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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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bleiben und aufpassen, ob jemand kommt«, brach es unvermittelt aus ihr hervor.
»Es war so unwirklich. Wie ein Albtraum – nur, dass ich nicht aufwachen konnte. Dirk, er war so ein süßes Kind
gewesen. Nun ein halbsteifer Klotz. Günter hat ihn sich einfach in seinem kleinen
Kindersitz unter den Arm geklemmt und ist pfeifend mit ihm weggegangen, einen Spaten
in der anderen Hand. Hätte ich nicht gewusst, was in der Tüte ist, ich hätte denken
können, er geht zum Arbeiten in den Wald.«
    Waldstück,
registrierte Schelter erfreut. Ein erster Anhaltspunkt.
    »Er war
ziemlich lang weg. Ich habe mir fast in die Hose gemacht vor Angst, es könnte einer
kommen und etwa fragen, ob ich eine Panne habe. Wenn der den Kofferraum aufgemacht
hätte! Da lag ja noch Kati!« Ihre Finger verschlangen sich in- und wanden sich umeinander,
wie fleischfarbene Würmer.
    Schelter
drängte nicht. Wartete geduldig, bis sie weitersprechen wollte.
    »Er kam
zurück und holte das Auto – Kati konnte
er nicht tragen. Ich musste an der Straße stehenbleiben.«
    Wieder entstand
eine Pause.
    »›Du wolltest
sie doch auch loswerden!‹. Das hat er zu mir gesagt, als ich anfing zu weinen. ›Wer
A sagt, muss auch Be – erdigen!‹.
Und dabei hat er laut und grob gelacht.«
    »Stimmt
das denn?«, fragte Schelter sanft. »Wollten Sie den Tod der beiden?«
    »Nein«,
schluchzte Cordula und griff nach einem Päckchen Taschentücher.
    »Aber?«
    »Ach, wenn
man in einen verheirateten Mann verliebt ist, da denkt man schon mal, es wäre schön,
Frau und Kind könnten sich in Luft auflösen. Das heißt doch nicht, dass man ihnen
den Tod wünscht!« Sie putzte sich die Nase. »Nicht im Traum habe ich gedacht, dass
er sie umbringt! Mein Gott, als er es mir erzählte, war ich so was von geschockt.
Günter meinte, er habe es für uns getan und ich sei nun verpflichtet, ihm beim Verbergen
der Leichen zu helfen! Ich hätte es doch auch gewollt! Es war so entsetzlich!« Jetzt
schrie sie fast.
    Schelter
gönnte ihr einen Moment Pause, schenkte ihr noch eine Tasse ein.
    »Er verschwand
dann mit Kati. ›Wehe, du kommst mir nach!‹, hat er noch so halb im Scherz gedroht.
Ich hatte plötzlich furchtbare Angst vor ihm. Ich glaube, ich habe mich nicht einen
Millimeter gerührt, bis er wieder zurück war. Geweint habe ich damals auch – so wie jetzt. Dafür gab er mir
eine saftige Ohrfeige. Die erste, die ich von ihm bekam.«
    »Können
Sie uns zeigen, wo die beiden beerdigt sind?«
    »Nein! Ich
musste auf der Straße stehen bleiben! Nichts habe ich gesehen!« Sie zögerte kurz.
»Das große Kornfeld vorne und ganz hinten Günter.«
    »Wo ist
denn dieses Waldstück? Mit dem Kornfeld davor? Sind Sie lang unterwegs gewesen?«,
fragte Schelter viel zu viel auf einmal.
    Cordula
zerfetzte das Papiertaschentuch und ließ die Streifen wie weiße Federn zu Boden
fallen.
    Als sie
anfing zu sprechen, war es nur ein Hauch. Schelter musste sich Mühe geben, nichts
zu verpassen.
    »Hätte ich
gewusst, wo sie liegen, dann wäre ich manchmal bei ihnen vorbeigegangen. Diese Schuld!
Sie wissen sicher, wie eine Leiche aussieht, auf die geschossen wurde. Gerade bei
dem Kleinen! Der halbe Kopf – einfach
weg! Als Günter an jenem Morgen zu mir kam, war er so unglaublich glücklich. Er
flüsterte mir schon bei der Begrüßung ins Ohr, er habe das ›Kati-Problem‹ nun endgültig
gelöst – ich würde
schon sehen. Dann lud er mich ins Café ein, zum Feiern. Später fuhren wir raus und
plötzlich hielt er an. Das muss am frühen Nachmittag gewesen sein. Stieg aus, nahm
mich mit zum Kofferraum, öffnete ihn.« Sie schluchzte wieder. »Erst sah ich nur
zwei Säcke, den einen mit herausragendem Kindersitz. Dann entdeckte ich Haare! Ich
konnte nicht mehr klar denken. Er zwang mich, die Toten anzusehen. Heute glaube
ich, er tat es, damit ich erkannte, wozu er fähig ist. Nachdem ich seine ›Lösung
des Kati-Problems‹ gesehen hatte, schob er mich auf den Beifahrersitz zurück. Während
der Weiterfahrt erzählte er mir, was passiert war. Ich stand unter Schock, hatte
Probleme, ihm zuzuhören, dachte immer an die beiden Körper wenige Meter hinter meinem
Rücken, wusste ganz genau, dass wir zu dem Ort unterwegs waren, an dem er sie vergraben
wollte.« Sie putzte sich die Nase und richtete ihren Oberkörper gerade auf, dann
sprach sie leise weiter. »Günter hatte Kati genötigt, mit dem Baby in sein Auto
einzusteigen. Sie fuhren ein Stück, er bog irgendwo ab, wo es einsam und

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