Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Ermittlungsbehörde dranbleibt.
Auch wenn ja leider bei dem Feuer Ihre gesamte Buchführung in Flammen aufgegangen
ist – wie Sie
wissen, sind die Brandermittler noch mit der Auswertung beschäftigt.«
Kunze verdrehte
die Augen. Beschloss, sich in seine schneeweiße Villa zu träumen. Er kniff die Augen
fest zusammen. Sonne, Wind, das Rauschen des Meeres …
Erst als
er sie wieder öffnete, bemerkte er, dass der Staatsanwalt das Zimmer verlassen hatte.
Kunze stellte sich auf eine längere Wartezeit ein. Seiner Meinung nach hatten die
Behörden nun all ihr Pulver verschossen.
Staatsanwalt Friedrich Schacht sah
das allerdings ganz anders.
Wenn er
nachweisen könnte, dass Kunze diesen Briefumschlag in der Hand gehabt hatte, wäre
das der Beweis dafür, dass er ihn auch bekommen hatte. Ein Sachverständiger musste
her, der die sichergestellten Reste auf Fingerspuren untersuchte. Friedrich Schacht
griff zum Telefon.
»Klaus Winter«,
meldete sich die viel zu hohe Stimme des Sachverständigen beim LKA.
Schacht
schilderte seinen Fall. »Und da dachte ich, Sie könnten womöglich Fingerspuren auf
den Umschlagresten finden. Damit es uns gelingt, ihn festzunageln. Wenn ich die
Akten zum Gericht gebe, muss die Sache wasserdicht sein.«
Der Sachverständige
zögerte. »Mein Schreibtisch ist im Augenblick ziemlich voll.«
»Meiner
auch. Das ist Normalzustand.«
»Aber ich
kann mich schon nicht einmal mehr an die Farbe der Schreibtischplatte erinnern,
so lange habe ich die nicht mehr zu Gesicht bekommen!«, trumpfte Winter auf.
»Ich brauche
diesen Nachweis.«
»Wissen
Sie eigentlich, wie teuer diese Untersuchung ist? Sind Sie sicher, dass ich die
durchführen soll? Ich könnte mir vorstellen, dass sie den Kerl auch anders überführen
können. Wie wäre es mit der guten alten Polizeiarbeit?«
»Herr Winter,
das ist ausgereizt. Nun brauchen wir die Fingerspuren!«
»Die Untersuchung
ist giftig!«, protestierte Winter, der als Hysteriker verschrien war. Friedrich
Schacht dachte, dass es für die Psyche dieses Sachverständigen besser gewesen wäre,
einen anderen Beruf zu ergreifen. »Ich muss da ein Mittel einsetzen, das krebserregend
ist«, lamentierte Winter weiter.
»Hm.«
»Ninhydrin.«
Ein letzter Versuch.
Friedrich
Schacht wusste, dass nun alles gesagt war. Er kannte diese Appelle schon. Sie zielten
immer in die gleiche Richtung: ›Können Sie verantworten, dass ich mich wegen dieser
Untersuchung einem solchen Risiko aussetze?‹ Schacht konnte.
Klaus Winter tauchte einige Tage
später den Umschlag, der nun Asservat 1163/11 hieß, in eine Speziallösung mit Ninhydrin
und lüftete ihn gründlich ab. »Na, da haben wir ihn ja!«, stellte der Sachverständige
zufrieden fest. »Schacht wird sich über diesen blauen Ton ganz besonders freuen!«
Friedrich Schacht bestellte Kunze
ein. Er erschien, wie vermutet, nicht zum vergesehenen Termin, Schacht ließ ihn
erneut vorführen.
»Nun reicht
es mir aber!«, polterte der schwere Mann schon beim Eintreten. »Ich lasse mich doch
von Ihnen nicht abführen wie ein Verbrecher!«
»Sie haben
eine Ladung von uns bekommen und es vorgezogen, diese zu ignorieren. Das lassen
wir nicht durchgehen, Herr Kunze. Schon gar nicht, wenn wir wichtige neue Erkenntnisse
mit Ihnen besprechen möchten.«
Der ›insolvente‹
Firmenchef setzte sich murrend.
»Auf dem
Briefumschlag sind Ihre Fingerabdrücke gefunden worden«, hielt der Staatsanwalt
ihm vor. »Das beweist, dass Sie ihn in der Hand hatten. Selbst und höchstpersönlich.«
Kunze schwieg
sicherheitshalber. Spürte, wie ihm die Luft ein wenig knapp wurde, weil er die Schlinge
um seinen Hals physisch fühlen konnte. Nervös griff er sich an die Kehle und begann
zu hüsteln. Das Bild seiner Villa wollte sich vor seinem inneren Auge nicht scharf
stellen lassen. Scheiße, dachte er, die haben dich am Arsch! Doch dann war plötzlich
alles wieder da: das weiße Haus, der Strand, das Rauschen … Ein Geistesblitz.
»Mensch,
klar!« Er schlug sich mit seiner Patschhand kräftig vor die Stirn. »Jetzt erinnere
ich mich! Dass mir das nicht gleich eingefallen ist!« Er guckte den Staatsanwalt
zerknirscht an. »Muss in dem ganzen Stress mit der Insolvenz untergegangen sein!
Da vergisst sich schon mal das eine oder andere!«
Friedrich
Schacht lehnte sich zurück und wartete auf die nächste abenteuerliche Erklärung.
»Der Umschlag
lag in meinem Kasten und ich habe ihn aufgemacht – stimmt. Aber ganz ehrlich: Da war
Weitere Kostenlose Bücher