Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Mein Problem ist, dass ich meine Leute nicht wochenlang
graben lassen kann – und am
Ende finden wir nichts!«
»Sehen Sie,
wir sind hier, Ihre Höhenkoordinate haben Sie mit dieser Isolinie angegeben. Das
ist die eine Grenze. Die zweite und dritte Begrenzung stellen die Waldenden dar.
Und jetzt wäre noch die vierte Grenze festzulegen. Wenn Sie, Herr Kommissar, eine
Leiche vergraben wollten, wo würden Sie das versuchen?«
Diese dämliche
Frage wollte sich Schelter gerade verbitten, als Schmitz weiter ausholte und sich
selbst die Antwort gab: »Dort, wo sie nicht entdeckt werden kann!« Damit drehte
der Förster sich um und deutete auf einen weitläufigen Bereich. Keine so neue Erkenntnis,
knurrte Schelter in Gedanken griesgrämig in sich hinein.
»Aber der
ausgesuchte Ort muss auch einer sein, an dem es möglich ist zu graben, verstehen
Sie, Herr Kommissar?« Er nahm Schelter am Ärmel und zog ihn etwa 40 Meter tief in den Wald.
»Sie sehen
noch Ihr Polizeiauto an der Eiche, ja? Und nun graben Sie mal«, forderte er Schelter
auf. Dieser nahm äußerst widerwillig den blanken Spaten in die Hand und wuchtete
ihn in den Boden. Ein kräftiger Ruck im Arm und das Blatt war gerade mal drei Zentimeter
weit ins Erdreich getrieben.
»Geht nicht!
Oder glauben Sie, der Kerl hätte es nicht eilig gehabt und in aller Gemütsruhe einen
halben Tag lang ein Loch gebuddelt? Warum so ein hohes Risiko der Entdeckung eingehen?
Gehen wir mal 200 Meter weiter!«
Revierförster
Schmitz nahm den Spaten höchst persönlich in die Hand, setzte ihn locker auf den
Boden und hob glatt mit einem Stich 20 Zentimeter Erde aus. Ein kleines süffisantes Lächeln huschte ihm über
sein wettergegerbtes Gesicht.
Schelter
verstand – da hatte
ihm dieser Grünrock doch eine ziemliche Lektion erteilt.
»Der Boden
bleibt von nun an bis zum Ende des Waldes so, wie er hier ist«, erklärte der Förster
abschließend.
Schelter
überkam das kalte Grausen: 900 minus 200 Meter , das waren
700 Meter in der
Länge, bei 40 Meter n in der
Breite machte das genau 28.000 Quadratmeter. Wie sollte er das nur dem Staatsanwalt erklären?
»Das bedeutet,
wir sind – selbst,
wenn das grüne Junggemüse zum Graben antritt– für Wochen mit der Suche beschäftigt.
Ganz abgesehen von der Munition!«, stöhnte er.
Das schien
das Stichwort für den Feuerwerker des KMBD gewesen zu sein. »Herr Kollege Schelter,
kommen Sie mal? Ich bin gerade aus dem Flurstück dort hinten zurück und kann Ihnen
nun zeigen, wie eine Gewehrgranate und eine Riegelmine aussehen!«
Schelter
wollte das im Grunde gar nicht wissen. Das Ding konnte doch jederzeit von selbst
hochgehen – hatte
man ihm gerade gestern erklärt. In der Nähe war erst vor Kurzem eine ganze Straße
urplötzlich weggesackt, genau durch solch eine unerwartete Explosion. Und von der
dort vergrabenen Munition hatte niemand auch nur etwas geahnt! Ein mit Riegelminen
und anderem aufgefüllter Bombentrichter. Unfassbar!
»Also, Kollegen,
bevor ihr anfangen könnt zu graben, suchen wir die Oberfläche ab, dauert nur einen
Tag.«
Super!,
schoss es Schelter durch den Kopf, noch eine Keule, noch einmal eine Verzögerung.
Im Hintergrund hielt sich auch am
nächsten Tag ein Team des Kampfmittelräumdienstes bereit – sogar ein Rettungswagen wartete
hinter einem Busch, für den Fall, dass gesprengt werden musste. Verletzungen waren
dabei nie auszuschließen, tragischerweise kam es bei solchen Einsätzen gelegentlich
zu tödlichen Unfällen. Die Bomben, Minen und anderen Munitionsreste, hatte man Schelter
erklärt, rosteten schon seit vielen Jahrzehnten vor sich hin, hatten aber an Gefährlichkeit
nichts eingebüßt, sondern das Risiko war sogar eher angewachsen.
»Unberechenbare
Dinger!«, hatte der Kollege gewarnt. »Bloß nicht anfassen. Wenn jemand beim Graben
auf einen soliden Körper stößt, egal wie groß, oder es ein metallisches Klong gibt,
ist es Zeit, von dort zu verschwinden! Das ist kein Scherz, es besteht dann tatsächlich
Lebensgefahr.«
Fünf junge Polizisten einer technischen
Einheit, die extra aus Potsdam angereist waren, mussten graben, graben und noch
einmal graben. Alles passierte stets unter der Aufsicht von zwei Kriminalbeamten,
die Erfahrungen im Aufspüren von Leichen hatten. Die Erdarbeiten gingen sehr flott
voran. Schelter dachte dabei an sich, wenn er seinen kleinen Vorgarten umgraben
musste. Doch selbst nach zwei Stunden Plackerei war letztlich nicht viel zu sehen:
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