Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
mit seinem ganzen Gewicht gegen die Seite der Startbox schlug. Roxanne knüllte vor Schreck das zusammengerollte Programm in ihrer Hand zusammen, schaffte es aber, den angstvollen Schrei zu unterdrücken, der ihrer Kehle entweichen wollte.
“Ganz ruhig, mein Mädchen”, murmelte Tom. “Ganz ruhig.” Mit der freien Hand tätschelte er den Hals des Tieres. “Ja, so ist es gut. Braves Mädchen”, lobte er, als das Tier sein Gewicht verlagerte und Tom seinen Arm befreien konnte. Er beugte ihn, untersuchte ihn auf gebrochene Knochen oder gerissene Bänder. Er schmerzte wahnsinnig, schien aber heil zu sein. Glücklicherweise war es der linke Arm, sodass er reiten konnte. Nicht, dass er es nicht getan hätte, wenn es der rechte gewesen wäre. Er hätte nur die Zügel anders halten müssen. Mit den Zähnen zum Beispiel.
“Bist du okay?”, fragte Rooster von der anderen Seite der Startbox. “Hat sie dich schlimm erwischt?”
“Nichts passiert, was ein Eispack und ein kaltes Bier nicht richten könnten.” Tom zog kraftvoll an dem Gurt, um den Sattel endgültig zu befestigen, tätschelte die Stute ein letztes Mal, damit sie wusste, dass er noch da war, und kletterte dann über den obersten Balken der Startbox und setzte sich vorsichtig in den Sattel. Dabei achtete er darauf, das Tier nicht mit seinen Sporen zu berühren, damit es nicht erneut buckelte.
Hot Sauce bewegte nicht einmal die Ohren, der kleine Wutanfall war anscheinend vorüber.
Tom saß ganz still, die Zügel fest in der rechten Hand. Die linke Hand lag auf dem obersten Balken, und er konzentrierte sich auf die kommenden acht Sekunden, die ein erfolgreicher Ritt dauerte. Im Geiste ging er noch einmal die Checkliste durch, ermahnte sich, die Beine hoch zu halten, die Zehen nach außen, die Augen nach vorn – während er ganz still dort saß und auf den richtigen Moment wartete. Hot Sauce wurde langsam unruhig.
“Fertig?”, fragte jemand.
Er hob den linken Arm über den Kopf und nickte dann entschlossen.
Das Tor wurde geöffnet.
Tom zog die Zügel fest an.
Hot Sauce wieherte wütend und stürzte aus der Startbox. In der Arena stoppte sie abrupt, nahm den Kopf nach unten zwischen die Beine und rammte die Vorderhufe mit voller Wucht in den Boden, während sie mit den Hinterbeinen ausschlug und versuchte, Tom über den Kopf abzuwerfen.
Tom hielt seine Füße auch dann noch vor der Schulter des Pferdes, als es erneut buckelte. Er klebte im Sattel, die freie Hand in der Luft, sein Körper fand den Rhythmus zum Buckeln des Pferdes. Perfekt hielt er die Balance, und der wilde Ritt glich einem Tanz und nicht einem Kampf. Als das Horn erklang und das Ende des Ritts signalisierte, schwang er sein linkes Bein über den Hals der Stute und sprang leichtfüßig zu Boden.
“Mann, war das ein fantastischer Ritt”, begeisterte sich der Ansager. “Der beste wahrscheinlich, den ich je gesehen habe.”
Die Punktrichter stimmten zu und belohnten die Leistung mit zweiundneunzig von hundert möglichen Punkten.
Tom winkte mit seinem Hut, als die Zuschauer in tosenden Beifall ausbrachen.
Roxanne sprang auf und schrie begeistert mit den anderen. Sie war nicht ganz sicher, ob sie ihm wegen der phänomenalen Wertung zujubelte oder weil er bei Hot Sauces Wutanfall nicht verletzt worden war. Wahrscheinlich war es eine Kombination aus beidem. Hinzu kam eine gute Portion heißer Gefühle für den Helden. Es war wahrscheinlich dumm und vor allem absolut oberflächlich, so zu reagieren, aber ihn kämpfen – und siegen – zu sehen, erregte sie ungemein. Sie konnte es nicht erwarten, ihm wieder nah zu sein, um ihm ihre Bewunderung auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu zeigen.
Da ihr kein Grund einfiel, warum sie eigentlich warten sollte, steckte sie das zusammengeknüllte Programm in ihre Tasche, nahm ihre Einkäufe und lief die Treppe der Haupttribüne hinunter. Der Bereich, in dem sich die Rodeoreiter und die Tiere vor und nach dem Wettkampf aufhielten, war eingezäunt und bewacht. Nur Teilnehmer mit Passierschein konnten das Tor passieren.
Die alte Roxanne hätte wahrscheinlich gehorsam draußen gewartet, bis Tom erschien. Die neue Roxy geduldete sich jedoch nur so lange, bis der Wachposten mit jemand anderem beschäftigt war, dann schlüpfte sie auf das Gelände und machte sich auf die Suche nach Tom.
“Hi”, sprach sie den ersten Cowboy an, der ihr über den Weg lief. “Kannst du mir sagen, wo ich Tom Steele finde?”
“Als ich ihn das letzte Mal sah,
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