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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Kri­mi­nal­fal­les hin­aus­ging. Wä­re es nicht so ge­we­sen, hät­te der Al­te nie­mals sol­che An­wei­sun­gen ge­ge­ben.
    Ich wur­de et­was ru­hi­ger.
    »Schön, Pro­fes­sor. Las­sen wir das! Nur noch ei­ne Fra­ge. Ich war wohl schon dicht an der Schwel­le? Ich kann mich dun­kel er­in­nern, ge­tobt zu ha­ben. Stimmt das?«
    Er nick­te zö­gernd, rei­nig­te er­neut die Bril­le und setz­te sie auf.
    »Sie stan­den dicht da­vor, aber Sie ha­ben sich noch recht­zei­tig ge­fan­gen. Sie be­sit­zen einen star­ken und sehr aus­ge­präg­ten Wil­len. Nur sol­che Men­schen ha­ben ei­ne Chan­ce. Für mich war es er­schüt­ternd, Ih­re grau­en­haf­ten Schreie an­hö­ren zu müs­sen. Ih­re … hm, sa­gen wir gro­ben Wor­te ha­ben mich nicht be­ein­druckt. Aber die Ver­zweif­lung und der Haß in Ih­ren Au­gen …!«
    Er räus­per­te sich.
    Ich preß­te die Lip­pen zu­sam­men und schwieg eben­falls, weil ich mir vor­stel­len konn­te, was ich in den OP hin­ein­ge­schri­en hat­te. Ge­sell­schafts­fä­hi­ge Aus­drücke wa­ren es si­cher­lich nicht ge­we­sen.
    »Das kann Ih­nen nie­mand ver­übeln, Cap­tain«, fuhr Ho­ram fort. »Sie müs­sen ver­ste­hen, daß beim Durch­tren­nen der ers­ten Ner­ven­fa­ser ei­ne Be­wußt­seins­s­pal­tung ein­tritt, die wir noch nicht un­ter Kon­trol­le hal­ten kön­nen. Die­ser Nerv steht in di­rek­ter Ver­bin­dung mit der Funk­ti­on des zwei­ten Nervs, des­sen Durch­tren­nung eben­falls er­for­der­lich ist, wenn der Ein­griff sinn­voll wer­den soll. Nun ver­ge­hen aber we­nigs­tens fünf Mi­nu­ten, bis es dem Chir­ur­gen ge­lingt, nach der Durch­tren­nung des ers­ten Stran­ges sich tiefer in das Groß­hirn vor­zu­ar­bei­ten, bis er an die zwei­te Ner­ven­bahn her­an­kommt. Das sind die kri­ti­schen fünf Mi­nu­ten, die Sie mit al­len Qua­len und Schre­cken durch­lebt ha­ben, Dar­an läßt sich nichts än­dern. Die Be­wußt­seins­s­pal­tung hört so­fort auf, wenn der tiefer­lie­gen­de Nerv eben­falls durch­trennt ist. Nach­dem wir die Ver­kramp­fung Ih­rer Mus­ku­la­tur durch Elek­tro­schocks ge­löst hat­ten, sind Sie au­gen­blick­lich ru­hi­ger ge­wor­den.«
    Mich schüt­tel­te jetzt noch das Grau­en, wenn ich dar­an dach­te.
    »Es muß­te sein, denn Sie hät­ten bei­na­he Ih­ren Schä­del aus den Hal­te­klam­mer ge­ris­sen. Sie ver­fü­gen über Kräf­te wie ein Pferd, wenn Sie mir den Aus­druck er­lau­ben«, füg­te Ho­ram ei­lig hin­zu.
    Ich woll­te auf­la­chen, un­ter­ließ es aber, als mir beim ers­ten Laut der Kopf zu dröh­nen be­gann. Ich hat­te den Ein­druck, als hät­te der Pro­fes­sor ge­grinst. Miß­trau­isch blick­te ich ihn an.
    Er hüs­tel­te de­zent und sah über mei­ne emo­tio­nel­le Re­ak­ti­on hin­weg.
    »Sie wis­sen, daß an die Groß­hirn­rin­de des Men­schen al­le geis­ti­gen und see­li­schen Leis­tun­gen ge­bun­den sind. Es sind un­zäh­li­ge Sek­to­ren, die wir heu­te ziem­lich ge­nau ken­nen, ob­wohl uns die­se kom­pli­zier­te und vollen­de­te Re­chen­ma­schi­ne noch im­mer vie­le Rät­sel auf­gibt. Im­mer­hin ist uns be­kannt, wo wir je­ne haar­fei­nen und ver­steckt ge­le­ge­nen Ner­ven­bah­nen zu su­chen ha­ben, die da­für ver­ant­wort­lich sind, daß ein Mensch für hyp­no­ti­sche Ein­flüs­se an­sprech­bar ist. Wenn man die­se bei­den Strän­ge, die mit den sons­ti­gen Ge­hirn­zen­tren nichts zu tun ha­ben, durch­trennt, ist ein der­art be­han­del­ter Mensch nicht mehr durch einen frem­den Wil­len be­ein­fluß­bar. Er rea­giert auch nicht mehr auf Dro­gen, die ihn üb­li­cher­wei­se durch die Lahm­le­gung des Wil­lens­zen­trums zu ei­nem plap­pern­den Kind ma­chen kön­nen. Es hängt nur an die­sen bei­den win­zi­gen und kaum sicht­ba­ren Ner­ven­bah­nen, die ei­ne Ver­bin­dung zwi­schen den Be­fehls­zen­tren des Groß­hirns, den aut­ar­ken Grup­pen des Stamm­hirns und den Kör­per- so­wie Sin­nes­or­ga­nen her­stel­len. Es gibt un­zäh­li­ge Ver­bin­dungs­fa­sern, die je­de ei­ne an­de­re Auf­ga­be ha­ben. Al­lei­ne die graue Rin­de des Groß­hirns be­steht aus et­wa sieb­zig Mil­lio­nen Ner­ven­zel­len. Uns kam es je­doch aus­schließ­lich auf die

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