Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Quadratmeter,
der Boden war schwer, klebte eher am Spaten, als dass die Scholle abglitt. Und man
hatte im schlimmsten Fall noch 27.000 Quadratmeter vor sich. Nur gut, dass die Feuerwerker die Arbeiten nicht
laufend unterbrechen mussten, weil irgendjemand so ein Klong gehört hatte. Von Zeit
zu Zeit gingen sie mit ihrem Messstab vorweg, um die nächste Fläche zum Graben freizugeben.
Gelegentlich kam auch die Hand zum Stopp, dann hieß es zurücktreten, und der Feuerwerker
nahm Munitionssplitter auf.
»Schrott«,
stellte er dann lakonisch fest. »Nichts Gefährliches, ihr könnt weiter machen!«
Innerlich
hatte Schelter diesem Treiben auch schon ein Stopp verpasst. So finden wir die beiden
nie, ich muss mir was einfallen lassen, dachte er.
»Leichenhunde? Nein, Kollege! Für
unsere Tiere ist das ein viel zu großes Areal! Da sind die ja wochenlang beschäftigt!«,
beschied ihm der Leiter der Hundestaffel, ließ sich dann aber doch zu einem Versuch
auf einem definiertem Teil des Geländes überreden.
Chance vertan,
überlegte Schelter deprimiert, und ich entdecke im besten Fall nur noch Knochen.
Wenn wir richtig Pech haben, kann die Rechtsmedizin aufgrund der fehlenden verwertbaren
Spuren keine Aussage mehr zum Tathergang treffen. Dann können wir am Ende Hanno
den Mord gar nicht nachweisen! Was, wenn der plötzlich behauptet, er habe die Leichen
nur verschwinden lassen, nachdem Kati den Jungen und sich getötet hatte?
»Na schön.
Drei Hunde habe ich vor Ort. Bevor wir kommen, sollten Sie aber noch klären, ob
wir überhaupt noch etwas erschnüffeln lassen können. Zehn Jahre Liegezeit! Wer weiß … «
Vielleicht
ist nach zehn Jahren jede Chance vertan, überlegte er deprimiert, und ich entdecke
im besten Fall nur noch Knochen.
»Wenigstens
habe ich das Vergleichsprojektil«, tröstete er sich. »Wenn wir eine Kugel im Boden
finden, dort, wo wir das Grab vermuten, kann ich wenigstens nachweisen, dass sie
aus Günter Hannos Waffe stammt. Dann muss er uns was erklären.«
In Frankfurt
nahm sich ein Rechtsmediziner viel Zeit, seine Frage nach dem zu erwartenden Zustand
der Leichen zu beantworten. »Zwei Körper, sagen Sie? Mutter und neun Monate altes
Kind?«
»Ja, genau.
Wir haben einen Zeugen, der den ungefähren Ablageort benennen kann. Ich möchte nun
wissen, ob ich nach zehn Jahren überhaupt noch etwas finden kann.« Schelter hoffte,
dass nur ihm selbst seine Stimme hysterisch vorkam.
»Können
Sie mir etwas über die Qualität des Bodens sagen? Sand, Erde, Lehm? Regengeschützt,
im Grundwassereinzugsgebiet, nahe einem Flusslauf? Wie tief im Erdreich vermuten
Sie die Leichen?«
»Ähm«, räusperte
sich der Kommissar. »Lehm. In einem Waldstück, das an einen Acker grenzt. Und ich
gehe davon aus, dass er tiefe Gruben gegraben hat. Risikominimierung. Sonst hätten
Tiere die Körper freigelegt. Dort gibt es Wildschweine …« Den Rest
des Satzes ließ er in der Schwebe.
»Aha. Lehmboden
also. Wald. Das bedeutet, dort ist es feucht – der Lehmboden hält die eindringende Feuchtigkeit, Wasser sickert
nicht rasch hindurch, wie zum Beispiel bei Sand. Legen Sie in solch einem Boden
eine Vertiefung an, wird sich darin Wasser ansammeln. Was in Ihrem Fall konkret
bedeutet, dass die beiden Körper im Wasser gelegen haben werden. Wenn es dazu auch
noch kühl ist, dann entstehen in der Regel Fettwachsleichen.«
»Aha. Wie
auf unseren Friedhöfen?«
»So in der
Art. Das Fett setzt sich als feste, wachsartige Schicht auf dem Körper ab. Er wird
dadurch, wenn man das so nennen will, konserviert. Es gibt Fettwachsleichen, bei
denen können Sie sogar noch nach Jahren die Gesichtszüge erkennen!«
Schelter
schluckte, bedankte sich und schauderte bei dem Gedanken, in die Gesichter der beiden
Menschen zu sehen, nach denen er so intensiv gesucht hatte. Kati und Dirk würde
man vielleicht sofort wiedererkennen können!
Mittags erschienen die Beamten mit
den Hunden. Die Tiere verhielten sich seltsam ruhig und diszipliniert. Profis eben,
die wussten, was von ihnen erwartet wurde. Die Mienen der Hundeführer allerdings
blieben skeptisch.
»Wir machen
zwei Durchgänge. Dazwischen Pause für die Hunde. Aber bei der Größe des Suchbereichs
und bei einer Liegezeit von zehn Jahren – nee, Kollege, da sollten Sie sich nicht allzu viel erwarten!«
Schelter
erwartete auch nichts, er hoffte. Doch leider vergeblich. Achselzuckend rückten
die Männer der Hundestaffel am frühen Abend ab. Nichts! Bomben gab es hier
Weitere Kostenlose Bücher