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Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)

Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Sünde verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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kann. Schließlich haben sie auch bar bezahlt.«
    Laney war noch immer wie benommen von den Dingen, die vor nicht mal einer Stunde im Büro der Maklerin geschehen waren. Das pensionierte Ehepaar hatte sie dort getroffen und den Kaufpreis bar bezahlt. Der Vertrag war bereits aufgesetzt gewesen, und sie hatten nur noch unterschreiben müssen, vorher aber hatte Deke ihn sich mit der Gründlichkeit eines Anwalts
durchgelesen, zustimmend genickt, sie jedoch, als er gemerkt hatte, wie unglücklich sie ausgesehen hatte, sanft am Arm genommen und ihr zugeraunt: »Unterschreib nur, wenn du wirklich willst, Liebling. Es ist noch nicht zu spät, um einen Rückzieher zu machen.«
    »Nein. Ich werde unterschreiben.« Sie hatte entschlossen mit dem Kopf genickt und sich den Stift geschnappt.
    Die Käufer hatten auch das Mobiliar und sämtliche elektrischen Geräte, die noch in dem Haus gestanden hatten, haben wollen, denn da der Mann Berufssoldat gewesen war, waren sie ständig umgezogen und hatten sich deshalb bisher kaum eigene Möbel zugelegt.
    »Sie können alles haben, was noch in dem Haus ist«, hatte Laney großzügig erklärt. »Nur würde ich mich gerne vergewissern, dass ich keine persönlichen Gegenstände dort vergessen habe, als ich ausgezogen bin. Den Schlüssel bringe ich nachher zurück.«
    Jetzt wünschte sie, sie hätte nicht darauf bestanden, noch mal in das Haus zu gehen. Aus irgendeinem Grund hatte sie Angst davor, es zu betreten, und ihre Beine waren schwer wie Blei, als sie neben Deke trat und ihn die Tür aufschließen ließ.
    Wie in jedem leeren Haus mit zugezogenen Vorhängen sah es auch in diesem düster und erschreckend wie bei einer Totenwache aus, und selbst die Atmosphäre erinnerte unweigerlich an eine Beerdigung.
    Laney hatte die Räume größer in Erinnerung gehabt. Sie lief von einem Zimmer in das nächste, sah sich um, berührte aber nichts.
    Abgesehen von den Möbeln war ihr altes Zimmer leer. Alles, was sie in ihre neue Bleibe mitnehmen wollte, hatte sie vor ihrem Auszug eingepackt. Auch im Zimmer ihrer Mutter war nicht mehr der kleinste persönliche Gegenstand. Ein paar Wochen nach ihrem Tod hatte Laney alle ihre Kleider sowie alle anderen privaten Dinge einer Wohlfahrtseinrichtung gebracht.
    Nach dem traurigen Rundgang kam sie wieder in den Flur und blieb dort verloren und desorientiert stehen.
    »Ist hier nichts mehr, was du haben möchtest, Laney?« , fragte Deke sie und brach dadurch zum ersten Mal die Stille in dem Haus.
    Er war völlig überrascht. Kein einziger Gegenstand in diesem Haus hatte Laney einen Freudenschrei entlockt oder eine wehmütige Träne über ihre Wangen rollen lassen, weil eine besondere Erinnerung mit ihm verbunden war. Er und seine Geschwister hatten erst vor kurzem bei einem Besuch im elterlichen Haus den Dachboden durchwühlt und während des gesamten Nachmittags in Erinnerungen an die gute alte Zeit geschwelgt. Laney allerdings schien völlig fremd in diesem Haus zu sein.
    »Nein, nichts«, erklärte sie dann auch.
    Mit einem Mal kam Deke der Gedanke, dass das Haus nicht leer, sondern so unwirklich wie eine Filmkulisse war. Alles war sorgsam arrangiert, aber es wirkte zweidimensional, hatte keine Tiefe, keine Persönlichkeit, keinen Kern, der es zusammenhielt. »Was ist
mit persönlichen Gegenständen, Erinnerungsstücken, Familienfotos, Sachen dieser Art?«
    »Wir hatten keine Fotos. Mutter hatte keine Kamera.«
    »Willst du etwa sagen, dass es keine Aufnahmen von dir als kleinem Mädchen gibt?«, fragte er sie ungläubig.
    Sie sah ihn trotzig an. »Wir waren einfach nicht sentimental.«
    Was für eine Mutter sammelte nicht jede Menge Aufnahmen von ihrem Kind? »Aber deine Großeltern …«, setzte er vorsichtig an.
    »Ich hatte keine Großeltern. Niemanden. Nur meine Mutter.« Rastlos stapfte sie durch das Wohnzimmer, doch er lief ihr entschlossen hinterher.
    »Wann ist dein Vater gestorben?«
    »Ich war damals noch klein. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Dann hat deine Mutter euch zwei also alleine durchgebracht. Das war bestimmt nicht leicht. Womit hat sie ihr Geld verdient?«
    Ihr Innerstes zog sich noch mehr zusammen. Er sollte keine derartigen Fragen stellen, aber so leicht gab er nicht auf. »Sie war in der Kreditabteilung eines großen Unternehmens.«
    »Was war sie für ein Mensch?«
    »Was für ein Mensch sie war?«
    »Genau, was war sie für ein Mensch?«
    Sie fuhr zu ihm herum. »Warum stellst du mir alle diese Fragen?«
    »Weil es mich

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