Ich nehme kein Rauschgift und trinke in Maßen.«
    »Das habe ich nicht gefragt.« Tempus machte sich nicht die Mühe ihm zu widersprechen.
    Es beeindruckte Tempus, als die schwarzen Augen ihn fest ansahen. »Deshalb war ich dort, T - Thales. Warum >Thales    »Da die Götter zur Zeit offenbar allgegenwärtig sind, warum nicht >Thales    »Ehrlichkeit?« Ein früher wohlgebauter Mann, dem das Fett jetzt über und unter dem Gürtel hervorquoll, kam gerade an ihrem kleinen runden Tisch vorbei. »Habe ich wahrhaftig etwas von Hanses Ehrlichkeit gehört? Von Hanses?« Sein Lachen war spontan aber auch übertrieben.
    Der schlanke junge Mann, genannt Nachtschatten, bewegte nur den Kopf. »Wie würde dir ein Loch in deinem feisten Bauch gefallen, durch das du all deine Bosheit ablassen könntest, Abohorr?«
    »Wie würde dir ein drittes Auge gefallen, Abohorr?« fragte Hanses Tischgenosse.
    Abohorr zog sich brummelnd und eilig zurück. Hanses schmale, flinke Hände blieben unbewegt auf der Tischplatte. »Ihr kennt ihn, Thales?«
    »Nein.«
    »Ihr hörtet mich seinen Namen nennen und spracht ihn mir nach.«
    »Ja.«
    »Ihr seid schlau, Thales. Zu schlau.« Hanse schlug mit einer Hand auf die Tischplatte. »Ich habe in letzter Zeit zu viele schlaue Leute getroffen. Schlau und verschlagen wie ...«
    »Wie Füchse«, beendete Tempus die Klage des selbst sehr, sehr verschlagenen jungen Mannes. »Du sagtest, daß du vor dem Haus, das kein Zuhause ist, auf mich gewartet hast, Hanse, weil du wußtest, was ich bei mir trug. Und dann griffen Jubals Falkenmasken mich an, und du hast zwei getötet.«
    »Ja, das sagte ich.« Hanse studierte scheinbar interessiert seinen orange-braunen Steingutkrug. »Wie viele Männer habt Ihr getötet, Thales?«
    »Ihr Götter! Frag mich lieber nicht.«
    »Viele?«
    »Viele, ja.«
    »Und Ihr habt nicht eine Narbe davongetragen.«
    Tempus verzog das Gesicht. »Nicht eine Narbe«, bestätigte er und betrachtete nun seinerseits angespannt seine kräftigen Hände auf dem Tisch. Sie waren sonnengebräunt und doch heller als die von Nachtschatten. Ein plötzlicher Gedanke ließ ihn aufblicken, und sein Gesicht verriet eine Mischung von plötzlicher Erkenntnis und Unglauben. »Hanse? Du hast mir

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