Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
so richtig. Ist
ein gewaltiger Unterschied, ob ich ein Leben lang sitze oder nach etwa fünf bis
zehn Jahren wieder rauskomme.«
Heinrich
schwieg zu diesem Angebot.
Gut, dann
anders, beschloss Schütze und brachte für den zweiten Anlauf einen Kollegen mit.
»So, Herr Möbus. Sie hatten ja jetzt etwas Zeit, um über alles nachzudenken. Dies
ist Kommissar Pfahl, er wird sich zu uns setzen.«
Heinrichs
Blick flackerte nervös von einem zum anderen.
»Sie bleiben
also bei der Aussage, es habe gestern weder einen Besuch der Moldawier gegeben noch
einen Streit mit ihnen?«
»Ja, das
hat der Gert doch bestimmt auch gesagt.«
»Ach, der
Kerl lügt doch!«, polterte Pfahl unbeherrscht los. »Klar gab es einen Streit! Den
wird auch jemand gehört haben. Da finden wir Zeugen!«
»Herr Möbus,
die vermissten Männer haben in einem Telefongespräch mit Freunden erklärt, sie wollten
sich jetzt auf den Weg zu Ihnen machen. Angeblich um die Angelegenheit endgültig
aus der Welt zu schaffen.«
»Aha«, mehr
fiel dem Autohändler nicht ein.
»Nun, noch
können Sie mit uns zusammenarbeiten …«
»Lass den
Quatsch«, fiel Pfahl dem Kollegen rüde ins Wort. »Siehst Du denn nicht, dass der
Kerl nichts sagen will? Der wartet lieber darauf, dass wir ihm jedes Stückchen nachweisen!
Dann ist es eh zu spät. Wir vergeuden hier unsere Zeit!«
»Nun lass
mich doch mal!«, beschwerte sich Schütze. »Wenn du mich dauernd unterbrichst, kann
ich Herrn Möbus gar nicht erklären, dass nur einer der Mörder dieses Angebot annehmen
kann. Und dass natürlich seinem Bruder ebenfalls dieses Angebot gemacht wird.«
»Was? Dem
habt ihr das auch angeboten? Dabei ist das so ein arroganter Schnösel. Na ja – so ist es ja oft, erst machen
die einen auf eiskalter Killer und dann hängen sie andere hin, wenn’s ans Bezahlen
geht. Kennt man ja!«, ereiferte sich Pfahl.
»Ich glaube,
es ist besser, du gehst wieder. Hast du nicht jemand anders, den du bei der Arbeit
stören kannst?«
Pfahl stöhnte
hörbar, stand aber auf. In der Tür drehte er sich noch mal um. »Ey, wenn du jemanden
ranlassen willst, der das mit dem Verhören wirklich kann und auch Ergebnisse liefert – dann weißt du ja, wo du mich finden
kannst!«, grinste er fies, bevor er auf den Gang hinaustrat.
Die beiden
Zurückgelassenen sagten kein Wort.
Schütze
konnte diese Stille gut aushalten, sie war Teil seines Konzepts. Heinrich Möbus
dagegen litt. Ohne Gert wusste er nicht recht, was er tun oder sagen sollte. Noch
schlimmer: was er nicht sagen sollte. Zweifel nagten an seiner Seele. Ob der Gert
wohl wirklich das Angebot zur Strafminderung annehmen würde? Selbst wenn es auf
Kosten des Bruders ging? Dieser Pfahl kannte sich bestimmt gut aus, mit Beschuldigten – der machte den ganzen Tag nichts
anderes. Sicher war dessen Urteil richtig. Was bedeuten würde, dass Gert vielleicht
genau in diesem Moment … Heinrichs Welt geriet vollkommen aus dem Tritt. Ihm wurde schwindelig.
»Ist Ihnen
nicht gut, Herr Möbus?«, fragte Schütze mitfühlend. »Brauchen Sie ein Glas Wasser?«
»Ja, bitte«,
röchelte Heinrich.
Nach den
ersten Schlucken erholte er sich schnell. »Die Typen standen vorgestern plötzlich
im Laden«, begann er stockend. »Wie aus dem Boden gestampft. Wir haben gleich gesehen,
dass das keine normalen Kunden waren. Die haben eine Waffe gehabt – die lag während des Gesprächs
zwischen uns auf dem Tisch, natürlich näher bei denen. Sie haben versucht, uns zu
erpressen, wir sind zum Schein darauf eingegangen. Doch so viel Geld konnten wir
ja in der kurzen Zeit gar nicht auftreiben.«
Shit, erkannte
Schütze, der hat eindeutig mehr Angst vor seinem Bruder als vor der lebenslangen
Haft im Gefängnis. Der ist noch nicht reif.
»Also haben
sie die Frist verlängert. Danach haben wir die beiden nicht wiedergesehen«, schloss
Heinrich mit einem erleichterten Seufzer.
Schütze
brach ab. Er würde noch viele Gespräche führen müssen.
In den kommenden Wochen konnte die
Polizei Beweise zusammentragen: Das auffällige Auto der Mietwagenfirma war an beiden
Tagen von Zeugen in der Nähe des Autohauses gesehen worden, die DNA-Analyse ergab
wie erwartet zwei Übereinstimmungen mit den Vergleichs-DNA aus dem Hotelzimmer.
Die Bankauskunft brachte an den Tag, dass die finanzielle Lage der Brüder entgegen
ihrer eigenen Angaben äußerst prekär war.
Die Leichen
jedoch blieben unauffindbar.
Während
es draußen langsam Frühling wurde, gelang es Schütze, in vielen
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