Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
dann jedoch wie vom Donner gerührt direkt hinter der Haustür wieder an. Mitten im Wohnzimmer standen zwei große Koffer, an ihrem Messing-Garderobenständer hing ein Regenmantel, am Sofa lehnte ein Racquetballschläger, und ein Aktenkoffer nahm beinahe den gesamten Couchtisch ein.
Bebend vor Wut drehte sie sich langsam zu ihm um. »Sammeln Sie Ihre Sachen wieder ein, und verschwinden Sie aus meinem Haus.«
»Du meinst wohl eher, aus meinem Haus.« Er fischte in der Tasche nach einem Blatt Papier und fuchtelte ihr gut gelaunt damit vor dem Gesicht herum. »Du hast dieses Haus nur für sechs Monate gemietet. Erinnere mich daran, dich zukünftig in solchen Dingen zu beraten, Laney«, schlug er fröhlich vor. »Aber wie dem auch sei, dein Mietvertrag wäre auf jeden Fall Ende des Monats abgelaufen, deshalb habe ich die Miete für
diesen Monat übernommen, einen neuen Vertrag abgeschlossen – wieder für ein halbes Jahr, denn bis dahin ist das Baby auf der Welt, und dann brauchen wir mehr Platz – und die gesamte Miete im Voraus bezahlt. Du könntest mich natürlich auf die Straße setzen, solange dein eigener Mietvertrag noch gilt, doch ich habe auch deine beiden bisher noch nicht beglichenen Stromrechnungen getilgt. Genau wie die fürs Wasser und fürs Telefon. Deshalb habe ich aus meiner Sicht durchaus einen Anspruch, schon vor Ablauf dieses Monats einzuziehen.«
Sie starrte wie betäubt auf seinen Mund. Meinte er das etwa wirklich ernst? »Sie sind total verrückt. Deshalb rufe ich jetzt erst einmal die Polizei.« Sie wirbelte herum und stürzte Richtung Telefon, er aber zog in aller Seelenruhe seinen Mantel aus und hängte ihn am Garderobenständer auf.
»Und was willst du ihnen sagen? Dass dein Mann hier bei dir eingezogen ist?«
»Wir sind nicht verheiratet!«
Er hob mahnend einen Finger in die Luft. »Aber alle denken, dass wir das sind. Du hast dir selber diese Lüge von den getrennt lebenden Eheleuten ausgedacht, Laney. Ich decke dich also nur.«
»Woher wissen Sie das?« Sie umklammerte die Rückenlehne eines Stuhls.
Sein Lächeln hätte sicher sogar einen Eisberg zum Schmelzen gebracht. »Ich habe sechs Monate mit der Suche nach dir verbracht. Es gibt also nur sehr wenig, was ich nicht über dich weiß.«
»Nun, aber ich weiß nichts über Sie, außer dass Sie total dreist und vor allem eindeutig verrückt sind, falls Sie wirklich glauben, Sie könnten mich einfach derart überfallen und kämen damit durch.« Sie atmete tief durch und fügte in, wie sie hoffte, ruhigem, doch entschiedenem Ton hinzu: »Ich möchte, dass Sie von hier verschwinden. Und zwar jetzt sofort.«
Wieder blitzte eine Spur von Zorn in seinen grünen Augen auf. »Du hast etwas, was mir gehört. Etwas, das mir sehr wichtig ist.« Er warf einen vielsagenden Blick auf ihren Bauch.
Instinktiv hob sie die Hände vor das Rund. »Nein«, hauchte sie erstickt und wiederholte lauter: »Nein!«
Er machte einen Schritt in ihre Richtung, allerdings verrauchte sein Zorn, als er sah, dass sie zusammenfuhr. »Komm hinter diesem gottverdammten Stuhl hervor, Laney. Geh nicht derart vor mir in Deckung. Gott, das Letzte, was ich jemals will, ist, dir wehzutun.«
Sie rührte sich noch immer nicht vom Fleck, deshalb trat er auf sie zu und nahm sanft, aber entschlossen ihren Arm. »Komm, setz dich zu mir in die Küche, während ich dir etwas Heißes zu trinken mache. Du siehst total erledigt aus.« Damit zog er ihr den Mantel aus und warf ihn achtlos auf die Couch. »Du hast in deiner Klasse wirklich wunderbare Kinder, doch ich verstehe nicht, wie du täglich stundenlang dieses Durcheinander und den Höllenlärm erträgst.«
Folgsam ließ sich Laney in die Küche führen. Sie setzte sich nicht gegen ihn zur Wehr, weil sie zu erschöpft war, um sich lautstark zu beschweren, weil sie
zu verwirrt war, um noch länger nachzudenken, und weil seine Hand stark, solide, warm und fürsorglich auf ihrem schmerzenden Rücken lag.
»Was haben wir denn alles vorrätig?« Er durchforstete den Schrank. »Ich glaube, ich muss gleich noch ein paar Lebensmittel einkaufen gehen. Aber wie wäre es erst mal mit einer heißen Schokolade?«, fragte er, als er zwei Päckchen Kakao-Fertigmischung fand, füllte Wasser in den Kessel und stellte ihn so selbstverständlich auf den Herd, als täte er das jeden Tag um fünfzehn Uhr dreißig, wenn sie aus der Schule kam.
»Warum tun Sie das?« Immer wieder stellte sie dieselbe Frage und fühlte sich langsam wie ein
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