Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Wasseroberfläche. Wie sollte er hier die Leichen finden?
»Sind Sie mit der Schubkarre weit übers Eis gefahren? Oder nur ein paar Schritte?«
»Kann ich
nicht sagen. Aber bestimmt ein ziemliches Stück. Es sollte ja auch tief genug sein
an der Stelle.«
Am nächsten Tag fand sich der Kommissar
mit ein paar Beamten am See ein. Inzwischen hatte er sich kundig gemacht. Circa
90.000 Quadratmeter groß, bis zu 24 Meter tief, eutrophiert bis 16 Meter, hatte man ihm bei der Wasserwirtschaft erklärt. Eutrophiert
bedeutete, das Wasser sei voller Schwebeteilchen, also trübe. Das klang nicht vielversprechend.
Gerald Schütze ahnte, dass diese Bedingungen den Einsatz von Tauchern stark einschränken
würden. Aber er wollte nichts unversucht lassen.
Während
ein Teil der Beamten zur Befragung der Nachbarn aufbrach, fuhr Schütze mit einem
Taucher aufs Wasser raus und nahm Proben.
»Sieht ja
fast aus wie Erbsensuppe!«, war der Kommentar von Polizeihauptkommissar Heimo Kunze,
als er begutachtete, was der Taucher aus der Tiefe gezogen hatte. »Das wird schwierig.«
»Aber es
ist machbar?«
»Ehrlich
gesagt, nee. Wenn überhaupt, dann geht es nur in einem definierten Bereich. Dieser
See ist so groß, da tauchen die Jungs monatelang und finden nichts. Legen Sie fest,
wo die Leichen sind. Dann gehen wir runter und bergen sie. Für eine allgemeine Suchaktion
sehe ich keine Chance auf Erfolg.«
»Machen
Sie einen anderen Vorschlag! Es muss doch möglich sein, mit einer anderen Methode
in diesem Gewässer nach den Körpern zu suchen. Also, es war kalt. Das Wasser erwärmt
sich gerade erst. Die beiden dürfen gut erhalten sein. Da unten waren die bei 4 Grad gelagert!«
»Na ja.
Vielleicht geht es mit Rechen.«
»Das habe
ich schon mal gesehen. Da haben wir einen Selbstmörder gesucht. Leichenrechen heißen
die, nicht wahr? Wie lang dauert die Vorbereitung, wann können Sie die Suche durchführen?«
Kunze ruderte
das Schlauchboot zurück ans Ufer. »Ich mache einen Dienstplan für meine Männer.
Wir bereiten den Einsatz vor und dann könnten wir in drei Tagen anfangen. Wir machen
einen Probetauchgang. Kann ja sein, dass meine Jungs doch mit den Verhältnissen
klarkommen. Wenn nicht, dann können wir immer noch mit den Rechen arbeiten. Bei
der Größe des Sees eine ziemliche Aufgabe. Außerdem kann es passieren, dass wir
nur Leichenteile bergen.«
Schütze
knurrte unzufrieden, es blieb ihm aber nichts anderes übrig, als sich zu fügen.
Als die Tauchereinheit anrückte, staunte er nicht schlecht: vierzig Beamte, vier
LKW mit Bootsanhänger, Leuchtgiraffen, Tauchanzügen, Umkleiden, fünf Personentransportfahrzeuge
etc. Es entstand eine richtige Zeltstadt. Man könnte meinen, die wollen hier Urlaub
machen, dachte Schütze.
Die Beamten
hatten tatsächlich einige Aussagen von Anwohnern zusammengetragen, die sich daran
erinnern konnten, kurz nach dem Jahreswechsel nachts gehört zu haben, wie ein Loch
in den See gesägt wurde. Sie hätten sich noch darüber gewundert, dass jemand um
diese Zeit zum Eisfischen draußen war. Bei Temperaturen um minus 17 Grad bräuchte man eine Menge Glühwein
oder Grog, um nicht zum Fischerstäbchen zu werden, während man darauf wartete, dass
einer anbiss. An welchem Tag genau die nächtliche Sägerei zu hören war, wusste niemand
mehr zu sagen. Ein älterer Herr erzählte, er habe am folgenden Tag nach dem Loch
geguckt, weil viele Schlittschuhläufer unterwegs waren und er fürchtete, es könne
jemand an der Stelle einbrechen – doch da sei reinweg gar nichts zu sehen gewesen. Was eigenartig sei,
denn normalerweise entstehe ja eine deutliche Stufe.
Schön, dachte
Schütze, das bestätigte die Aussage Heinrich Möbus‹, aber zu den Leichen führt mich
das nicht.
Die Skepsis
Kunzes machte Schütze zu schaffen. Was, wenn die Rechen nicht zum erhofften Erfolg
führten? Es musste ein Plan B her, auf den er bei Bedarf ausweichen könnte. Welche
Möglichkeiten blieben ihm, wenn Taucher und Rechen versagten? Er griff zum Telefon
und vereinbarte einen Termin mit Matthias Franke aus der Kriminaltechnik.
Am folgenden
Abend trafen sie sich in einer Altstadtkneipe. Als sie ihre Schnitzel weitgehend
bewältigt hatten, fragte Franke: »Also, um was geht es denn nun genau?«
Gerald Schütze
erklärte es ihm.
»Zwei gleich,
ja? Hm. Ich denke, da kann ich schon ein bisschen helfen. Wir könnten einen Bodenprofilplan
des Gewässers raussuchen. Ich glaube, den gibt es schon. Dann rechne ich dir aus,
wie
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