Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
Vom Netzwerk:
manchmal.«
    Bereitwillig
spazierte sie mit ihm zum Ende des Waldstücks. Immer wieder drehte sich Schelter
um, animierte Cordula, sich an dem Standort zu orientieren, von wo aus sie die Grabearbeiten
mutmaßlich beobachtet hatte. Ja, da war sie zielsicher. Sie erkannte immer wieder
ihren Ort der Beobachtung, die große Eiche war ihr Fixpunkt.
    Kann ich
als zuverlässige Angabe werten, schloss Schelter, wenigstens das. Er machte Aufnahmen
aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Aber der Wald sah in seiner Breite wirklich
fast überall gleich aus. Keine Chance, auch nicht beim fünften Versuch, einen echten
Ausgangspunkt für die Sucharbeiten zu finden.
     
    Schelter brachte Cordula Bauer in
ihre Wohnung zurück und fuhr ins Büro, nahm sich den Lageplan vor mit allen Wegen
zum Wald, legte seine Fotos daneben und ließ den Nachmittag noch einmal an sich
vorüberziehen. Wo würdest du das Grab angelegt haben?, fragte er sich immer wieder.
Langer Weg, kurzer Weg, nein, das war nicht die Frage, sicherer Ablageort, der nicht
entdeckt werden konnte, das war die Zielgröße. Schelter nahm eines seiner Fotos,
die den kahlen Acker zeigten. Natürlich, warum war er nicht eher darauf gekommen?
Er malte mit seinem Faserschreiber das Weizenfeld auf das Glanzpapier. Acker, Korn,
das ist die Bezugshöhe. Dann verfiel er wieder in tiefes Grübeln, denn der Spaziergang
mit Cordula hatte ihm gezeigt, dass der Wald sich ganz schön weit nach hinten ausdehnte,
viele lange Grabemeter. In seinem Kopf brodelte es wie beim Ansetzen des Apfelweins,
wenn der Gärballon die Maische aus dem Röhrchen herausquellen lässt. Der Ansatz
war gemacht. Mit solchen Situationen kam Schelter gut zurecht, meist hatte er eine
zündende Idee, nur nicht jetzt, wo ihm die Weltkriegsmunition ebenfalls noch ein
riesiges Problem bereitete.
    »Am Ende
bringe ich uns alle in Gefahr – das kann nicht sein!«, murmelte er vor sich hin und erlaubte sich
einen emotionalen Moment, in dem er daran dachte, den Täter selbst graben zu lassen.
Er grinste. Ausgeschlossen natürlich.
    Gleich am
nächsten Tag meldete er sich in aller Herrgottsfrühe telefonisch beim Kampfmittelbeseitigungsdienst.
Der Name seines Gesprächspartners war vernuschelt. Verständlich, ging Schelter auch
so, wenn ihn einer morgens unverhofft anquatschte. Aber das Gespräch lief besser,
als er gedacht hatte. Vom Kampfmittelräumdienst erfuhr er, dass das Gebiet nicht
ausreichend kartiert sei, um konkrete Aussagen über Liegeorte von Sprengkörpern
zu machen. Man müssen an jeder Stelle mit sogenannten Zufallsfunden rechnen.
    »Liegt dort
nur Gewehrmunition oder können wir auch auf Granaten oder Minen stoßen?« Diese Frage
hätte er besser nicht gestellt, sie kostete ihn eine geschlagene halbe Stunde, in
der der Feuerwerker ihn problemsensibel machte. Am Ende der Lektion war man aber
bereit, einen Sprengmeister und sein Team vor Ort bereitzuhalten, sollte er sich
entschließen, zu graben. Er möge das Risiko nicht unterschätzen, warnte der Kollege
noch einmal zum Abschluss.
    »Bestens!«,
fluchte der Kommissar.
    Danach suchte
er nach einem Beamten, der in Größe und Statur etwa Günter Hanno glich, bestellte
Kollegen noch für diesen Nachmittag zum ›Probestehen‹ und den Sprengmeister für
den nächsten Morgen zum vermuteten Fundort der Leichen.
     
    Zu so früher Stunde war es recht
frisch, und der Atem der Versammelten kondensierte zu Wölkchen in der Luft. Rechtzeitig
fiel ihm noch ein, Cordula, ja, Cordula könnte hilfreich sein. Man würde sie zwar
nicht direkt an den Fundort mitnehmen, der psychologischen Belastung wegen, aber
Schelter war von dem Gedanken getragen, dass Cordula noch gute Hinweise geben könnte.
Die Zeugin würde fachmännisch von Kollegen des psychologischen Dienstes betreut
werden.
    Cordula
Bauer beobachtete aufmerksam den jungen Mann, der zügig über den Acker lief und
am Waldrand entlangging, ein paar Schritte aufrecht, dann bückte er sich, als wollte
er eine Schaufel Erdreich ausheben, machte erneut zwei Schritte, bückte sich wieder.
Er kommunizierte mit Schelter, der neben Cordula stand. Jede Regung wollte er von
ihr sehen, deuten, Erfolg haben.
    »Da!«, rief
sie plötzlich. »Da irgendwo könnte die Stelle gewesen sein! Etwa so habe ich damals
auch Günter gesehen. Vielleicht nicht ganz genau dort, aber doch so ziemlich.«
    Man begann
mit der Grabung.
    »Scheiße!
Lehm!«, rief einer der Männer, kaum dass er den Spaten in den Boden gestoßen hatte.
»Das wird

Weitere Kostenlose Bücher