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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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viele dieser verfluchten Dinger, glaubt Ihr, wurden noch nicht eingezogen?«
    »Jedenfalls zu viele. Zwei oder vier? Du weißt, daß es unsere Aufgabe ist, sie einzusammeln.«
    »Unsere?«
    »Die der Höllenhunde.«
    »Wer ist dein bärtiger Freund, Hanse?«
    Ein junger Mann, nur ein bißchen älter als Hanse, und genauso selbstgefällig. Aber die wenigen Jahre, die er ihm voraus hatte, hatten ihn nicht reifer oder klüger gemacht. Das Format Hanses würde er nie erreichen. Ganz wohl war ihm offensichtlich in seiner hautengen schwarzen Kleidung nicht. Welch ein Dieb! Etwa so unauffällig wie ein Bienenschwarm!
    Hanse starrte Tempus an, Tempus mit der rosigbronzenen Haut, dem honiggoldenen Haar, der hochgewachsenen Gestalt, den langen Beinen, und dem Gesicht so glatt wie Wildleder. Hanse nahm den Blick nicht von dem Höllenhund, während seine ausgestreckte dunkle Hand sich um das Handgelenk (mit schwarzem Armschutz) des anderen jungen Mannes legte.
    »Welche Farbe hat sein Bart denn, Athavul?«
    Athavul versuchte sich aus Hanses Griff zu befreien - vergebens. Sein Hochmut und seine Maske der Selbstsicherheit verließen ihn schneller, als Straßenmädchen einen Freier, der sich als arm herausstellt. Tempus kannte Athavuls Lachen. Es war gezwungen und verlegen. Tausendmal und öfter hatte es Tempus schon gehört. Wo war der Unterschied? Während er an Vergänglichkeit dachte, versuchte dieser Junge Zeit zu schinden.
    »Wirst du blind, Nachtschatten? Oder glaubst du, ich bin es, und, stellst mich auf die Probe?« Mit rauhem Lachen und einem Schlag auf seine Brust sagte Athavul: »So schwarz wie das. So schwarz wie dies!« Nunmehr klatschte er auf seine schwarze lederne Hose - etwas verlegen.
    Tempus lehnte sich ein wenig vor, die Ellbogen auf den kleinen Tisch gestützt, die breiten Kämpferschultern leicht nach vorn gebeugt und blickte Hanse an. Geradewegs in die Augen. Sein Gesicht wirkte offen, weil er es so wollte. Bartlos.
    »Genau wie sein Haar?« fragte Hanse, und seine Stimme klang so spröde wie sehr altes Zaumzeugleder. Seine Augen glitzerten.
    Athavul schluckte. »Haar ...« Erneut schluckte er. Er blickte von Hanse zu Tempus und wieder zu Hanse. »Ah - er ist dein, ah, Freund, Hanse. Gib Frieden, ja? Zieh du ihn auf wegen seines - Kopfes, wenn dir danach ist, ich tu es nicht. Tut mir leid, daß ich stehengeblieben bin, um ein paar freundschaftliche Worte mit dir zu wechseln.«
    Ohne den Blick von Hanse zu nehmen, sagte Tempus: »Ist schon gut, Athavul. Ich heiße Thales und bin nicht so leicht gekränkt. Die Glatze habe ich schon seit Jahren.«
    Hanse starrte Tempus an, den blonden Tempus. Er öffnete die Hand. So heftig riß Athavul seinen Arm zurück, daß er sich auf den (fast nicht vorhandenen) Bauch schlug. Er versuchte gar nicht mehr, gute Miene zu machen, sondern zog sich mit einem finsteren Blick auf Hanse und ohne ein weiteres Wort eilig zurück.
    »Gut gemacht.« Tempus entblößte die Zähne zu einem Grinsen.
    »Macht Euch nicht lustig über mich, Fremder. Wie seht Ihr wirklich aus?«
    »Genau so, wie du mich siehst, Hanse. Genau so.«
    »Und - was hat er gesehen?« Hanses Stimme war so angespannt, wie er sich fühlte. »Wen sieht man hier mit Hanse sprechen?«
    »Er hat es dir gesagt.«
    »Schwarzer Bart, kahler Kopf.«
    Der blonde, bartlose Tempus nickte.
    Sie blickten sich unverwandt an. »Was noch?«
    »Spielt es eine Rolle? Ich stehe im Dienst jener Person, die wir beide kennen. Ich bin, was ihr Freistätter Höllenhund nennt. Als solcher würde ich mich hier nicht sehen lassen, denn wenn ich es täte, bezweifle ich, daß jemand dabliebe. Ich war bereits hier, als du hereinkamst, erinnerst du dich? Ich wartete auf dich. Du warst zu erhaben, nach dem Offensichtlichen zu fragen.«
    »Man nennt mich Nachtschatten«, sagte Hanse ruhig, bedächtig, leise. Er lehnte sich zurück, als könnte er dadurch den Abstand zwischen sich und dem riesenhaften Mann vergrößern. »Und Ihr seid ein verdammter Schatten!«
    »Wie passend! Ich brauche deine Hilfe, Nachtschatten.«
    »Scheiße«, fluchte Hanse unmißverständlich. Im Aufstehen fügte er hinzu: »Singt dafür! Tanzt auf der Straße dafür!« Er wandte sich zum Gehen, dann drehte er sich noch einmal um: »Ihr bezahlt natürlich, Glatzkopf!« Er verließ die Schenke.
    Draußen schaute er sich auf der krummen Gasse, Schlangenweg genannt, um, ehe er nach rechts abbog und nordwärts ging. Automatisch stieg er über die Bruchstelle der Bürgersteigplanke.

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