Zur besonderen Verwendung
Lächeln.
Endlich erreichten wir das Gebäude, in dem der Verhandlungssaal lag. Wir wurden durch Nebengänge geführt. Sie waren für die Öffentlichkeit gesperrt. Trotzdem hörte ich das Gemurmel vieler Stimmen. Es verstärkte sich, als die Uniformierten eine weißlackierte Tür aufgleiten ließen.
Ich schaute in einen riesigen, vollbesetzten Saal. Das Gemurmel verstummte. Als ich zusammen mit dem Major eintrat, begannen sofort die elektronisch gesteuerten Kameraverschlüsse der Presseleute zu klicken. Natürlich hatten sie hochempfindliche Mikrofilme mit Tonmagnetspur eingelegt.
Aber am willkommensten waren mir die Männer hinter den Fernsehkameras. Sie nahmen mich augenblicklich aufs Korn. Der Chef hatte für eine Live-Sendung gesorgt. Alle Satelliten würden nun ein farbiges 3-D-Bild zu den Kontinenten weiterleiten.
Erregte Stimmen klangen auf. Im Zuhörersaal kletterte man auf Stühle und Bankreihen. Man starrte mich an wie ein seltenes Raubtier. Unverhüllte Sensationslust stand in vielen Gesichtern geschrieben.
Ich wurde von Ton- und Bildreportern umlagert. Ihre Fragen empfand ich teilweise als aufdringlich. Sie kannten nur die Sensation. Sie waren erschreckend hemmungslos. Den FBI-Beamten gelang es endlich, die wißbegierige Meute von mir abzudrängen und mich in den schußsicheren Glaskäfig zu führen.
Ich schaute mich gelassen um, lächelte zynisch in die Fernsehkameras und überprüfte bedächtig die Polsterung des hochlehnigen Stuhles.
Ich setzte mich und schlug die Beine übereinander. Jetzt wurde Hannibal hereingeführt. Das Grinsen schien auf seinen Lippen festgefroren zu sein.
Ich bemerkte, daß er die Menschenmenge forschend überblickte. Anscheinend bemühte er sich, jemand aus unserem Verein zu entdecken.
»Laß es sein«, murmelte ich kaum hörbar. »Du wirst niemand sehen.«
Er preßte die Lippen zusammen und blickte zu den Geschworenen hinüber. Sie hatten ihre Plätze bereits eingenommen. Der Bundesstaatsanwalt war ebenfalls erschienen. Er warf uns Blicke zu, die mir unter normalen Umständen eine Gänsehaut über den Rücken gejagt hätten.
Felix Growns war als scharfer Ankläger bekannt. Er besaß eine außerordentliche Überzeugungskraft und war der geborene Rhetoriker.
Hannibal hüstelte. Er schien sich auch nicht sehr wohl zu fühlen.
Pünktlich um neun Uhr erschienen die drei Richter. Nach der neuen Gesetzgebung war in staatsgefährdenden Fällen ein Einzelrichter nicht mehr zulässig. Es wurde still im Saal. Die Zuhörer erhoben sich von ihren Plätzen.
Ich blieb sitzen und schaute zur Decke empor. Hannibal kicherte. Hinter mir vernahm ich eine zornige Stimme:
»Wenn Sie nicht sofort aufstehen, dann …«
»Was …?« sprach ich laut in die Mikrophone des Glaskäfigs. »Wer will mich zwingen, mich von dem reichlich unbequemen Stuhl zu erheben, auf dem ich mich soeben mühevoll zurechtgesetzt habe?«
Die Geschworenen blickten mich schweigend an. Ich wußte, daß ich mir mit dieser Bemerkung die letzten Sympathien verscherzt hatte.
Ich spielte meine Rolle genau nach »Drehbuch«. Es war psychologisch notwendig. Mir war mitgeteilt worden, Dr. Tensin sei in seiner Überheblichkeit kaum zu übertreffen gewesen.
Schließlich stand ich doch auf. Mein gelangweilter Seufzer war unüberhörbar.
Die Richter hatten geduldig gewartet. Sie gaben sich unbeteiligt. Nach Erfüllung dieser Formalität setzte ich mich wieder. Die Verhandlung wurde eröffnet.
Ich sah zu den Berichterstattern der weltweiten Kommunikationsmittel hinüber. Sie flüsterten hastig in ihre Mikrophone. Ihre
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