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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Lä­cheln.
    End­lich er­reich­ten wir das Ge­bäu­de, in dem der Ver­hand­lungs­saal lag. Wir wur­den durch Ne­ben­gän­ge ge­führt. Sie wa­ren für die Öf­fent­lich­keit ge­sperrt. Trotz­dem hör­te ich das Ge­mur­mel vie­ler Stim­men. Es ver­stärk­te sich, als die Uni­for­mier­ten ei­ne weiß­la­ckier­te Tür auf­glei­ten lie­ßen.
    Ich schau­te in einen rie­si­gen, voll­be­setz­ten Saal. Das Ge­mur­mel ver­stumm­te. Als ich zu­sam­men mit dem Ma­jor ein­trat, be­gan­nen so­fort die elek­tro­nisch ge­steu­er­ten Ka­me­ra­ver­schlüs­se der Pres­se­leu­te zu kli­cken. Na­tür­lich hat­ten sie hoch­emp­find­li­che Mi­kro­fil­me mit Ton­ma­gnet­spur ein­ge­legt.
    Aber am will­kom­mens­ten wa­ren mir die Män­ner hin­ter den Fern­seh­ka­me­ras. Sie nah­men mich au­gen­blick­lich aufs Korn. Der Chef hat­te für ei­ne Li­ve-Sen­dung ge­sorgt. Al­le Sa­tel­li­ten wür­den nun ein far­bi­ges 3-D-Bild zu den Kon­ti­nen­ten wei­ter­lei­ten.
    Er­reg­te Stim­men klan­gen auf. Im Zu­hö­rer­saal klet­ter­te man auf Stüh­le und Bank­rei­hen. Man starr­te mich an wie ein sel­te­nes Raub­tier. Un­ver­hüll­te Sen­sa­ti­ons­lust stand in vie­len Ge­sich­tern ge­schrie­ben.
    Ich wur­de von Ton- und Bild­re­por­tern um­la­gert. Ih­re Fra­gen emp­fand ich teil­wei­se als auf­dring­lich. Sie kann­ten nur die Sen­sa­ti­on. Sie wa­ren er­schre­ckend hem­mungs­los. Den FBI-Be­am­ten ge­lang es end­lich, die wiß­be­gie­ri­ge Meu­te von mir ab­zu­drän­gen und mich in den schuß­si­che­ren Glas­kä­fig zu füh­ren.
    Ich schau­te mich ge­las­sen um, lä­chel­te zy­nisch in die Fern­seh­ka­me­ras und über­prüf­te be­däch­tig die Pols­te­rung des hoch­leh­ni­gen Stuh­les.
    Ich setz­te mich und schlug die Bei­ne über­ein­an­der. Jetzt wur­de Han­ni­bal her­ein­ge­führt. Das Grin­sen schi­en auf sei­nen Lip­pen fest­ge­fro­ren zu sein.
    Ich be­merk­te, daß er die Men­schen­men­ge for­schend über­blick­te. An­schei­nend be­müh­te er sich, je­mand aus un­se­rem Ver­ein zu ent­de­cken.
    »Laß es sein«, mur­mel­te ich kaum hör­bar. »Du wirst nie­mand se­hen.«
    Er preß­te die Lip­pen zu­sam­men und blick­te zu den Ge­schwo­re­nen hin­über. Sie hat­ten ih­re Plät­ze be­reits ein­ge­nom­men. Der Bun­des­staats­an­walt war eben­falls er­schie­nen. Er warf uns Bli­cke zu, die mir un­ter nor­ma­len Um­stän­den ei­ne Gän­se­haut über den Rücken ge­jagt hät­ten.
    Fe­lix Growns war als schar­fer An­klä­ger be­kannt. Er be­saß ei­ne au­ßer­or­dent­li­che Über­zeu­gungs­kraft und war der ge­bo­re­ne Rhe­to­ri­ker.
    Han­ni­bal hüs­tel­te. Er schi­en sich auch nicht sehr wohl zu füh­len.
    Pünkt­lich um neun Uhr er­schie­nen die drei Rich­ter. Nach der neu­en Ge­setz­ge­bung war in staats­ge­fähr­den­den Fäl­len ein Ein­zel­rich­ter nicht mehr zu­läs­sig. Es wur­de still im Saal. Die Zu­hö­rer er­ho­ben sich von ih­ren Plät­zen.
    Ich blieb sit­zen und schau­te zur De­cke em­por. Han­ni­bal ki­cher­te. Hin­ter mir ver­nahm ich ei­ne zor­ni­ge Stim­me:
    »Wenn Sie nicht so­fort auf­ste­hen, dann …«
    »Was …?« sprach ich laut in die Mi­kro­pho­ne des Glas­kä­figs. »Wer will mich zwin­gen, mich von dem reich­lich un­be­que­men Stuhl zu er­he­ben, auf dem ich mich so­eben mü­he­voll zu­recht­ge­setzt ha­be?«
    Die Ge­schwo­re­nen blick­ten mich schwei­gend an. Ich wuß­te, daß ich mir mit die­ser Be­mer­kung die letz­ten Sym­pa­thi­en ver­scherzt hat­te.
    Ich spiel­te mei­ne Rol­le ge­nau nach »Dreh­buch«. Es war psy­cho­lo­gisch not­wen­dig. Mir war mit­ge­teilt wor­den, Dr. Ten­sin sei in sei­ner Über­heb­lich­keit kaum zu über­tref­fen ge­we­sen.
    Schließ­lich stand ich doch auf. Mein ge­lang­weil­ter Seuf­zer war un­über­hör­bar.
    Die Rich­ter hat­ten ge­dul­dig ge­war­tet. Sie ga­ben sich un­be­tei­ligt. Nach Er­fül­lung die­ser For­ma­li­tät setz­te ich mich wie­der. Die Ver­hand­lung wur­de er­öff­net.
    Ich sah zu den Be­richt­er­stat­tern der welt­wei­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel hin­über. Sie flüs­ter­ten has­tig in ih­re Mi­kro­pho­ne. Ih­re

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