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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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dun­kel­blon­des Haar einen blü­ten­wei­ßen Strei­fen er­hal­ten, ge­nau­so, wie man es von dem ech­ten Ten­sin er­war­te­te.
    Aus mei­nen In­for­ma­tio­nen über den Phy­si­ker wuß­te ich, daß er sich die Nar­be bei ei­nem Jag­d­un­fall zu­ge­zo­gen hat­te. Es gab nichts, wor­über ich nicht un­ter­rich­tet ge­we­sen wä­re. Ich kann­te sei­ne ehe­ma­li­gen Hoch­schul­leh­rer und Stu­dien­kol­le­gen, de­ren Bil­der und Na­men ich mir gut ein­ge­prägt hat­te. Sol­che Din­ge wur­den von ei­nem GWA-Agen­ten in­ner­halb von we­ni­gen Stun­den ver­langt.
    Ich stu­dier­te mein Spie­gel­bild ein­ge­hend. Die Schritt­ge­räusche ver­klan­gen vor mei­ner Zel­len­tür. Un­i­den­ti­fi­zier­ba­re Stim­men wa­ren zu ver­neh­men. Ich fuhr mir er­neut über das Haar.
    Die Wis­sen­schaft­ler un­se­rer bio­che­mi­schen Mas­ken­ab­tei­lung hat­ten mir ver­si­chert, die wei­ße Haar­sträh­ne wür­de in die­ser Far­be nach­wach­sen, da sie mir ei­ne Wur­zel-Mo­di­fi­zie­rung un­ter die Kopf­haut ein­ge­spritzt hat­ten. Auch mei­ne Nar­be war her­vor­ra­gend aus Bio­plast ge­gos­sen und nicht ab­wasch­bar. Klei­ne Ver­än­de­run­gen an mei­nen Au­gen­brau­en und zwei Gold­ein­fas­sun­gen auf den Schnei­de­zäh­nen des Un­ter­kie­fers hat­ten mei­ne Mas­ke vollen­det. Es war ver­blüf­fend, wie sehr ich dem ech­ten Bob Ten­sin glich.
    Mei­ne Zel­len­tür glitt in den Lauf­schie­nen zu­rück. Ich wand­te mich nicht um, son­dern igno­rier­te die nä­her­kom­men­den Per­so­nen.
    Je­mand trat zu mir. Im Spie­gel er­kann­te ich das Ge­sicht des FBI-Ma­jors, der mich in Ne­va­da ver­haf­tet hat­te.
    »Schau­spie­lern Sie nicht, Ten­sin«, mein­te er iro­nisch. »Sie sind nicht so ge­las­sen, wie Sie vor­ge­ben. Ih­re Hän­de!«
    Ich dreh­te mich lang­sam um und blick­te auf die Hand­schel­len.
    »Muß das sein? Glau­ben Sie, ich könn­te Ih­nen Schwie­rig­kei­ten ma­chen?«
    Sei­ne Au­gen fun­kel­ten, doch er be­herrsch­te sich so vor­bild­lich, wie das für einen Be­am­ten der Bun­des­po­li­zei an­ge­bracht war. In­ner­lich tat er mir leid, aber ich muß­te mei­ne Rol­le wei­ter­spie­len.
    Läs­sig hielt ich ihm die Hän­de hin. Er ließ die Stahl­bän­der über mei­ne Ge­len­ke schnap­pen.
    Drau­ßen stan­den zwei FBI-Män­ner in Zi­vil und zwei Straf­voll­zugs­be­am­te. Da sie ih­re Hän­de ver­däch­tig na­he an den Waf­fen hat­ten, hü­te­te ich mich, ei­ne Be­we­gung zu ma­chen, die man als tät­li­chen An­griff hät­te auf­fas­sen kön­nen. Ich wuß­te sehr ge­nau, wie blitz­schnell die FBI-Leu­te schie­ßen konn­ten.
    Ich warf noch einen Blick auf den Zel­len­ka­len­der. Das Da­tum be­wies mir, daß ich nur vier Ta­ge lang in Un­ter­su­chungs­haft ge­ses­sen hat­te. Für heu­te war die Haupt­ver­hand­lung an­ge­setzt. Die Be­wei­se ge­gen mich la­gen vor. Der Bun­des­staats­an­walt wür­de leich­tes Spiel ha­ben.
    Wie­der ein­mal hat­te der GWA-Chef sein Wort ge­hal­ten. Die Zeit dräng­te, und so hat­te er den Ter­min for­ciert. Er war au­ßer­ge­wöhn­lich rasch an­ge­setzt wor­den.
    Ich ver­zog sar­kas­tisch die Mund­win­kel. Die Be­am­ten schau­ten mich un­per­sön­lich an.
    »Ge­hen wir!« be­fahl der Ma­jor. »Sie zu­erst, Ten­sin! Fol­gen Sie den Uni­for­mier­ten und kom­men Sie nicht auf dum­me Ge­dan­ken. Ich blei­be im­mer hin­ter Ih­nen.«
    Ich lä­chel­te an­schei­nend amü­siert und ge­horch­te.
    Der Weg führ­te über lan­ge Gän­ge und Trep­pen. Man ver­zich­te­te auf die Be­nut­zung der Auf­zü­ge. Ich sah, wie der FBI-Mann auf die Uhr blick­te. Da­nach be­schleu­nig­te er sei­ne Schrit­te. Die Ver­hand­lung soll­te um neun Uhr be­gin­nen.
    Vor ei­nem stark­strom­ge­si­cher­ten Tor tra­fen wir auf ei­ne an­de­re Grup­pe, in de­ren Mit­te ich Han­ni­bal er­kann­te. Er grins­te wie üb­lich in laus­bu­ben­haf­ter Art und rief mir mit sei­ner kräch­zen­den Stim­me zu:
    »He­lau­uu, Groß­mo­gul! Hast du nicht zu­fäl­lig ei­ne ak­ti­vier­te Plu­to­ni­um-Hand­gra­na­te ein­ste­cken? Die Brü­der sind hier sehr un­freund­lich.«
    Ich sag­te nichts und un­ter­drück­te ein

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