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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ihr sagen müssen, sie solle sich hinausscheren. Aber nun war seine Neugier geweckt. Großartig, dachte er, ein Diplomat, der neugierig ist! Schon mancher hatte seine Neugier mit dem Tode bezahlt.
    »Ich habe eine Schwester, die ein Jahr älter ist als ich.«
    Sie drehte sich um und ging zum Fenster. Beim Gehen wackelte sie nicht das kleinste bißchen mit den Hüften, was Männer doch so gern sehen. Diese Frau ging wie eine Holzfigur - und für ihn hatte sie ungefähr ebenso viel Reiz.
    »Meine Schwester besitzt alles, was mir abgeht. Meine Schwester ist eine Schönheit.«
    Sie mußte Coles Gedanken erraten haben, denn sie fuhr fort: »Ich weiß, wer mich sieht, kann nicht glauben, daß ich eine schöne Schwester habe. Man muß annehmen, mein Geschmack wäre unterentwickelt.«
    Cole sagte kein Wort. Sie hatte seine Gedanken laut ausgesprochen. Neben dieser kleinen Maus würde jede Frau gut aussehen, auch wenn sie nicht besonders hübsch war. Natürlich hatten ihre spitzen Bemerkungen über seine Person dazu beigetragen, daß sie ihm jetzt noch reizloser erschien als zuvor. Wie alt mochte sie wohl sein? Sicherlich nicht unter 30. Viel zu alt, um auf Männer noch zu wirken. Sie würde nie das halbe Dutzend Kinder kriegen, das sie sich wünschte.
    »Rowena kann sich an Schönheit mit jeder Frau messen. Sie ist 1,70 m groß, hat dichtes kastanienbraunes Haar und Naturlocken. Sie hat grüne Augen mit dichten Wimpern, eine schöngeformte Nase und volle Lippen. Dazu eine Figur, die schon manchen Mann verrückt gemacht hat. Ich weiß das, weil ich es mehr als einmal miterlebt habe.«
    Sie holte tief Luft. »Aber was noch mehr wiegt als ihre Schönheit - jedenfalls für Frauen: Rowena ist ein liebenswerter Mensch. Sie hat ein Herz für andere. Sie kümmert sich um sie und bringt sie dazu, etwas für sich und andere zu tun. Sie ist die geborene Leitfigur.« Ein Seufzer. »Meine Schwester kommt im Aussehen und Charakter nach meiner Mutter. Mit anderen Worten: sie hat alles.«
    »Wollen Sie, daß ich sie erschieße?« Cole hatte das als Witz gemeint. Doch die Frau lachte nicht darüber. Sie scheint wirklich nicht den geringsten Humor zu haben, dachte er.
    »Wer meine Schwester ums Leben bringt, versündigt sich an der ganzen Welt.«
    Cole verschluckte sich am Zigarrenqualm und mußte husten. So einen Quatsch hatte er noch nie gehört. Aber sie sagte es, als meine sie es wirklich ernst.
    »Meine Schwester ist eine Heldin. Ich meine das im besten Sinne des Wortes. Wie alle Helden weiß sie es gar nicht. Als sie zwölf war, sah sie, wie in einem Waisenhaus ein Feuer ausbrach. Ohne an ihre eigene Sicherheit zu denken, stürzte sie in das brennende Haus und rettete die Kinder. Sie wird von allen Menschen geliebt.«
    »Außer von Ihnen.«
    Wieder holte Miß Latham tief Luft. »Nein, Sie irren sich. Ich liebe sie am meisten.« Als sie ausatmete, sah er, daß sie zitterte. Doch sie verstand es ganz gut, sich zu beherrschen. Vermutlich war sie daran gewöhnt, ihre Gefühle nicht zu zeigen. »Ich kann meine Beziehung zu Rowena schlecht erklären. Ich liebe sie, aber manchmal ... hasse ich sie beinahe.« Herausfordernd hob sie den Kopf. »Vielleicht ist mein Problem, daß ich eifersüchtig bin.«
    Sie nahm auf einem Sessel Platz, und er beobachtete sie. Sie saß ganz still. Ihre Miene und ihr Körper verrieten nichts von dem, was in ihr vorging. Kein Augenflattern, kein Händeringen. Sie saß völlig still. Sie würde eine glänzende Pokerspielerin abgeben.
    Auf einmal merkte Cole, daß er ihr gegenüber weich wurde. Vorsicht, das konnte ihn in Schwierigkeiten bringen! Deshalb fragte er in gröberem Tort, als er es eigentlich vorhatte: »Was wollen Sie denn nun von mir?«
    »Vor sechs Jahren hat meine Schwester einen fabelhaften Mann geheiratet. Groß, hübsch, reich, intelligent. Jonathan ist ein Ehemann, von dem alle Frauen träumen. Sie leben auf einem wunderschönen Besitz in England, haben zwei hübsche Kinder, und sie wird von allen geliebt. Das Dienstpersonal würde selbst ohne Lohn für sie arbeiten.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    Zum erstenmal erlaubte sie sich ein ganz leichtes Lächeln. »Ich zahle meinem Personal viel zuviel Geld und verlange nichts von ihnen. Dafür stehlen sie mir mein Silber.«
    Er mußte lachen. Vielleicht hatte sie doch etwas Humor.
    »Mein Problem ist, daß meine Schwester mich zu sehr liebt. So war es schon immer. Zu Weihnachten schlich sie nachts ins Wohnzimmer und vertauschte die Namen auf den

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