Zur besonderen Verwendung
dunkelblondes Haar einen blütenweißen Streifen erhalten, genauso, wie man es von dem echten Tensin erwartete.
Aus meinen Informationen über den Physiker wußte ich, daß er sich die Narbe bei einem Jagdunfall zugezogen hatte. Es gab nichts, worüber ich nicht unterrichtet gewesen wäre. Ich kannte seine ehemaligen Hochschullehrer und Studienkollegen, deren Bilder und Namen ich mir gut eingeprägt hatte. Solche Dinge wurden von einem GWA-Agenten innerhalb von wenigen Stunden verlangt.
Ich studierte mein Spiegelbild eingehend. Die Schrittgeräusche verklangen vor meiner Zellentür. Unidentifizierbare Stimmen waren zu vernehmen. Ich fuhr mir erneut über das Haar.
Die Wissenschaftler unserer biochemischen Maskenabteilung hatten mir versichert, die weiße Haarsträhne würde in dieser Farbe nachwachsen, da sie mir eine Wurzel-Modifizierung unter die Kopfhaut eingespritzt hatten. Auch meine Narbe war hervorragend aus Bioplast gegossen und nicht abwaschbar. Kleine Veränderungen an meinen Augenbrauen und zwei Goldeinfassungen auf den Schneidezähnen des Unterkiefers hatten meine Maske vollendet. Es war verblüffend, wie sehr ich dem echten Bob Tensin glich.
Meine Zellentür glitt in den Laufschienen zurück. Ich wandte mich nicht um, sondern ignorierte die näherkommenden Personen.
Jemand trat zu mir. Im Spiegel erkannte ich das Gesicht des FBI-Majors, der mich in Nevada verhaftet hatte.
»Schauspielern Sie nicht, Tensin«, meinte er ironisch. »Sie sind nicht so gelassen, wie Sie vorgeben. Ihre Hände!«
Ich drehte mich langsam um und blickte auf die Handschellen.
»Muß das sein? Glauben Sie, ich könnte Ihnen Schwierigkeiten machen?«
Seine Augen funkelten, doch er beherrschte sich so vorbildlich, wie das für einen Beamten der Bundespolizei angebracht war. Innerlich tat er mir leid, aber ich mußte meine Rolle weiterspielen.
Lässig hielt ich ihm die Hände hin. Er ließ die Stahlbänder über meine Gelenke schnappen.
Draußen standen zwei FBI-Männer in Zivil und zwei Strafvollzugsbeamte. Da sie ihre Hände verdächtig nahe an den Waffen hatten, hütete ich mich, eine Bewegung zu machen, die man als tätlichen Angriff hätte auffassen können. Ich wußte sehr genau, wie blitzschnell die FBI-Leute schießen konnten.
Ich warf noch einen Blick auf den Zellenkalender. Das Datum bewies mir, daß ich nur vier Tage lang in Untersuchungshaft gesessen hatte. Für heute war die Hauptverhandlung angesetzt. Die Beweise gegen mich lagen vor. Der Bundesstaatsanwalt würde leichtes Spiel haben.
Wieder einmal hatte der GWA-Chef sein Wort gehalten. Die Zeit drängte, und so hatte er den Termin forciert. Er war außergewöhnlich rasch angesetzt worden.
Ich verzog sarkastisch die Mundwinkel. Die Beamten schauten mich unpersönlich an.
»Gehen wir!« befahl der Major. »Sie zuerst, Tensin! Folgen Sie den Uniformierten und kommen Sie nicht auf dumme Gedanken. Ich bleibe immer hinter Ihnen.«
Ich lächelte anscheinend amüsiert und gehorchte.
Der Weg führte über lange Gänge und Treppen. Man verzichtete auf die Benutzung der Aufzüge. Ich sah, wie der FBI-Mann auf die Uhr blickte. Danach beschleunigte er seine Schritte. Die Verhandlung sollte um neun Uhr beginnen.
Vor einem starkstromgesicherten Tor trafen wir auf eine andere Gruppe, in deren Mitte ich Hannibal erkannte. Er grinste wie üblich in lausbubenhafter Art und rief mir mit seiner krächzenden Stimme zu:
»Helauuu, Großmogul! Hast du nicht zufällig eine aktivierte Plutonium-Handgranate einstecken? Die Brüder sind hier sehr unfreundlich.«
Ich sagte nichts und unterdrückte ein
Weitere Kostenlose Bücher